«Wir verstehen Lebensmittel»

«Unser Schwerpunkt liegt auf der anwendungsorientierten Beherrschung und Optimierung von Herstellungsprozessen», so Prof. Michael Kleinert, Leiter des Instituts für Lebensmittel- und Getränkeinnovation (ILGI) an der ZHAW in Wädenswil. Im Interview mit Lebensmittel-Industrie gibt er Auskunft zur aktuellen Forschung für die Brot- und Backwarenbranche.

▶ INTERVIEW: PETER JOSSI

Lebensmittel-Industrie: Einer der Schwerpunkte am ILGI/ZHAW liegt auf der angewandten Forschung für Brot- und Backwaren – welche neuen Forschungsfelder liegen derzeit im Fokus?
Michael Kleinert: Wir befassen uns derzeit stark mit der Herkunft beim Getreideanbau, sowohl bezüglich «Terroir» wie den Unterschieden verschiedener Getreidesorten in Bezug auf Anbau, Verarbeitungsqualität und Geschmack. Wir arbeiten hier mit der Uni Hohenheim (www.uni-hohenheim.de) zusammen. Es konnte belegt werden, dass es Auswirkungen der Getreidesorten auf das Aromabild und weitere Qualitätsaspekte gibt. Wie bei anderen Lebensmitteln könnten Erkenntnisse bei der Brot- und Backwarenqualität in Zukunft stärker gewichtet werden. In diesem Zusammenhang haben wir auch die Aromaprofile von Urgetreiden untersucht. Die Verarbeitung solcher Spezialitäten erfordert viel Know-how. Welche Verarbeitungsparameter braucht es – beim Knetprozess, bei der «langen Teigführung» für die Anlagentechnologie und letztlich beim Backprozess?

Stichwort «lange Teigführung»; die Vorteile für Geschmacksbildung und Frischhaltung sind bekannt. Gibt es dazu neue Erkenntnisse aus der ZHAW-Forschung?
Im Rahmen eines «Innosuisse»-Projekts (früher KTI, Red.) nützen wir unseren umfangreichen Stamm an Lactobazillen für die Sauerteigherstellung. Für die Praxisanwendung entsteht daraus ein hoher Nutzen bei der Festlegung günstiger Parameter für die jeweiligen Verarbeitungsprozesse, etwa in Bezug auf Teigtemperaturen und -Reifezeiten.

Welche Rolle spielt der «Clean Label»-Ansatz für Ihre Forschung?
Wir richten uns sehr stark an dieser Zielsetzung aus, zumal diese heute in der Branche breit etabliert ist, weit über die speziell deklarierten Labelsortimente hinaus. Der Verzicht auf chemisch-synthetische Hilfsstoffe erfordert genaue Kenntnisse zu den Verarbeitungsprozessen hinaus eine gezielte Nutzung der funktionellen Eigenschaften der Zutaten. Je genauer wir sie kennen, desto besser können sie verarbeitungstechnisch und ernährungsphysiologisch genutzt werden! In diesem Zusammenhang untersuchen wir Qualitätsaspekte der sogenannten «Superfoods», nicht zuletzt mit Blick auf traditionelle einheimische Zutaten. Statt Chiasamen weisen beispielsweise Leinsamen ähnliche ernährungsphysiologische Vorteile auf.

Oft wird die gute Qualität der gewerblich-handwerklichen der angeblich schlechteren industriellen Bäckerei gegenübergestellt. Was lässt sich dazu aus objektiv-fachlicher Sicht sagen?
Gute Bäckereien gibt es unabhängig von der Grösse. Sowohl in der gewerblichen wie industriellen Herstellung findet sich gleichzeitig viel Mittelmass. Unabhängig von der Betriebsgrösse muss die Qualität des Brotes im Zentrum stehen. Wichtig ist ein grosses Praxis-Wissen, noch wichtiger die echte Leidenschaft für das Backen. Die gute Positionierung mit einem klaren Qualitätsprofil ist für Handwerksbetriebe besonders wichtig. Die noch immer zahlreichen kleinen und mittelgrossen Gewerbebetriebe müssen ihre Chance jedoch aktiv nutzen. Denn die industriellen Bäckereien haben ihre Prozesse immer besser im Griff und können daher immer bessere Qualität herstellen.

