Agrarabkommen – Tatbeweis bei der Nachhaltigkeit?

Die Fair-Food-Initiative ist «vom Tisch» – aktuell bleiben gleichzeitig die öffentliche Erwartungshaltung an die Ernährungswirtschaft und der politische Auftrag an die Behörden, namentlich den Bundesrat.

▶ PETER JOSSI

Die «Voto»-Befragung nach der Abstimmung vom 23. September zeigt klar auf: Trotz Ablehnung der Fair-Food-Initiative stiess das Kernanliegen der Vorlage bei den Stimmenden auf grossen Zuspruch. Insgesamt unterstützten mehr als drei Viertel aller Befragten die Forderungen, das Angebot an regional produzierten Lebensmitteln zu vergrössern. Gleichzeitig sollen für landwirtschaftliche Importprodukte die gleichen sozialen und ökologischen Anforderungen gelten müssen wie für Lebensmittel aus Schweizer Produktion. Bereits ein Jahr zuvor hatten 78,7 Prozent der Stimmenden und alle Stände den direkten Gegenentwurf zur zurückgezogenen Volksinitiative «Für Ernährungssicherheit» angenommen. Seither enthält der Verfassungsartikel 104a zur Bedeutung der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft enthält mit Buchstabe d seit dem Volks-Ja erstmals eine wichtige Verpflichtung an die Politik: Bei «grenzüberschreitenden Handelsbeziehungen» müssen die politischen Verantwortlichen auf Vereinbarungen setzen, «die zur nachhaltigen Entwicklung der Land- und Ernährungswirtschaft beitragen».

Palmöl: Nachhaltigkeit durch klare Bestimmungen gesichert
Mit Blick auf die Verhandlungen zu den Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und Indonesien sowie Malaysia wurde Palmöl in den letzten Wochen zum Gegenstand einer kontroversen politischen Debatte. Am 1. November 2018 konnten die Verhandlungen für ein Freihandelsabkommen zwischen der EFTA – mit der Schweiz als Verhandlungsführerin – und Indonesien in der Substanz abgeschlossen werden. Dies nach einer intensiven letzten Verhandlungsrunde und Treffen sowie Telefonaten zwischen Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann, dem Präsidenten Indonesiens, Joko Widodo, und Handelsminister Enggartiasto Lukita. Mit dem Abkommen werden mittelfristig 98 Prozent der Schweizer Güter zollbefreit.

Das Abkommen wird damit zum Testfall für die verbindliche Umsetzung. Gemäss der Behördeninformation konnten den Bedenken zur Sicherung der Nachhaltigkeit «vollauf Rechnung getragen werden». Tatsächlich enthält das Abkommen einschlägige Bestimmungen zu Handel und nachhaltiger Entwicklung, die auch für die Palmölproduktion direkt relevant sind. Darunter fallen die Einhaltung und die Umsetzung der multilateralen Umweltabkommen sowie der Grundrechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Ausserdem enthält das Abkommen Bestimmungen zur Förderung einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Waldressourcen, insbesondere durch Bekämpfung des illegalen Holzschlags. Zweitens ist es der EFTA gelungen, sich auf eine palmölspezifische Bestimmung zu einigen. Die Bestimmung enthält weitergehende Verpflichtungen, Produktion und Handel von Palmöl und anderen pflanzlichen Ölen nachhaltig zu gestalten.


Kritische Betrachtung tut not


Erwartungsgemäss kritisch fällt die Reaktion des Bruno Manser Fonds und weiterer NGO aus. Der Schweizer Bauernverband (SBV) zeigt sich über die Einigung erstaunt, wie es in einer Meldung der Agentur LID hiess. Wichtig sei, dass der Bundesrat die roten Linien bei den sensiblen Produkten einhalte und die Nachhaltigkeit als verbindliches Kriterium integriere, heisst es in einer Medienmitteilung.

Urs Furrer, Co-Geschäftsführer des Branchenverbands Foederation der Schweizerischen Nahrungsmittel-Industrien (fial), verlangt im aktuellen fial-Newsletter eine differenzierte Betrachtung. Ein Ausschluss von Palmöl aus den Verhandlungen sei «nicht zielführend». Urs Furrer erläutert: «Weil Palmöl das Hauptexportprodukt der beiden Länder ist, würde ein Ausschluss von Palmöl faktisch das Aus für die Verhandlungen mit Malaysia und Indonesien bedeuten». Damit wäre aber noch kein Regenwald gerettet. Denn die Schweizer Importmenge von 0.03 Prozent der weltweiten Gesamtpalmölproduktion, wovon wiederum 60 Prozent aus den beiden Ländern stammen, ist äusserst gering. Zwar stamme ein Grossteil des in die Schweiz importierten Palmöls aus nachhaltiger, zertifizierter Produktion, betont Furrer und ergänzt: «Die Nachfrage nach diesem Palmöl ist weltweit aber tief, was sich in den Preisen niederschlägt. Würde die Schweiz Palmölimporte aus den beiden Ländern diskriminieren, sänke der Anreiz zur Produktion von zertifiziertem Palmöl zusätzlich.»

