Das Innovationsnetzwerk Swiss Food Research nutzte die Zeit des «Lockdown-Rückzugs» zur organisatorischen und personellen Verstärkung. Neu im Team wirken Barbara Pokorny, Aline Candrian und Mark Suabedissen mit.
Gemeinsam mit dem Cluster Food & Nutrition wurde das Suisse Agro Food Leading House gegründet, das ab 2021 die Herausforderungen des Agrar-Lebensmittel- und Ernährungssystems im Rahmen des Innovation Boosters, gefördert durch die Innosuisse, zusammen mit allen interessierten und innovationsbegeisterten Akteuren der Branche bearbeitet.
Scaling-up and growing our network
Im Sinne einer dynamischen Wirtschaftsgemeinschaft aktiviert Swiss Food Research Teilnehmende aus allen Sektoren und allen Bereichen innerhalb der Agro-Food-Wertschöpfungskette, deren Umwelt und Umfeld zur Entwicklung von Marktrelevanz und Wachstum durch Innovationen. Aus 19 Projektanträgen auf den Swiss Food Research Call konnten im Verlauf der vergangenen Monate 10 ausgewählt und direkt durch eigene Mittel gefördert werden. Zudem verstärken 20 neue Mitglieder und neue Partnerschaften im nationalen, wie internationalen Bereich das Netzwerk zusätzlich. Damit erhöhen wir die Chancen auf die gemeinsame Entwicklung einer nachhaltigen Agro&Food-Landschaft.
Innovationsgruppen
Die vom Innovationsnetzwerk Swiss Food Research organisierten Innovationsgruppen schaffen einen vertraulichen Rahmen zur Entwicklung technologischer Neuerungen und der daraus entstehenden Produktinnovationen. Das vielfältige Angebot an Innovationsgruppen erstreckt sich über die Themen: Digitalisierung, Verpackung, Getreide und Backwaren, Kaffee, Aquakultur, Insekten, alternative Proteinquellen, nicht thermische Haltbarmachung und Biokonversion. Die Gruppen bieten eine Plattform für Teilnehmende aus Forschungsinstituten, Firmen und Fachexperten, um zu aktuellen Forschungs- und Anwendungsfragen trend- und bedarfsorientierte Innovationen zu kreieren. In vertraulichem Rahmen werden aktiv Informationen über Innovationen und Forschungsprojekte ausgetauscht, projektfähige Ideen erarbeitet, Fachkompetenzen zusammengebracht und Marktentwicklungsperspektiven geschaffen. Pro Jahr erwachsen aus diesen Innovationsgruppen zwischen 15 und 20 Projekte. Mehr als 130 Firmen und Organisationen sind in den bestehenden neun Innovationsgruppen aktiv.
Über eher traditionelle Branchenbereiche hinaus lanciert Swiss Food Research regelmässig auch neue Innovationsgruppen mit Fokus auf die Praxisanwendung neuer Technologien einerseits sowie zur zeitgemässen Weiterentwicklung traditioneller Lebensmittel-Verarbeitungsverfahren andererseits.
More like meat – more choices
Die nachhaltige Versorgung mit Proteinen ist eine der grössten Herausforderungen. Die Bereitstellung von attraktiven Alternativen in einem «Fleischland» mit entsprechend sozialisierten Konsumenten*innen ist der Königsweg. Es benötigt neue Produkte und Technologien, um attraktive und genussvolle Alternativen zu Fleisch zu schaffen. Sei es rein pflanzliche Produkte oder Produkte mit reduziertem Fleischanteil – das Spektrum ist so breit, wie die Präferenzen der Konsumenten*innen. Insbesondere im Bereich der Verarbeitungstechnologien eröffnen sich hier neue Wege für neue Prozesse. Die Kombination mit anderen Technologien wie HPP oder auch Fermentation schafft neue Möglichkeiten. Fragen der Rohstoffe, deren Verfügbarkeit und Kultivierbarkeit, z. B. in der Schweiz, sind genauso wichtig, wie Prozesstechnologien und Produktentwicklung. Den Einfluss auf die Ernährung und die Gesundheit gilt es dabei ebenso zu beachten. Der wichtigste Aspekt ist aber die Akzeptanz der Verbraucher*innen. All diese Aspekte kommen in der Innovationsgruppe Proteins4Future zum Tragen. Vom 23. – 25. Oktober widmet sich auch ein Hackathon, organisiert von Swiss Food Research und ETH Zürich mit Unterstützung von EIT Food, dem Thema Fleischalternativen.
More freshness – longer lasting
Die Frische von Produkten ist eines der wichtigsten Qualitätsmerkmale. Erhaltung der Frische und eine hohe Lebensmittelsicherheit sind oft schwer zu vereinen – insbesondere bei längerer Haltbarkeit. Neue und auch in Kombination eingesetzte Verfahren aus dem Bereich der «Nichtthermischen Inaktivierung» bieten hier neue Möglichkeiten. Die hohe Verbreitung von Kühlketten erlaubt zudem eine Kühllagerung im Frischebereich, wie sie vor einigen Jahren logistisch noch nicht vorhanden war.