Das Institut für Lebensmittel- und Getränkeinnovation (ILGI) begleitet als Forschungspartner auch die technologische Entwicklung. Welche Herausforderungen stehen dabei im Vordergrund?
Grundsätzlich ist von allen Mut zum Umdenken und Offenheit für neue Ideen und Verfahren gefordert. Um eine allgemeine Stossrichtung zu geben: «Nutzen, was schon da ist!» Mit den stets komplexeren Produktionsanforderungen und der wachsenden Qualitätsvielfalt bei den Zutaten benötigen die Fachleute ein immer grösseres Wissen zur Herstellung von Broten und Backwaren in optimaler Qualität. Für die digitale Vernetzung entlang der ganzen Wertschöpfungskette besteht noch viel Optimierungspotenzial. Mit einer optimalen Information über die Rohstoff-Eigenschaften lassen sich beispielsweise die Rezepturen flexibel anpassen. Eine weitere Option ist die noch stärke Flexibilisierung namentlich der industriellen Verarbeitungsabläufe dank einer digitalen Kommunikation entlang der Verarbeitungslinie. Ein wichtiges Element bildet dabei die Teigreifung. Wenn die Verarbeitung infolge zu starrer Prozessabläufe zu früh erfolgt, hat dies negative Auswirkungen auf die Brotqualität. Betreffend der eigentlichen Backtechnologie ist schon vieles optimiert. Programmierbare Backprozesse sind seit vielen Jahren praxiserprobt. Je nach betrieblichem Bedarf lassen sich mit der Wahl der Backtechnologie zudem Vorteile auf der betrieblich-logistischen Ebene erzielen. Die in der Praxis erprobte, aber immer noch wenig verbreitete Vakuum-Bäckerei ermöglicht etwa einen raschen Abkühlprozess und dadurch eine Beschleunigung der Ausliefergeschwindigkeit.

Die ZHAW und die Fachhochschulen stehen für das Versprechen «von der Praxis für die Praxis». Gilt dies mit Blick auf den beruflichen Hintergrund noch immer – allgemein und für die Bäckereibranche?
Ja, den praxisorientierten Selbstanspruch erfüllen wir nach wie vor, wie ein Blick auf den Hintergrund der Studierenden beweist: 75 Prozent der Studierenden in unseren Lehrgängen verfügen über einen Abschluss in den für die Zulassung definierten Berufen. 15 Prozent sind Fachleute aus dem Berufsfeld Bäckerei-Konditorei-Confiserie. Nach abgeschlossenem Studium sind die «Wädenswiler» – auch diejenigen aus den weiteren Studienlehrgängen – gefragt. Viele mit beruflichem Bäckerei-Hintergrund übernehmen neue Verantwortungen in der Backwarenbranche, sei es mit einer leitenden Funktion direkt in der Produktion oder in damit verbundenen Arbeitsfeldern wie Einkauf, Verkauf, Beratung oder im Qualitätsmanagement. Wir stellen einen steigenden Bedarf auch in mittelgrossen gewerblichen Betrieben fest. Mit den vielfältigeren Ansprüchen wächst der Bedarf nach einem breiten über die eigentliche Berufsbildung hinaus gehenden Fachhintergrund, wie es unsere Lebensmittel-IngenieurInnen bieten können.



LEBENSMITTEL-INDUSTRIE 7/8 2018

EVENTS

Automatica

Die Leitmesse für intelligente Automation und Robotik

Datum: 24.-27. Juni 2025

Ort: München (D)

SINDEX

Schweizer Messe für industrielle Automatisierung

Datum: 02.-04. September 2025

Ort: Bern (CH)

AM Expo

Fachmesse und Symposium: Inspiration, Weiterbildung und Netzwerk

Datum: 09.-10. September 2025

Ort: Luzern (CH)

Drinktec Deutschland

Auf der Weltleitmesse der Getränke- und Liquid-Food-Industrie

Datum: 15.-19. September 2025

Ort: München (D)