Substitution einheimischer Öle unrealistisch
Bei den Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten geht ein allgemeiner Trend hin zu regionalen, einheimischen Rohstoffen. Urs Furrer ist jedoch überzeugt: «Eine Substitution einheimischer Öle durch importiertes Palmöl würde kaum goutiert. Mit Blick auf die aktuellen Preise für Palmöl würde ein Freihandelsabkommen auch in wirtschaftlicher Hinsicht kaum als Treiber für einen Wechsel von einheimischen Ölen zu Palmöl wirken.» Eine Substitution von Palmöl durch einheimische Öle und Fette stösst zudem an technologische Grenzen. Denn aufgrund der Eigenschaften von Palmöl eignet sich der Rohstoff hervorragend für eine vergleichsweise naturbelassene Verarbeitung in sehr vielen Sortimenten, was zu einer Reduktion des Zusatzstoffeinsatzes führt.

Weiterentwicklung bewährter Branchenstandards
Die beiden «orangen» Grossverteiler und viele weitere Vermarkter und Branchenverbände verpflichten sich über die Schweizer Landwirtschaft hinaus auch beim Import seit vielen Jahren zur Förderung sozial-ökologischer nachhaltiger Standards. Insbesondere für Palmöl und Soja haben sich dabei über die Schweiz hinaus wirksame Branchenstandards gut etabliert. Für die Überprüfung arbeiten staatliche und privatrechtliche Vollzugsorgane Hand in Hand. Ein gut ausgebautes und grenzüberschreitend koordiniertes Standard- und Zertifizierungssystem ist für eine grosse Vielfalt an Qualitätsanforderungen gut etabliert.

Alexandra Kunz, Mediensprecherin und Projektleiterin Nachhaltigkeitskommunikation beim Migros-Genossenschafts-Bund bestätigt dies auf Nachfrage: «Das von der Migros verwendete Palmöl entspricht den Anforderungen von RSPO Identity Preserved. Dies bedeutet, dass die Migros bei den Lebensmitteln das verwendete Palmöl bis auf die Plantage zurückverfolgen kann. Dabei stellen wir unter anderem sicher, dass keine Regenwälder abgeholzt, keine Torfmoore zerstört und keine kritischen Pestizide eingesetzt werden. Zudem stellen wir arbeitsrechtliche Bedingungen sicher. Sämtliche unserer Plantagen werden regelmässig von der unabhängigen Organisation ‹The Forest Trust› kontrolliert». Die Migros setzt sich laut Alexandra Kunz in Kooperation mit WWF und Greenpeace aktiv für eine ständige Weiterentwicklung und Verschärfung der Anforderungen ein. Im Vordergrund steht dabei die Umstellung auf POIG, ein Standard, der die Verschärfung gegenüber den RSPO-Kriterien sowie Zusatzkriterien vorsieht.

Auch Coop fördert die nachhaltige Beschaffung dieses wichtigen Schlüsselrohstoffs, wie Mediensprecherin Alena Kress bestätigt: «Coop setzt bereits seit vielen Jahren auf nachhaltiges Palmöl, das die Kriterien des ‹Round Table on Sustainable Palm Oil›, kurz RSPO, erfüllt. Nun gehen wir einen Schritt weiter: Zukünftig setzen wir auch für unsere konventionellen Eigenmarkenlebensmittel auf Bio-Knospe-Palmöl. Bio-Knospe-Palmöl erfüllt deutlich höhere Anforderungen als RSPO, aber auch als EU-Bio-zertifiziertes Palmöl. In ausgewählten Eigenmarkenprodukten ersetzt Coop Palmöl zudem, wenn sinnvoll und machbar, ganz durch andere Öle und Fette.»



LEBENSMITTEL-INDUSTRIE 11/12 2018

EVENTS

IFFA

Internationale Leitmesse – Technology for Meat and Alternative Proteins

Datum: 03.-08. Mai 2025

Ort: Frankfurt am Main (D)

TUTTOFOOD

Internationale B2B-Messe für Food & Beverage

Datum: 05.-08. Mai 2025

Ort: Mailand (I)

SENSOR + TEST

Internationale Fachmesse für Sensorik, Mess- und Prüftechnik

Datum: 06.-08. Mai 2025

Ort: Nürnberg (D)

iba

Die führende Weltmesse für Bäckerei, Konditorei und Snacks

Datum: 18.-22. Mai 2025

Ort: Düsseldorf (D)

VITAFOODS EUROPE

Messe für Nutraceuticals, Functional Food & Drinks

Datum: 20.-22. Mai 2025

Ort: Barcelona (ESP)

LABVOLUTION

Europäische Fachmesse für innovative Laborausstattung und die Optimierung von Labor-Workflows

Datum: 20.-22. Mai 2025

Ort: Hannover (D)

Automatica

Die Leitmesse für intelligente Automation und Robotik

Datum: 24.-27. Juni 2025

Ort: München (D)

