Heuer feiert das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL sein 50-jähriges Bestehen. «Zu unserem Erfolgsrezept gehört, dass wir Innovationen gemeinsam mit Landwirtinnen, Landwirten und der Lebensmittelbranche entwickeln», sagt Jürn Sanders, der zusammen mit Beate Huber und Michel Keppler das FiBL Schweiz leitet. «Wir stellen einen raschen Wissenstransfer sicher, von der Praxis in die Forschung und umgekehrt.» Rund 600 Praxisbetriebe sind im FiBL Forschungsnetzwerk. Stefan Jegge arbeitet seit zwanzig Jahren mit dem FiBL: «Ich konnte schon oft spüren, wie wichtig dem FiBL die Praxis ist. Als Landwirt werde ich ernst genommen.» Internationale Spitzenforschung und Nutzen für die lokale bäuerliche Praxis in einem Haus – was unmöglich klingt, gehört am FiBL zum Alltag.
Das FiBL Schweiz in Zahlen
- Rund 300 Mitarbeitende
- Rund 30 Millionen Franken Umsatz pro Jahr
- Rund 600 Praxisbetriebe im Forschungsnetzwerk FiBL Schweiz
- Rund 300 Projekte weltweit pro Jahr
- Rund 90 peer-reviewte Publikationen pro Jahr
Alles begann mit einem Pionier, heute ist das FiBL ein global agierendes Institut
Die Kooperation mit der Praxis ist am FiBL bereits seit der Gründung vor fünfzig Jahren verankert. Dieses Jubiläum feierten rund 200 FiBL Mitarbeitende und Gäste am Innovation Day am letzten Augusttag. Sieht man die grossen Gebäude, Labors und das Forschungsgewächshaus des FiBL Campus im aargauischen Frick ist kaum vorstellbar, dass das FiBL einmal nur aus einer Person bestand, dem Gründer und bis 1981 Direktor des FiBL, Hartmut «Hardy» Vogtmann. «Das FiBL war immer schon mehr als ein Institut. Es ist eine grosse Familie. Heute ist es wichtiger denn je, das Bewusstsein der Allverbundenheit auch in der Landwirtschaft zu pflegen», so der erste FiBL Direktor am Innovation Day. «Mit biologischem Landbau stoppen wir nicht nur den Verlust an Biodiversität, sondern bauen Biodiversität wieder auf.»
Wie Biodiversität mittels Agroforst global in der Praxis umgesetzt wird, war eines der vielen Themen am Innovation Day. Dazu die auf Agroforstsysteme spezialisierte Wissenschafterin Johanna Rüegg: «Biologische Agroforstsysteme haben die Fähigkeit, Temperaturextreme auszugleichen und den Wasserhaushalt zu regulieren. Das zeigt unser Langzeitversuch in Bolivien gut auf.» Die enge Zusammenarbeit ist dabei ein Muss: «Als Forschende lernen wir viel von der traditionellen Anbaupraxis und den Beobachtungen der Produzierenden – sowohl in der Schweiz als auch in den Tropen.»
Forschende im Austausch mit kommenden Generationen
Am Innovation Day tauschten sich die Forschenden auch mit der fünften Klasse der Kantonsschule Zug aus. Die Klasse stellte ihr Projekt «Food waste to chicken nuggets» vor. Die Schülern und Schülerinnen hatten Abfälle der Schulmensa gesammelt und darauf Maden gezüchtet. Zusätzlich haben sie Kresse gezogen, in einer vertikalen Anlage mit LED-Licht und einem Bewässerungssystem. Mit Kresse und Maden zog die Schulklasse die Hühner gross und verarbeitete sie schliesslich zu Chicken Nuggets. Die FiBL Forschenden waren begeistert vom Projekt, das Food Waste reduziert und die gesamte Wertschöpfungskette miteinbezieht. Auch der ehemalige Direktor Urs Niggli, zeigte sich beeindruckt, und sieht diese Art von Kreativität als Element für Erfolg. «Es ist wichtig, dass das FiBL auch in Zukunft wach, verrückt und hungrig bleibt. Auch wenn die Infrastruktur jetzt top ist und die Finanzen stabil sind.»