Fritz Glauser, Präsident swiss granum, blickte in seiner Eröffnungsrede auf die Gründung der Branchenorganisation swiss granum im Jahr 1999 zurück. „Dieser Schulterschluss aller Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette ermöglichte es, die neue Marktsituation zu meistern“, hob er hervor. Die Akteure haben sich gemeinsam den neuen Herausforderungen gestellt und die Branche dadurch vorwärts gebracht. Er betonte, dass swiss granum gut unterwegs sei: „Die Branche ist näher zusammengerückt und der Spirit zusammen vorwärts zu gehen und die Probleme gemeinsam zu lösen ist ungeschmälert“.
In seiner Eröffnungsrede verwies er darauf, dass die Branche auch zukünftig mit neuen Herausforderungen konfrontiert sein wird. Er erwartet von Regierung und Verwaltung eine kohärente Politik und Rahmenbedingungen, damit die Anstrengungen der Branche wie das Setzen auf Qualität, die lokale Produktion oder damit verbunden die Mehrwertstrategie erfolgreich umgesetzt werden können. Dazu braucht es ebenfalls die Unterstützung der Forschung, um die von der Gesellschaft gestellten Erwartungen im Nahrungsmittelsektor zu erfüllen. Die Pflanzenschutzmittel-Initiativen sind abzulehnen, denn ansonsten würden die Importe drastisch zunehmen. Diese hätte drastische Auswirkungen auf die gesamte Branche.
Das Berichtsjahr 2018 / 2019 im Überblick
Über das vergangene Geschäftsjahr und die aktuellen Geschäfte informierte Direktor Stephan Scheuner. Er verwies auf die je nach Kultur unterschiedlichen Entwicklungen und Herausforderungen. Beim Brotgetreide war 2019 die dritte qualitativ und quantitativ gute Ernte in Folge zu verzeichnen. Die von swiss granum im Oktober aufgestellte Mengenbilanz der letzten beiden Erntejahre wies am 16. November 2019 einen Überschuss von rund 95‘000 t Brotgetreide auf. Darin enthalten sind ebenfalls die Lagermengen der Marktpartner. Massnahmen auf mehreren Ebenen (z.B. Deklassierung, Überlagerung, tiefere Importe) dienen zur Lösung dieser Situation. Anders sieht die Lage beim Schweizer Raps aus. In den vergangenen Jahren ist dessen Bedarf deutlich angestiegen, da die Lebensmittelindustrie vermehrt Palmöl mit Rapsöl ersetzt. 2019 lag die inländische Rapsmenge jedoch rund 25% unter dem Bedarf, was die Branche vor Herausforderungen stellte.
Beim Futtergetreide strebt die Branche seit längerem eine Ausdehnung der einheimischen Futterweizen- und Körnermaisproduktion an. Im Rahmen der Strategie nachhaltige Futtermittelversorgung Schweiz konnte noch keine von allen Partnern der Wertschöpfungskette mitgetragene Lösung gefunden werden. Welche Entwicklung der Flächen für die kommende Ernte erwartet werden darf, werden die Schätzungen von swiss granum im März 2020 zeigen.
Swiss granum konnte der Branche im abgelaufenen Berichtsjahr verlässliche Erntezahlen sowie Einschätzungen zur Erntequalität zur Verfügung stellen. Letztere wurden an der gleichentags durchgeführten Qualitätstagung vorgestellt. Wie im vergangenen Jahr einigten sich die Marktpartner auf gleichbleibende Richtpreise. Diese Daten bilden die Grundlage zur Schaffung der von swiss granum angestrebten Markttransparenz.
Gesamterneuerungswahlen und neuer Präsident
Mit der Delegiertenversammlung endeten die vierjährige Amtsperiode der Vorstandsmitglieder sowie turnusgemäss ebenfalls die Präsidentschaft von Fritz Glauser, welcher neu als erster Vizepräsident gewählt wurde. Als neuer Präsident wurde der bisherige Vizepräsident Lorenz Hirt bestimmt. Der zweite Vizepräsident Olivier Sonderegger sowie die bisherigen Vorstandsmitglieder wurden von der Generalversammlung für eine weitere Amtsdauer bis 2023 wiedergewählt. Die statutarischen Geschäfte gaben keinen Anlass zu Diskussionen und wurden von den anwesenden Delegierten einstimmig verabschiedet.
Qualitätstagung
Am gleichen Tag fand die gemeinsam mit dem Verein Schweizer Brot organisierte Qualitätstagung statt. An der Tagung wurde eine Standortbestimmung vorgenommen zur Bedeutung der Mehrwertstrategie für die inländische Getreide-, Ölsaaten- und Eiweisspflanzenbranche und der zukünftigen Positionierung der Branche. Vertreter der Milch-, Fleisch und Obstbranche zeigten auf, wo sie hinsichtlich ihrer Mehrwertstrategie stehen. Stephan Scheuner erläuterte, dass der Prozess für die Erarbeitung einer Mehrwertstrategie innerhalb der Branche angestossen sei. In einem ersten Schritt werden die Mehrwerte von Schweizer Brot und Schweizer Rapsöl erarbeitet und gleichzeitig bestehende Lücken aufgedeckt. Basierend darauf sind Diskussionen vorgesehen, wo und wie sich die Branche weiterentwickeln kann oder will. Daraus sollen konkrete Ziele und Massnahmen abgeleitet werden, an denen sich alle Akteure entlang der Kette beteiligen. Wie gewohnt wurden an der Tagung auch die Resultate der Sortenversuche sowie der Qualitätserhebung der inländischen Getreideernte vorgestellt.
Über swiss granum Swiss granum ist die Schweizerische Branchenorganisation Getreide, Ölsaaten und Eiweisspflanzen. Sie vereint die verschiedenen Dachorganisationen der Schweizer Wertschöpfungskette – von der Produktion bis zur Verteilung, über die verschiedenen Stufen der Verarbeitung und des Handels. Die Personen oder Betriebe sind über ihre Dachorganisation wiederum Mitglied von swiss granum. Die Branchenorganisation zählt 17 Mitgliederorganisationen, welche auf vier Interessengruppen verteilt sind. Gemessen an der Zahl der Firmen und Beschäftigten ist die Getreide-, Ölsaaten- und Eiweisspflanzenbranche ein bedeutender Zweig der schweizerischen Nahrungsmittelbranche und beschäftigt rund 40'000 Personen. Dadurch spielt swiss granum eine wichtige Rolle als Verhandlungs-, Informations- und Kommunikationsplattform. |