Ein grosser Lebensmittel - importeur will EU verlassen


Seit dem beschlossenen Brexit sind die Scheinwerfer auf Grossbritannien gerichtet. Unser Artikel beleuchtet die Lage in der britischen Lebensmittelindustrie und analysiert Importe und Exporte mit der EU, insbesondere Deutschland.

Dr. Dietmar Stutzer

Die Exporte allein der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft in das Vereinigte Königreich beliefen sich 2015 auf ca. 4,8 Milliarden Euro. Der Agrarhandel vom Vereinigten Königreich nach Deutschland lag bei ca. 1,4 Milliarden Euro. Im Saldo zwischen Export und Import ist die UK für Deutschland das Land mit dem grössten Nettoagrarimport von 3,4 Milliarden Euro. Wichtigste Ernährungsgüter im Export auf die britischen Inseln sind bisher Fleisch- und Backwaren, Milchprodukte sowie mit 21 Prozent Obst und Gemüse.

Hohes Preisniveau
Die britische Lebensmittelindustrie wird bis 2018 einen Umsatz von etwa 200 Milliarden britischen Pfunds erreichen. Das Preisniveau für Lebensmittel gehört zu den höchsten in Europa und ist zwischen 2007 und 2014 um 22 Prozent gestiegen. Es ist im Durchschnitt aller Produkte um 10 Prozent höher als in der übrigen EU. Die Landwirtschaft in Grossbritannien bewirtschaftet zwar über 70 Prozent der Gesamtnutzfläche des Landes, erzielt aber nur einen geringen Anteil an der gesamten Wirtschaftsleistung. Mit einer Eigenversorgung von 60 Prozent sind Grossbritannien und Nordirland deutlich von Lebensmittel- und Rohstoffimporten abhängig. Deutschland gehört für das Vereinigte Königreich inzwischen zu den wichtigsten Agrarhandelspartnern. Die britische Volkswirtschaft ist gemessen am nominalen BIP die sechstgrösste Wirtschaft der Welt und gemessen an der Kaufkraftparität die achtgrösste. Das reale BIP lag 2012 bei 1,56 Billionen Pfund (Wechselkurs 2014: 1 Pfund = 0,8111 Euro). Die britischen Verbraucher gelten als anspruchsvoll und aufgeschlossen gegenüber Produkt-innovationen und Trends. Wichtige Trends auf dem britischen Lebensmittelmarkt sind der Aufschwung des Online-Handels und des «Mobile-Commerce» über das Smartphone, die fortschreitende Verbreitung von Convenience und Ready-to-eat Mahlzeiten sowie eine gesundheitsbewusstere Ernährung in den Bevölkerungsgruppen mit der Möglichkeit, mehr Geld für Nahrungsmittel auszugeben. Regional produzierte und biologische Lebensmittel werden zunehmend nachgefragt. Der Lebensmittelhandel besteht zum grössten Teil aus grossen Einzelhandelsketten: Die grossen Vier, also Tesco, Asda, Sainsbury’s und Morrisons. Sie machen 75 bis 80 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Auch hier besteht somit grosse Ähnlichkeit mit den bisherigen grossen EU-Partnern.

Experimentierfreudig und aufgeschlossen
Die britische Landwirtschaft ist gemessen an europäischen Standards intensiv, hochmechanisiert und effizient. So können durch die nur 2 Prozent der Beschäftigten der gesamten Erwerbsbevölkerung etwa 60 Prozent des Eigenbedarfs an landwirtschaftlichen Erzeugnissen gedeckt werden. Die landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt 17,2 Millionen Hektar. Die Verbraucher und Unternehmen im Vereinigten Königreich gelten im internationalen Vergleich als experimentierfreudig und aufgeschlossen gegenüber Innovationen. Neben der Qualität legen die Kunden grossen Wert auf ein ansprechendes Design beziehungsweise eine gute Produktaufmachung. Laut Angaben der nationalen Statistikbehörde gaben die Briten 2013 pro Kopf durchschnittlich 489 Pfund pro Woche aus. Dazu gehören Ausgaben in Höhe von durchschnittlich 56,8 Pfund für Lebensmittel und nicht-alkoholische Getränke sowie 12,6 Pfund für alkoholische Getränke, Tabak und Pharmazeutika. Die reichste Bevölkerungsgruppe gibt in absoluten Zahlen dreimal so viel für Lebensmittel aus wie die ärmste (80,70 Pfund gegenüber 26,50 Pfund). Dieses 3:1 Verhältnis gilt ebenso für Grundnahrungsmittel wie Pasta (70 Pence gegenüber 20 Pence), Brot, Reis und Cerealien, Kartoffeln und Butter. Für Produkte, die für eine gesunde Ernährung wichtig sind, ändert sich das besagte Verhältnis sogar in 4:1 um. Dazu gehören Obst, Gemüse sowie Fisch. Von allen Altersgruppen geben die unter 30-Jährigen am wenigsten für Nahrungsmittel aus. Ausgaben für Alkohol, Tabak und Pharmazeutika sind in der Altersgruppe der 50- bis 64-Jährigen am höchsten.

