Die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben zwischen 2020 und 2022 zu grossen Verwerfungen im Palmölsektor geführt. Die Palmölpreise verdreifachten sich (vergl. Grafik) wegen Engpässen beim Personal, in der Logistik und beim Verpackungsmaterial. Aufgrund der Preissteigerungen verhängte der grösste Palmölproduzent Indonesien im April 2022 einen Exportstopp, der nach Protesten von Kleinbauern jedoch nach vier Wochen aufgehoben wurde. Unterdessen liegen die Importpreise von Palmöl nach Europa bei rund 1'000 USD pro Tonne.
Die Mitglieder des Palmöl Netzwerks haben in diesem schwierigen Umfeld die selbstauferlegten Verpflichtungen umgesetzt. Sieben Hauptlieferanten von Palmöl wurden auf Zusatzkriterien auditiert. Das Palmöl Netzwerk fordert mehr als der weltweit führende Standard «Round Table of Responsible Palm Oil (RSPO)». Namentlich geht es dabei um zusätzliche Kriterien zum Waldschutz und Pestizideinsatz, im Klimaschutz sowie im Umgang mit Angestellten und der lokalen Bevölkerung. Der Erfüllungsgrad dieser Kriterien lag zwischen 66 und 100 Prozent. Verbesserungspotential gibt es beim Einsatz von Pestiziden und bei der Unterstützung der lokalen Gemeinschaften.
Gleichzeitig setzen einige Mitglieder Verbesserungsprojekte vor Ort um, bei denen es um die Stärkung von Kleinbauernstrukturen, die Förderung der Biodiversität, die Optimierung der Rückverfolgbarkeit oder Steigerung des Einkommens für die Bauern und Bäuerinnen geht.
Die Schweizer Importe von Roh-Palmöl sind in den letzten drei Jahren um rund 30% zurückgegangen. Die Mitglieder waren im Jahr 2022 für den Import, die Verarbeitung und den Verkauf von rund 14'000 Tonnen Roh-Palmöl verantwortlich. Diese Importe sind zu 100% nach RSPO zertifiziert, der Warenfluss ist segregiert und 100% bis zur erstverarbeitenden Mühle und 68% bis zu den Kleinbauernfamilien respektive den Plantagen rückverfolgbar.
Damit haben die Mitglieder gute Voraussetzungen geschaffen, um die neue EU-Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten (EUDR) ab 2025 zu erfüllen. Die Verordnung verlangt von den Unternehmen den Nachweis, dass ihre Lieferketten nicht zur Zerstörung oder Schädigung von Wäldern beitragen. Dafür müssen sie im Rahmen ihrer Sorgfaltspflicht die genauen geografischen Koordinaten des Herstellungsortes des Produkts ermitteln, um sicherzustellen, dass ihre Produkte nicht mit Entwaldung oder Waldschädigung in Verbindung gebracht werden.
Mitglieder Palmöl Netzwerk Schweiz
Barry Callebaut, Coop, Florin, HUG, Kägi, LIDL, Migros, M-Industrie, Nestlé Schweiz, Nutriswiss, Ospelt, Pro Fair Trade 2/2
Weitere Informationen unter www.palmoelnetzwerk.ch