Neue und bekannte Technologien wie HPP, PEF, E-Beam, UV, Plasma, aber auch Schutzkulturkonzepte und Einsatz von Phagen, bieten eine wertvolle Ergänzung zur klassischen thermischen Inaktivierung von Verderbnis-Erregern. Diese Verfahren bieten neue Möglichkeiten, sind aber auch klar mit anderen Hürden zur Erzielung bester Wirksamkeit zu kombinieren. Die Oberflächenentkeimung gewinnt beispielsweise zunehmend an Bedeutung, wenn es darum geht, (resistente) Erreger in Lebensmitteln (Obst, Gemüse, Wurst etc.) oder auch in Saatgut und Getreide zu reduzieren. Demgegenüber steht die Zulassung von «Bestrahlungsverfahren» (UV, E-Beam). Auch HPP wächst, wie die Anzahl an neuen Anlagen in der Schweiz zeigt. Die Mikrobiologie erlaubt mittels Schutzkulturen, ungewollte Mikroorganismen zurückzudrängen. Der Einsatz von Phagen ermöglicht die selektive Inaktivierung von Mikroorganismen. Eine Vielzahl an Möglichkeiten ergänzen damit die rein thermischen Verfahren und erlauben, Lebensmittel mit mehr Frische und neuer Sensorik/Textur zu erzeugen. Der Einsatz von elektromagnetischen Wellen unterschiedlicher Energie ist bewilligungs- und kennzeichnungspflichtig. Die Einstellung der Konsumenten ist oft kritisch. Die Zusammenarbeit mit Behörden und mit der Konsumentenverhaltensforschung sind hierbei wichtige Elemente in dieser Innovationsgruppe.
In der Innovationgruppe erfolgt der Einbezug verschiedenster Disziplinen, angefangen von Mikrobiologie über Prozesstechnik, Produktentwicklung/Technologie bis hin zur Risikobewertung, Zulassung neuer Verfahren sowie die Konsumentenforschung (Wahrnehmung von Risiken und deren Kommunikation). Dies erlaubt die umfassende Bearbeitung Innovationsgruppen der komplexen Themenstellung. Die Innovationsgruppe richtet sich an alle, die an Entwicklung neuer Technologien, der Verarbeitung und Herstellung von Lebensmitteln, der Verarbeitung von Verpackungsmaterialien, Herstellung von Anlagen und der Lebensmittelsicherheit interessiert sind.
Wenn Mikroorganismen und Enzyme neue Produkte kreieren
Mikroorganismen, ihre Stoffwechselprodukte und Enzyme sind in der Lage verschiedenste «Materialien – organische, anorganische» biologisch zu konvertieren. Die Biokonversion oder Fermentation ist eine der ältesten Technologien im Lebensmittelbereich. Sei es um Produkte haltbar zu machen oder einfach, um sie mit neuen Genüssen und Attributen zu versehen. Heute spielt die Fermentation eine zunehmend wichtige Rolle, wenn es um die Verwertung von Nebenströmen oder wenn es um die Darmgesundheit geht. Eine alte Technologie wird neu entdeckt und besser verstanden.
In dieser Innovationsgruppe soll der Einsatz von Mikroorganismen (MO) zur Konvertierung von Materialien in den Vordergrund gestellt werden. Dabei sollen nicht nur die Wirkung der Stoffwechselprodukte, sondern auch die Nutzung der MO selbst als Biomasse und Nahrungsmittel berücksichtigt werden. Die Biokonversion von etwas nicht Essbarem in etwas Essbares wird auch Gegenstand sein (z. B. Verarbeitung von Nebenströmen). Dabei spielt die Nutzung der MO als das verzehrbare Produkt eine wichtige Rolle – MO können ebenso wie Algen oder Insekten als Nahrungsmittel betrachtet werden. Aus Sicht der Forschung wird auch der Einsatz von CRISPR CAS trotz aktueller EU- Rechtslage nicht ausgeblendet. Neben der Nutzung der Fermentation zur Entwicklung neuer Produkte soll im Rahmen von Forschungsprojekten auch Themen behandelt werden, die einen mittel- bis langfristigen Horizont haben. Die Produktentwicklung kann dabei genutzt werden, um eine grössere Thematik daran beispielhaft bearbeiten zu können. Eine Abgrenzung zu bzw. Einbezug von den anderen Innovationsgruppen ist erforderlich, da sich in vielen Gebieten Überlappungen ergeben werden (Getreide, Kaffee, Insekten …).
Der ernährungsphysiologischen Bedeutung der Fermentation (Feed your gut) wird durch die breite Zusammensetzung in der Lenkungsgruppe Rechnung getragen. Die Gesundheit und Ernährung sind zentrale Themen der heutigen Zeit und finden in dieser Innovationsgruppe einen fruchtbaren Boden. Die Innovationgruppe bezieht verschiedenste Disziplinen angefangen von Mikrobiologie über Prozesstechnik, Produktentwicklung/Technologie, über Ernährungswissenschaft und Gesundheit mit ein. Dies erlaubt die umfassende Bearbeitung der komplexen Themenstellung. Die Innovationsgruppe richtet sich an alle, die an der Fermentation zur Herstellung von Lebensmitteln interessiert sind. Es handelt sich dabei um neue Lebensmittel, die es heute so in dieser Form als fermentiertes Produkt noch nicht oder nur in geringer Menge gibt. Die Verbindung zu etablierten Produkten wie Käse, Joghurt, Fleisch, Kakao, Brot, Bier, Wein etc. ist dabei gewünscht. Die Produkte selbst sind aber nicht Hauptschwerpunkt dieser Gruppe.
Innovationsgruppen zu folgenden Themen gibt es bereits für:
• Getreide und Backwaren
• Verpackung
• Insekten
• Aquakultur
• Kaffee
• Digitalisierung
• Fermentierung (ab 2019)
• Nichtthermische Inaktivierungsverfahren (Herbst 2018)
• Alternative Proteinquellen und deren Anwendung (Herbst 2018)
Weitere Innovationsgruppen sind im Aufbau auf Anregung und im Austausch mit Mitgliedern und Partnern von Swiss Food Research.
Weitere Informationen:
www.swissfoodresearch.ch/de/uber-uns/executives-team/
www.swissfoodresearch.ch/de/innovationsgruppen