SINDEX

Schweizer Messe für industrielle Automatisierung

Datum: 02.-04. September 2025

Ort: Bern (CH)

AM Expo

Fachmesse und Symposium: Inspiration, Weiterbildung und Netzwerk

Datum: 09.-10. September 2025

Ort: Luzern (CH)

Drinktec Deutschland

Auf der Weltleitmesse der Getränke- und Liquid-Food-Industrie

Datum: 15.-19. September 2025

Ort: München (D)

Ilmac

Fachmesse für Prozess- und Labortechnologie

Datum: 16.-18. September 2025

Ort: Basel (CH)

CMS Berlin

Internationale Leitmesse für Reinigung und Hygiene

Datum: 23.-26. September 2025

Ort: Berlin (D)

POWTECH

Pharma.Manufacturing.Excellence

Datum: 23.-25. September 2025

Ort: Nürnberg (D)

FachPack

Europäische Fachmesse für Verpackung, Technik, Veredelung und Logistik

Datum: 23.-25. September 2025

Ort: Nürnberg (D)

Anuga

Weltweite Ernährungsmesse für Handel und Gastronomie/Ausser-Haus-Markt

Datum: 04.-08. Oktober 2025

Ort: Köln (D)

IN.STAND

Die Messe für Instandhaltung und Services

Datum: 21.-22. Oktober 2025

Ort: Stuttgart (D)

Brennpunkt Nahrung

Fachkonferenz über Trends, Märkte und Management

Datum: 04. November 2025

Ort: Luzern (CH)

A + A

Messe und Kongress für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit

Datum: 04.-07. November 2025

Ort: Düsseldorf (D)

igeho

Internationale Branchenplattform für Hotellerie, Gastronomie, Take-away und Care

Datum: 15.-19. November 2025

Ort: Basel (CH)

AQUA Suisse

Die Schweizer Fachmesse für kommunales und industrielles Wassermanagement.

Datum: 26.-27. November 2025

Ort: Zürich (CH)

maintenance Schweiz

Schweizer Fachmesse für industrielle Instandhaltung und Facility Management

Datum: 26.-27. November 2025

Ort: Zürich (CH)

Pumps & Valves

Die Fachmesse für industrielle Pumpen, Armaturen & Prozesse

Datum: 26.-27. November 2025

Ort: Zürich (CH)

Swissbau

Führende Plattform der Bau- und Immobilienwirtschaft

Datum: 20.-23. Januar 2026

Ort: Basel (CH)

Empack Schweiz

The Future of Packaging Technology

Datum: 28.-29. Januar 2026

Ort: Bern (CH)

aqua pro

B2B-Plattform in der Schweiz für Fachkräfte des globalen Wasserkreislaufs

Datum: 04.-06. Februar 2026

Ort: Bulle (CH)

EuroShop

Fachmesse für den Investitionsbedarf des Handels

Datum: 22.-26. Februar 2026

Ort: Düsseldorf (D)

Ble.ch

Die führende Fachmesse der Blech-, Metall- und Stahlbearbeitung in der Schweiz.

Datum: 11.-13. März 2026

Ort: Bern (CH)

analytica

Weltleitmesse für Labortechnik, Analytik, Biotechnologie und analytica conference

Datum: 24.-27. März 2026

Ort: München (D)

IFAT

Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft

Datum: 04.-08. Mai 2026

Ort: München (D)

interpack

Führende Messe für Prozesse und Verpackung

Datum: 07.-13. Mai 2026

Ort: Düsseldorf (D)

ArbeitsSicherheit Schweiz

Fachmesse für Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz

Datum: 20.-21. Mai 2026

Ort: Zürich (CH)

all about automation

Fachmesse für Industrieautomation

Datum: 26.-27. August 2026

Ort: Zürich (CH)

Ilmac Lausanne

Networking. Forum. Aussteller

Datum: 23.-24. September 2026

Ort: Lausanne (CH)

Chillventa

Weltleitmesse der Kältetechnik

Datum: 13.-15. Oktober 2026

Ort: Nürnberg (D)

SIAL

Fachmesse für Nahrungsmittel-Innovationen

Datum: 17.-21. Oktober 2026

Ort: Paris (F)

electronica

Weltleitmesse und Konferenz der Elektronik

Datum: 10.-13. November 2026

Ort: München (D)

ALL4PACK EMBALLAGE

The global marketplace for Packaging Processing Printing Handling

Datum: 23.-26. November 2026

Ort: Paris (F)

Anuga FoodTec

Internationale Zuliefermesse für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie

Datum: 23.-26. März 2027

Ort: Köln (D)

Achema

Internationale Leitmesse der Prozessindustrie

Datum: 14.-18. Juni 2027

Ort: Frankfurt am Main (D)

drupa

Weltweit führende Fachmesse für Drucktechnologien

Datum: 09.-17. Mai 2028

Ort: Düsseldorf (D)

Bezugsquellenverzeichnis