So stellt sich die Frage: «Was ist eigentlich regional?» Die Antwort auf die Frage, wie regional definiert wird, ist rechtlich klar. Regionalprodukte sind Güter, die nach den strengen Richtlinien des Gütesiegels «regio.garantie» kontrolliert und zertifiziert sind.
Alpinavera setzt sich seit 2006 für zertifizierte Spezialitäten aus Graubünden, Uri, Glarus und seit 2017 aus dem Tessin ein. Von Beginn an wendet Alpinavera die nationalen Richtlinien für Regionalprodukte an und lässt diese durch q.inspecta / bio. inspecta kontrollieren und zertifizieren. Die Zertifizierung ist Grundlage für Produzenten, um sich von «Localwashing»-Trittbrettfahren abzugrenzen. 559 Alpinavera-Betriebe setzen auf zertifizierte Regionalität und nehmen damit die Hürde der nationalen Richtlinie mit Bravour. Alpinavera vergibt an 3420 Produkte die Marke «regio.garantie», dies im Co-Branding mit der Regionalmarke der beteiligten Kantone und der Alpinavera-Region, deren Abgrenzung der Alpenkonvention entspricht. Die Kunst des Käsens, des Backens von duftendem Brot und süssem Gebäck sowie Fleischspezialitäten gibt es in dieser Dichte und Meisterlichkeit wie in Graubünden, Uri, Glarus, Tessin und der gesamten Alpenregion selten. Als Zusatzleistung für die ökologische Nachhaltigkeit werden bei Alpinavera die Regionalprodukte mit dem Eco-Score von beelong bewertet.
«Spezialitätenmacher» der zertifizierten Regionalprodukte kann Alpinavera mit gemeinsamen Massnahmen am Verkaufspunkt wie Degustationen sowie mit gemeinsamen Werbekampagnen unterstützen.
Konsumenten verbinden faire Preise, Tierwohl, kurze Transportwege und den Erhalt des «kulinarischen Erbes der Schweiz» mit den Regionalprodukten. Dies nicht zuletzt, weil die Bauernfamilien das Gesicht der Schweiz, insbesondere der Berg- und Alpgebiete, pflegen. Aus den landwirtschaftlichen Zutaten erschaffen die «Spezialitätenmacher» regional zertifizierte Bündner, Urner, Glarner, Tessiner und Alpinavera-Spezialitäten zum täglich Geniessen und prägen somit zusammen den Geschmack der Kantone und der alpinen Schweiz.
Der Handel kann sich aus der grossen Vielfalt der regional zertifizierten Spezialitäten sein eigenes Sortiment aufbauen. So ist es möglich, dass er sich von Mitbewerbern abhebt.
Beispielsweise kann sich eine regionale Käserei durch ein breites Sortiment von Eigenprodukten als zuverlässiger Partner für den Handel entpuppen. Der Handel hat die Möglichkeit, langfristige Beziehungen aufzubauen und von der agilen Innovationskraft der «Spezialitätenmacher» zu profitieren. Mittelständische Käsereien und Molkereien stellen regionale Spezialitäten für überregionale oder nationale Sortimente her, da sie bei diesen Volumen weiterhin Lieferfähigkeit bei gleichbleibender Qualität anbieten können. Auf dieser Stufe ist oft eine Kooperation im Sinne der vertikalen Kooperation nicht Integration sinnvoll. Beispielsweise die Herstellung von zertifizierten Halbfabrikaten aus regionalen Zutaten, die zur Zertifizierung des fertigen Regionalprodukts notwendig sind. Regionale Wertschöpfungsketten werden erschaffen und gestärkt. Diese Art Wertschöpfungsketten können auch für neue Eiweissprodukte aufgebaut werden. Die Konsumenten können in ihrer Region und national die von ihnen gesuchten Regionalprodukte kaufen, die sie mit ihren Wurzeln verbinden. Die Partner von Alpinavera sind Botschafter für den wahrhaft echten Geschmack der Alpinavera-Regionen. So wird es den Konsumenten leicht gemacht, dass regional zur ersten Wahl wird.
Zum Schluss eine nicht so futuristische Frage. Ist eine Schokolade oder Avocadomus aus einem Bioreaktor vor Ort ein Regionalprodukt? Hierzu gehen die Meinungen sowohl bei Fachleuten als auch Konsumenten auseinander, auf die kommenden Gespräche kann man gespannt sein – das Ergebnis ist auf jeden Fall offen.
▶ In dieser Rubrik äussern Vertreter aus der Lebensmittelbranche ihre Meinung zu aktuellen Themen.
Peter Küchler, Präsident von Alpinavera