Gesunde Ernährung im Trend
Das Auftreten deutscher Discounter auf dem Einzelhandelsmarkt hat für einen entscheidenden Impuls zum Wandel gesorgt. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Vertriebskanälen werden kontinuierlich kleiner. Britischer E-Commerce-Markt überschreitet die 100 Milliarden Euro-Marke. Aus der neuesten Version vom Jahr 2012 geht hervor, dass vegetarische Produkte (+ 1,7%), Produkte mit dem Siegel der Rainforest Alliance (+ 12,4%) und Fairtrade Produkte (+ 24,1%) seit Jahren stärker nachgefragt werden. Ausserdem werden mehr Eier und Geflügelerzeugnisse aus Freilandhaltung (+ 5,8% bzw. + 5,6%) sowie Fische und Meeresfrüchte aus nachhaltiger Fischerei (+ 31,5%) gekauft. Nachdem das Wachstum auf dem britischen Markt für Bio-Lebensmittel sich seit der Wirtschaftskrise 2008 infolge stagnierender oder sinkender Haushaltseinkommen verlangsamt hatte, konnte der Bio-Sektor ab 2013 wieder Zuwächse von 2,8 respektive 1 Prozent verzeichnen. Noch 2012 wurde ein Minus von 1,5 Prozent verzeichnet. Der Gesamtwert wird heute von Nielsen auf etwa 1,24 Milliarden Pfund taxiert, die Soil Association hingegen geht von 1,79 Milliarden Pfund aus. Als ein grosser Trend gilt gesunde Ernährung, auch in Verbindung mit dem gestiegenen Konsum organischer/biologischer Lebensmittel. Die gestiegene Anzahl an Frauen mit Vollzeitstellen, der Trend, Mahlzeiten direkt am Arbeitsplatz zu verzehren, kleinere Haushalte mit weniger Zeit und Geschicklichkeit zum Kochen sowie die gestiegene Akzeptanz solcher Produkte hat dazu geführt, dass die gesamte Industrie heute einen Wert von 2,6 Milliarden Pfund erreicht hat und mit einem starken Wachstum in der Zukunft gerechnet wird. 57 Pfund des Marktes werden von Kühlprodukten gedeckt, der Rest von Tiefkühl- und Dosenprodukten. Gekühlte Produkte werden generell als qualitativ hochwertiger angesehen als Tiefkühlprodukte. Auch hier wird verstärkt auf gesunde Zutaten gesetzt, wie gesündere Fette oder geringere Zucker- und Salzzusätze. Das Vereinigte Königreich hat einen der am weitesten fortgeschrittenen ready-to-eat Märkte weltweit, da alle grossen Supermärkte ihre eigenen Produkte in dieser Sparte verkaufen und umfangreiche Werbemassnahmen für diese Produkte eingeleitet haben.

