Rund 300 Vertreterinnen und Vertreter der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft trafen sich zum persönlichen Austausch, um über Zielkonflikte und Lösungswege einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion zu sprechen – und dabei von konkreten Impulsen zu profitieren.
Brennpunkt Nahrung bildet seit Jahren einen festen Bestandteil der Agro-Food-Branche und brachte im November 2022 rund 300 Expertinnen und Experten der gesamten Wertschöpfungskette zusammen. «Wir haben die Konferenz mit interaktiven Formaten abwechslungsreich gestaltet, was sehr geschätzt wurde», sagt Kongressleiterin Barbara Kretz. So sei ein wertvoller und nachhaltiger Austausch entstanden.
Praxisnahe Nachhaltigkeit
Mit dem Thema «Zielkonflikte überwinden – gemeinsam gewinnen» legte Brennpunkt Nahrung den Fokus auf die Nachhaltigkeit. Für Manfred Bötsch, Präsident des Conference Board, naheliegend: «Alle
Akteure der Land- und Ernährungswirtschaft stehen aktuell in einem Transformationsprozess hin zu einer nachhaltigeren Ausrichtung. Dieser Prozess ist aber sehr herausfordernd und wirft viele Fragen auf.» Und genau diesen Fragen widmeten sich die hochkarätigen Referentinnen und Referenten und gaben Einblicke in spannende Praxisbeispiele.
«Ich bin überzeugt, dass wir unseren Teilnehmenden wegweisende Impulse mit in den Berufsalltag geben konnten.» Dabei sei der offene und ehrliche Austausch unter den Marktplayern ein besonderes Qualitätsmerkmal der Konferenz, wie Barbara Kretz sagt: «Brennpunkt Nahrung gibt einen wertvollen Einblick hinter die Kulissen.» Das Fazit der achten Fachkonferenz fällt bei den Organisatoren entsprechend positiv aus. «Brennpunkt Nahrung hat einen Beitrag geleistet, um im Transformationsprozess hin zu einer nachhaltigen Agro-Food-Branche einen Schritt vorwärts zu machen », resümiert Manfred Bötsch.
Swissness und Handel als Ergänzung
Dr. iur. Elisabeth Bürgi Bonanomi wirkt an der Universität Bern am Centre for Development and Environment (CDE) als «Co-Head Impact Area Sustainability Governance» (Nachhaltigkeits-Gouvernanz). Als wichtiges Forschungsfeld erarbeitet sie Grundlagen für den nachhaltigen globalen Handel. Als Referentin fasst sie ihr «Take Away» und Fazit auf dem Fachaustausch zusammen: «Wie schaffen wir es, weniger im Entweder-oder und mehr im Sowohl-als-auch zu denken? Was ist das angemessene Verhältnis zwischen Eigenproduktion und globalen Partnerschaften?»
Wichtig sei es für die Schweiz, ihren Schutzraum gegen innen für die heimische Landwirtschaft – etwa durch Zölle – neu zu definieren und diese gleichzeitig auf Nachhaltigkeitsziele auszurichten. Elisabeth Bürgi Bonanomi ergänzt: «Auf dieser Grundlage liessen sich der Agrarhandel aktiver gestalten, neue Partnerschaften andenken und nachhaltige Prozesse anderswo effektiv fördern.»
Ernährungssystem-Politik als Ziel
Prof. Dr. Robert Finger lehrt und forscht an der ETH Zürich zum Thema Agrarökonomie und Agrarpolitik. Die Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft stehe grossen Herausforderungen, aber auch Chancen gegenüber, so seine Standortbestimmung: «Das Ziel sind produktive, nachhaltige und resiliente Schweizer Ernährungssysteme. Um dieses Ziel zu erreichen, sollte die Agrarpolitik zu einer Ernährungssystempolitik werden und alle Akteure der Wertschöpfungskette miteinbeziehen. » Als entscheidende Faktoren sieht Robert Finger die direkte Verbindung von landwirtschaftlicher Produktion und regionaler Nahrungsmittelproduktion zu Konsumentinnen und Konsumenten und die Stärkung von Innovationen, wie neue Technologien und neue Produkte. «Die in der Schweiz starke Zusammenarbeit von Forschung, Industrie, Landwirtschaft und Verwaltung ist dabei eine grosse Chance», so der positive Ausblick von Robert Finger.
2023 mit grossen Herausforderungen
Einigkeit bestand im Rahmen der Brennpunkt Nahrung-Debatte in einem Punkt: Im Jahr 2023 bleiben die durch den Krieg in der Ukraine ausgelösten Verwerfungen an vielen Märkten, etwa durch hohe Preise für Inputs, die Energiekrise, eine grosse Herausforderung für die Land- und Ernährungswirtschaft. Robert Finger ergänzt mit Blick auf den agrarpolitischen Horizont: «2023 werden weiterhin grosse gesellschaftliche Diskussionen zur Landwirtschaft in der Schweiz geführt werden: So sind Volksinitiativen im Themenfeld hängig. Es gilt, eine langfristige Politikstrategie für Land- und Ernährungswirtschaft aufzugleisen.»
Weitere Informationen unter www.brennpunkt-nahrung.ch