Durch die Corona-Krise wird unser Alltagsleben wesentlich eingeschränkt und die Wirtschaft steht grossen Herausforderungen gegenüber. Andere Themen wie der Nachhaltigkeitstrend und die Klimakrise treten nun in den Hintergrund. Gleichzeitig mehren sich die Stimmen, dass die Krise ein Katalysator für den notwendigen Trend zu mehr Nachhaltigkeit sein sollte.
Starke Nachfrage nach Regionalität und Schweizer Herkunft
Gemäss der FHL-Studie ist beim Einkaufsverhalten ein klarer Trend zum verstärkten Kauf von regionalen und schweizerischen Produkten zu beobachten. Auf diese Kriterien wird beim Kauf am meisten geachtet. Die Befragten geben an, seit Beginn der Krise noch stärker darauf zu achten. Die Studien-Autoren interpretieren dieses Verhalten als eine «Besinnung auf das Wesentliche» und eine gestiegene Wertschätzung von lokalen und regionalen Anbietern. Eine nachgeordnete Rolle kann hier auch die Unsicherheit der internationalen Beziehungen spielen. Situationsbedingt ist die aktuelle Verfügbarkeit der Produkte gegenüber der Zeit vor der Krise wichtiger geworden und die ökologische Nachhaltigkeit der Produkte hat in geringem Umfang an Bedeutung gewonnen. Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass die Bevölkerung zukünftig mehr auf Regionalität achten möchte. Darüber freuen wir uns, warten jedoch den Verlauf in den nächsten Monaten und Jahren ab!
Vor- und Nachteile für AOP- und IGPProduzenten
Die AOP- und IGP-Sortenorganisationen ihrerseits haben diese Zeit differenziert durchlebt und werden dies auch weiterhin tun, da sie alle ihre eigenen Besonderheiten haben. Positiv für die Produzenten ist zu vermerken, dass die Schliessung der Grenzen jeglichen Wettbewerb durch Einkaufstourismus beseitigt hat. Die Einschränkung der sozialen Kontakte hat die Konsumenten in lokale Geschäfte gedrängt, zu denen viele Käsereien, Metzgereien, Bäckereien und weitere Handwerker gehören, die AOP- und IGP-Spezia- litäten herstellen, sowie in die von ihnen belieferten Dorfläden.
Negativ zu vermerken ist, dass die Schliessung der Restaurants und die Absage von Fest- und Volksveranstaltungen die Lieferanten sowohl in der Schweiz als auch auf den Exportmärkten hart getroffen hat. Bei einigen Spezialitäten, wie Fondue und Raclette, die für Geselligkeit stehen, kam der Verkauf plötzlich zum Erliegen, was sich direkt auf Vorzeigeprodukte wie Walliser Raclette AOP und Vacherin Fribourgeois AOP auswirkte. Auch bei Sortenorganisationen, die weitgehend vom Export abhängig sind, wie zum Beispiel Tête de Moine AOP, ist eine Verlangsamung oder sogar ein abrupter Stopp der Verkaufsaktivitäten auf ihren ausländischen Märkten zu verzeichnen. Fleischspezialitäten kommen ebenfalls nicht ungeschoren davon, denn die Hälfte davon wird ausser Haus, ausgerechnet in Restaurants, bei Veranstaltungen und Volksfesten verzehrt, wie zum Beispiel die St. Galler Bratwurst IGP.
Wie andere Teile unserer Wirtschaft werden daher auch die meisten AOP- und IGP-Sortenorganisationen in diesem Jahr und darüber hinaus einen Umsatzrückgang verzeichnen. Wir haben jedoch allen Grund, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Die anspruchsvollen Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten haben in dieser aussergewöhnlichen Zeit mit ihrer Einkaufshaltung gezeigt, dass sie auch in schwierigen Zeiten Wert auf Schweizer Herkunft, Authentizität und guten Geschmack legen.
Weitere Informationen: www.aop-igp.ch