Käse und Gemüse
Die am weitesten verbreitete Käsesorte ist Cheddar. Gereifter Cheddar macht ca. 48 Prozent des gehandelten Cheddars aus. Weitere Sorten sind mild, medium und extra mature. Während für Markencheddar ein leichter Rückgang bei den Verkaufszahlen von 5,2% (2013) zu verzeichnen war, sind die Verkaufszahlen für günstigere Private-Label Produkte im gleichen Zeitraum um 6,1 Prozent gestiegen. Der Durchschnittskäsepreis lag Anfang 2014 bei 6,57 Pfund/Kilogramm. Die Gesamtausgaben der britischen Verbraucher stiegen um 2,6 auf 2,8 Milliarden Pfund. In den 52 Wochen bis März 2014 sind die Gesamtausgaben der Briten für Joghurt und Frischkäse um 6,8 Prozent auf 1,5 Milliarden Pfund gewachsen. Insgesamt wurden 590 000 Tonnen Joghurt zu einem Durchschnittspreis von 2,48 GBP/Kilogramm verkauft. Die Marktanteile für Markenprodukte und Private-Label sind etwa gleich geblieben (29,5% Private Label zu 70,5% Markenprodukten). Besonders beliebt sind Bio-, Natur- und fettreduzierte Joghurts. Auch die Verkaufszahlen von Kinderjoghurts sind mit 17,5 Prozent kräftig gestiegen. Der Wert des Marktes für Joghurtdrinks hingegen verlor 7 Prozent. Während der Markt für Butter im Vereinigten Königreich 2013 leicht wachsen konnte, ist der Markt für Margarine und andere Streichfette geschrumpft. Das führte zu einem Rückgang der Ausgaben für solche Produkte um 1,8 Prozent auf etwa 1,35 Milliarden Pfund. Das Ausgabenwachstum für Butter ist vor allem auf erhöhte Verkaufsvolumina (+ 2,7%) sowie den Anstieg der Durchschnittspreise zurückzuführen. Diese stiegen insgesamt
um 0,9 Prozent, speziell für Butter sogar um 2,5 Prozent. Insgesamt wurden mit 408 000 Tonnen ca. 2,7 Prozent weniger Streichfette verkauft als 2012/2013. Auch in diesem Bereich haben Private Label Produkte deutliche Marktanteile von Markenprodukten übernommen. 2013 wurden im Vereinigten Königreich rund 9,684 Milliarden Eier von 34 Millionen Legehennen produziert. Zusätzlich dazu wurden ungefähr 1,839 Milliarden Eier importiert. Der Gesamtverbrauch wird von «egginfo» auf 11,532 Milliarden Eier taxiert.


Lebensmittel-Industrie Ausgabe 7/8 August 2016

EVENTS

IFAT

Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft

Datum: 13.-17. Mai 2024

Ort: München (D)

VITAFOODS EUROPE

Messe für Nutraceuticals, Functional Food & Drinks

Datum: 14.-16. Mai 2024

Ort: Genf (CH)

drupa

Weltweit führende Fachmesse für Drucktechnologien

Datum: 28. Mai-07.Juni 2024

Ort: Düsseldorf (D)

ArbeitsSicherheit Schweiz

Fachmesse für Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz

Datum: 05.-06. Juni 2024

Ort: Zürich (CH)

Achema

Internationale Leitmesse der Prozessindustrie

Datum: 10.-14. Juni 2024

Ort: Frankfurt am Main (D)

SENSOR + TEST

Internationale Fachmesse für Sensorik, Mess- und Prüftechnik

Datum: 11.-13. Juni 2024

Ort: Nürnberg (D)

Swiss Green Economy Symposium

Das Swiss Green Economy Symposium ist die umfassendste Konferenz zu Wirtschaft und Nachhaltigkeit mit zunehmend internationaler Ausstrahlung. Seit 2013.

Datum: 27.-29. August 2024

Ort: Winterthur (CH)

all about automation

Fachmesse für Industrieautomation

Datum: 28.-29. August 2024

Ort: Zürich (CH)

maintenance Schweiz

Schweizer Fachmesse für industrielle Instandhaltung und Facility Management

Datum: 28.-29. August 2024

Ort: Zürich (CH)

Ilmac Lausanne

Networking. Forum. Aussteller

Datum: 18.-19. September 2024

Ort: Lausanne (CH)

FachPack

Europäische Fachmesse für Verpackung, Technik, Veredelung und Logistik

Datum: 24.-26. September 2024

Ort: Nürnberg (D)

W3+ Fair Jena

Europas führende Plattform für Forschung und Innovationskraft

Datum: 25.-26. September 2024

Ort: Jena (D)

SÜFFA

Die Fachmesse für die Fleischbranche

Datum: 28. - 30. September 2024

Ort: Stuttgart (D)

IN.STAND

Die Messe für Instandhaltung und Services

Datum: 08.-09. Oktober 2024

Ort: Stuttgart (D)

Chillventa

Weltleitmesse der Kältetechnik

Datum: 08.-10. Oktober 2024

Ort: Nürnberg (D)

SIAL

Fachmesse für Nahrungsmittel-Innovationen

Datum: 19.-23 Oktober 2024

Ort: Paris (F)

Südback

Fachmesse für das Bäcker- und Konditorenhandwerk

Datum: 26.-29. Oktober 2024

Ort: Stuttgart (D)

