Verbraucherinnen und Verbraucher fordern nachhaltigere Verpackungen, der Fachkräftemangel zwingt zur Automatisierung, und Energie- sowie Materialeffizienz werden zunehmend zum Wettbewerbsfaktor. Verpackungslösungen für Brot, Croissants, Hefeteilchen, Kuchen und Co. müssen daher heute gleichermassen ökologisch, wirtschaftlich und technologisch flexibel sein.
Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Schlüsselfaktor und viele Hersteller setzen bereits auf recycelbare, kompostierbare oder biobasierte Materialien, etwa papierbasierte Lösungen, PLA-Folien oder Monomaterialien. So zeigt Interpack-Aussteller Weber Verpackung auf der Messe seinen Baker Bag für die Selbstbedienungstheke. Die Papierverpackungen können mit Sichtfenstern aus dünner transparenter Recyclingfolie oder transparentem Papier (Pergamin) ausgestattet werden. Bei einem Pergaminfenster wandert der Beutel problemlos über die Altpapiertonne in’s Recycling. Produktschutz ist allerdings oberstes Gebot, damit Brot oder Kuchen nicht frühzeitig verderben. Deshalb müssen innovative Verpackungssysteme bei aller Nachhaltigkeit vor allem Hygiene und Haltbarkeit verbinden. Besonders bei den Automatenbeuteln für die automatische Verpackung von Brot- und Backwaren sind Barrierefunktionen gefragt, die den Wasserdampf- und Sauerstoffaustausch reduzieren und so den Inhalt frisch halten. Diese Barrieren können mit Papier derzeit nur durch den Einsatz von Kunststoffbeschichtungen, Folienkaschierungen oder Beschichtungen mit einer polymerhaltigen Schicht erzielt werden. Immerhin ist der Kunststoffanteil dabei deutlich geringer als bei einem Folienbeutel.
Parallel zur Materialentwicklung schreitet die Automatisierung der Verpackungsprozesse voran. Robotik und künstliche Intelligenz halten dabei zunehmend Einzug in die Produktion und ermöglichen ein präzises, schonendes Handling empfindlicher Backwaren. Moderne Anlagen arbeiten mit kameragestützten Erkennungssystemen, die Form, Lage und Qualität der Produkte in Echtzeit analysieren. So wird nur einwandfreie Ware verpackt, Ausschuss reduziert und die Prozesssicherheit erhöht. Gleichzeitig verkürzen sich Umrüstzeiten erheblich – ein entscheidender Faktor angesichts kleinerer Losgrössen und häufig wechselnder Produktvarianten. Hier zeigt die Interpack 2026 einem breiten Fachpublikum die aktuellen technologischen Entwicklungen und Innovationen aus erster Hand.
Intelligente Systeme für Grossbetriebe und Mittelständler
Die Digitalisierung vernetzt in der Backwarenproduktion Maschinen, Sensoren und Steuerungen zu intelligenten Gesamtsystemen. Prozessdaten wie Temperatur, Siegelqualität oder Materialverbrauch werden kontinuierlich erfasst und automatisch ausgewertet. Plattformen wie Vision AI nutzen KI-basierte Bildanalyse, um Abweichungen sofort zu erkennen und Parameter in Echtzeit anzupassen. Auch die vorausschauende Wartung gewinnt an Bedeutung: Durch die Analyse von Maschinendaten lassen sich Ausfälle verhindern und Stillstandzeiten minimieren. Solche Smart-Factory-Konzepte sind längst nicht mehr nur Grossbetrieben vorbehalten, sondern zunehmend auch für mittelständische Backwarenhersteller interessant.
Besonders bei empfindlichen oder unregelmässig geformten Produkten spielen Robotik, sensorbasierte Steuerungen und KI ihre Stärken aus. Die Gerhard Schubert GmbH hat beispielsweise mit dem Cobot tog.519 eine Lösung entwickelt, die KI-gestützte Bilderkennung und eine flexible Roboterkinematik kombiniert. Der Cobot greift verschiedenste Backwaren – auch unsortiert – mit bis zu 90 Takten pro Minute. Durch Werkzeuge aus dem 3D-Drucker lassen sich neue Produktformen schnell integrieren, was Umrüstzeiten und Investitionskosten senkt.