Ilmac

Fachmesse für Prozess- und Labortechnologie

Datum: 16.-18. September 2025

Ort: Basel (CH)

CMS Berlin

Internationale Leitmesse für Reinigung und Hygiene

Datum: 23.-26. September 2025

Ort: Berlin (D)

POWTECH

Pharma.Manufacturing.Excellence

Datum: 23.-25. September 2025

Ort: Nürnberg (D)

FachPack

Europäische Fachmesse für Verpackung, Technik, Veredelung und Logistik

Datum: 23.-25. September 2025

Ort: Nürnberg (D)

Anuga

Weltweite Ernährungsmesse für Handel und Gastronomie/Ausser-Haus-Markt

Datum: 04.-08. Oktober 2025

Ort: Köln (D)

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Die Messe für Instandhaltung und Services

Datum: 21.-22. Oktober 2025

Ort: Stuttgart (D)

Brennpunkt Nahrung

Fachkonferenz über Trends, Märkte und Management

Datum: 04. November 2025

Ort: Luzern (CH)

A + A

Messe und Kongress für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit

Datum: 04.-07. November 2025

Ort: Düsseldorf (D)

igeho

Internationale Branchenplattform für Hotellerie, Gastronomie, Take-away und Care

Datum: 15.-19. November 2025

Ort: Basel (CH)

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Die Schweizer Fachmesse für kommunales und industrielles Wassermanagement.

Datum: 26.-27. November 2025

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maintenance Schweiz

Schweizer Fachmesse für industrielle Instandhaltung und Facility Management

Datum: 26.-27. November 2025

Ort: Zürich (CH)

Pumps & Valves

Die Fachmesse für industrielle Pumpen, Armaturen & Prozesse

Datum: 26.-27. November 2025

Ort: Zürich (CH)

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Führende Plattform der Bau- und Immobilienwirtschaft

Datum: 20.-23. Januar 2026

Ort: Basel (CH)

Empack Schweiz

The Future of Packaging Technology

Datum: 28.-29. Januar 2026

Ort: Bern (CH)

aqua pro

B2B-Plattform in der Schweiz für Fachkräfte des globalen Wasserkreislaufs

Datum: 04.-06. Februar 2026

Ort: Bulle (CH)

EuroShop

Fachmesse für den Investitionsbedarf des Handels

Datum: 22.-26. Februar 2026

Ort: Düsseldorf (D)

Ble.ch

Die führende Fachmesse der Blech-, Metall- und Stahlbearbeitung in der Schweiz.

Datum: 11.-13. März 2026

Ort: Bern (CH)

analytica

Weltleitmesse für Labortechnik, Analytik, Biotechnologie und analytica conference

Datum: 24.-27. März 2026

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IFAT

Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft

Datum: 04.-08. Mai 2026

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interpack

Führende Messe für Prozesse und Verpackung

Datum: 07.-13. Mai 2026

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ArbeitsSicherheit Schweiz

Fachmesse für Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz

Datum: 20.-21. Mai 2026

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all about automation

Fachmesse für Industrieautomation

Datum: 26.-27. August 2026

Ort: Zürich (CH)

Ilmac Lausanne

Networking. Forum. Aussteller

Datum: 23.-24. September 2026

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Chillventa

Weltleitmesse der Kältetechnik

Datum: 13.-15. Oktober 2026

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SIAL

Fachmesse für Nahrungsmittel-Innovationen

Datum: 17.-21. Oktober 2026

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electronica

Weltleitmesse und Konferenz der Elektronik

Datum: 10.-13. November 2026

Ort: München (D)

ALL4PACK EMBALLAGE

The global marketplace for Packaging Processing Printing Handling

Datum: 23.-26. November 2026

Ort: Paris (F)

Anuga FoodTec

Internationale Zuliefermesse für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie

Datum: 23.-26. März 2027

Ort: Köln (D)

Achema

Internationale Leitmesse der Prozessindustrie

Datum: 14.-18. Juni 2027

Ort: Frankfurt am Main (D)

drupa

Weltweit führende Fachmesse für Drucktechnologien

Datum: 09.-17. Mai 2028

Ort: Düsseldorf (D)

Bezugsquellenverzeichnis