ALL4PACK EMBALLAGE

The global marketplace for Packaging Processing Printing Handling

Datum: 04.-07. November 2024

Ort: Paris (F)

Brennpunkt Nahrung

Fachkonferenz über Trends, Märkte und Management

Datum: 5. November 2024

Ort: Luzern (CH)

5. Future Food Symposium

 «Made in Switzerland - Gute Partnerschaften für mehr Ernährungssouveränität»

Datum: 8. Februar 2024

Ort: Online-Event (CH)

electronica

Weltleitmesse und Konferenz der Elektronik

Datum: 12.-15. November 2024

Ort: München (D)

Fi Europe

Internationale Fachmesse für Lebensmittelzusatzstoffe

Datum: 19.-21. November 2024

Ort: Frankfurt (D)

BrauBeviale

Europäische Fachmesse für die Getränkewirtschaft

Datum: 26.-28. November 2024

Ort: Nürnberg (D)

glug.swiss

Der neue Treffpunkt für Bier- und Getränkeproduzierende | vom Profi bis zum Selbstvermarkter

Datum: 06.-07. Februar 2025

Ort: Aarau (CH)

BioFach

Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel

Datum: 11.-14. Februar 2025

Ort: Nürnberg (D)

CCE International

Europas wichtigster Branchenevent für die Wellpappen- und Faltschachtelindustrie.

Datum: 11.-13. März 2025

Ort: München (D)

IFFA

Internationale Leitmesse – Technology for Meat and Alternative Proteins

Datum: 03.-08. Mai 2025

Ort: Frankfurt (D)

TUTTOFOOD

Internationale B2B-Messe für Food & Beverage

Datum: 05.-08. Mai 2025

Ort: Mailand (I)

iba

Die führende Weltmesse für Bäckerei, Konditorei und Snacks

Datum: 18.-22. Mai 2025

Ort: München (D)

LABVOLUTION

Europäische Fachmesse für innovative Laborausstattung und die Optimierung von Labor-Workflows

Datum: 20.-22. Mai 2025

Ort: Hannover (D)

Automatica

Die Leitmesse für intelligente Automation und Robotik

Datum: 24.-27. Juni 2025

Ort: München (D)

SINDEX

Schweizer Messe für industrielle Automatisierung

Datum: 02.-04. September 2025

Ort: Bern (CH)

Drinktec Deutschland

Auf der Weltleitmesse der Getränke- und Liquid-Food-Industrie

Datum: 15.-19. September 2025

Ort: München (D)

Oils + fats

Leitmesse der Öl- und Fettindustrie in Europa.

Datum: 15.-19. September 2025

Ort: München (D)

Ilmac

Fachmesse für Prozess- und Labortechnologie

Datum: 16.-18. September 2025

Ort: Basel (CH)

AM Expo

Fachmesse und Symposium: Inspiration, Weiterbildung und Netzwerk

Datum: 16.-17. September 2025

Ort: Luzern (CH)

CMS Berlin

Internationale Leitmesse für Reinigung und Hygiene

Datum: 23.-26. September 2025

Ort: Berlin (D)

POWTECH

Pharma.Manufacturing.Excellence

Datum: 23. - 25. September 2025

Ort: Nürnberg (D)

Anuga

Weltweite Ernährungsmesse für Handel und Gastronomie/Ausser-Haus-Markt

Datum: 04.-08. Oktober 2025

Ort: Köln (D)

A + A

Messe und Kongress für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit

Datum: 04.-07. November 2025

Ort: Düsseldorf (D)

igeho

Internationale Branchenplattform für Hotellerie, Gastronomie, Take-away und Care

Datum: 15.-19. November 2025

Ort: Basel (CH)

AQUA Suisse

Die Schweizer Fachmesse für kommunales und industrielles Wassermanagement.

Datum: 26.-27. November 2025

Ort: Zürich (CH)

Pumps & Valves

Die Fachmesse für industrielle Pumpen, Armaturen & Prozesse

Datum: 26. - 27. November 2025

Ort: Zürich (CH)

EuroShop

Fachmesse für den Investitionsbedarf des Handels

Datum: 22.-26. Februar 2026

Ort: Düsseldorf (D)

interpack

Führende Messe für Prozesse und Verpackung

Datum: 07.-13. Mai 2026

Ort: Düsseldorf (D)

Bezugsquellenverzeichnis