In der Keks- und Backwarenbranche stehen vielseitige Verpackungslösungen für Kleinserien hoch im Kurs. Da zudem die Stellfläche bei vielen Anwendern begrenzt ist, kommt es zusehends auf Anlagen mit kompaktem Layout an. Hier setzt die Technologie von Schubert an mit wendigen, platzsparenden Robotern. Der französische Kekshersteller Nutrition & Santé hat solche Lösungen bereits in seine Produktion integriert. Die Initialzündung für die Kooperation mit Schubert war die interpack 2023. Dort hatte der Verpackungsmaschinenhersteller eine völlig neue, effiziente Zuführung von Kartonzuschnitten präsentiert. Nutrition hat sich nach der Messe für eine Anlage mit Flowpacker, Kartonierer und zwei einbahnig arbeitenden A3-Aufrichtern entschieden, die für die Verpackung von insgesamt 13 verschiedenen Gebäcksorten (darunter rechteckige und runde Kekse, Schoko-Nuss-Varianten sowie gefüllte Riegel) sorgt. Herzstück des Systems ist der vielseitige TLM-Kartonierer, der flexibel sieben Beutelformate und Schachtelgrössen bewältigt.
Für die effiziente Verpackung von Keksen hat Maschinenhersteller Syntegon kürzlich eine neue Zähleinheit vorgestellt. Der Zähleinleger FGCT verspricht schonendes Handling, höhere Effizienz und geringeren Produktausschuss. Die Anlage gruppiert Kekse in gewünschter Stückzahl besonders schonend und platziert sie aufrecht in Trays oder direkt in die Zuführung einer Schlauchbeutelmaschine.
Auch Fuji Packaging bietet mit seinen Alpha Wrapper-Systemen praxisnahe Lösungen für empfindliche Backwaren mit Wiederverschlussoptionen und Öffnungshilfen. Platzsparende, kettenlose Folienführungen ermöglichen ein flexibles Handling und die Fuji Siegeltechnik sorgt für die Verarbeitung moderner, nachhaltiger und recyclingfähiger Packstoffe. Das Hamburger Unternehmen, das seit über 40 Jahren in Europa Flowpackmaschinen des japanischen Herstellers Fuji Machinery vertreibt, hat zudem verschiedene Lösungen für MAP-Verpackungen im Portfolio, etwa das Pre-Vac System, bei dem die Produkte evakuiert und anschließend mit Schutzgas gespült werden.
Heisssiegelfähige Papiere mit Highspeed verarbeiten
Auch in der Hochleistungsverpackung zeigt sich die Innovationskraft der Branche. JTM Foods, führender US-Hersteller von Snack Pies, setzt in seiner neuen Produktionsstätte auf horizontale Schlauchbeutelmaschinen mit kontaktloser Zuführung vom Typ JT Advance des italienischen Herstellers Sacmi Packaging & Chocolate. Die vollelektronischen, servogesteuerten Anlagen können für Flachbeutel, Seitenfaltenbeutel, Beutel mit Offset-Siegelung, Beutel mit Aufreißfaden sowie On-Edge-Verpackungen mit Längs- und Quersiegelung konfiguriert werden, erreichen bis zu 200 Takte pro Minute und verwenden heisssiegelfähige Papierfolien. Individuell im 3D-Druck gefertigte Formschultern verhindern Materialbrüche und ermöglichen hohe Verpackungsgeschwindigkeit bei gleichbleibender Qualität. Ergänzt wird das System durch kompakte Sekundärverpackungslösungen wie den Toploader IER 030 und den Kartonaufrichter F-EL, die für hohe Leistung auf begrenztem Raum konzipiert sind.
Neue Wege in der Prozessintegration geht Multivac mit dem Cooling Packing-System, einer Vakuumanwendung, die den Abkühlprozess direkt in die Tiefziehverpackungsmaschine verlagert. Backwaren können damit unmittelbar nach dem Backen verpackt werden, denn die Temperatur sinkt durch Vakuumkühlung innerhalb weniger Sekunden von 95 auf etwa 30 Grad. Das spart Energie, reduziert den Platzbedarf für Kühlanlagen und minimiert das Risiko einer Produktkontamination.
Vom 7. bis zum 13. Mai 2026 können Besucher auf der Interpack in Düsseldorf live erleben wie empfindliche Backwaren produziert und verpackt werden.
Weitere Informationen unter www.interpack.de