Swissness gibt es in Europa nur einmal


Swissness wird in der hiesigen Lebensmittelbranche heisst diskutiert. Wie gehen andere Länder mit dieser Thematik um? Unsere Reportage macht deutlich: Vergleichbare restriktive Vorlagen wie in der Schweiz existieren in Europa nicht. Nachfolgend zeigen wir Modelle aus EU-Staaten auf sowie einen geschichtlichen Abriss über Qualitätspolitik in der EU-Lebensmittelindustrie.

Dr. Dietmar Stutzer

Es vergehen nur noch wenige Monate bis zum Januar 2017. Dann ist es 55 Jahre her, dass im Januar 1962 die erste Marktordnung der längst versunkenen kleinen «EWG der Sechs» beschlossen wurde. Fragen nach der Qualität und der regionalen Eigenart der Lebensmittel interessierten damals nicht, am wenigsten in dieser kleinen EWG. Es kam nur auf Mengen an. Die Leute sollten froh sein, dass sie nach 40 Jahren zum ersten Mal wieder ein reichliches Mengenangebot auf den Märkten antrafen. Es ist kaum noch erklärbar, dass noch einmal 30 Jahre vergehen sollten, bis die dann grösser gewordene EG fast durch Zufall endlich zum Anfang einer Qualitätspolitik für Lebensmittel gefunden hat. Der Zufall fand am 14. Juli 1992 statt, an dem die EUKommission den Text ihrer Verordnung für den «Schutz geografischer Ursprungsbezeichnungen von Agrarprodukten und Lebensmitteln» vorgelegt hat. Daraus ist die heutige EU-Politik für Lebensmittelqualität hervorgegangen.

Das Modell in Dänemark
Mit der gemeinsamen Agrarpolitik entstanden auch nachdrücklichere Bestrebungen, Öffentlichkeitsarbeit für Agrarprodukte direkt durch landwirtschaftliche Spezialeinrichtungen zu betreiben. Das vor allem in der alten Bundesrepublik Deutschland viel bewunderte Vorbild dafür war die grosse französische Sopexa, die auch schon damals in ihre Darstellungen der französischen Ernährungswirtschaft die Gastronomie und das ländliche Leben Frankreichs einbezogen hat. Die jahrzehntelangen deutschen Versuche, sich dem französischen Vorbild wenigstens anzunähern, haben bis zum finalen Scheitern 2009 nie überzeugen können.

Das eigentliche Erfolgsmodell für die öffentliche Selbstdarstellung der Landwirtschaft und ihrer Produkte hat besonders die dänische Fleischwirtschaft und ihr Einsatz des «Danebrug» geliefert, also des Symbols des dänischen Staates und seiner Monarchie. Die Kombination von sattem Rot und Weiss wirkt auf die Wahrnehmung ähnlich positiv wie das Schweizer Kreuz. In Dänemark liefert der Schweinebestand etwa 40 Prozent der Einnahmen der Landwirtschaft. Die zehn Millionen Schweine verteilen sich auf etwa 31 000 Bestände. Insgesamt hat Dänemark den höchsten fleischwirtschaftlichen Spezialisierungsgrad in Europa überhaupt, der für alle Stufen gilt. Betriebseigene Gerste und Magermilch sind noch heute die wichtigsten Futterkomponenten, die dazu beigetragen haben, den Ruf des dänischen Bacons zu begründen. Die 309 Unternehmen der dänischen Fleischwarenindustrie weisen einen Gesamtumsatz von 4,2 Milliarden Euro auf. Das Schweinefleisch wird zu 50 Prozent als Bacon nach England und etwa 10 Prozent in die übrigen EU-Länder exportiert. 20 Prozent werden auf dem eigenen Markt verbraucht, 22 Prozent werden zu Konserven, Wurstwaren und Dosenschinken verarbeitet. Ungesalzener Speck macht 8 Prozent aus. Der englische Bacon-Markt ist das wichtigste Segment der dänischen Fleischwirtschaft, der etwa die Hälfte der dänischen Schweineproduktion aufnimmt. Dänemark ist der Hauptlieferant Englands und verschifft etwa 6700 Tonnen pro Woche. Das entspricht 75 Prozent des britischen Bedarfs. Der traditionelle Bacon ist eine besonders zugeschnittene Specksorte, die zum Teil durch Einspritzen von Salzlake, zum Teil auch durch Einlegen in Salzlake für 4 bis 5 Tage leicht gesalzen wird. Nach dem Salzen werden die Speckseiten in Sackleinen verpackt und nach England verschifft. In England werden die Baconseiten geräuchert, bevor sie ins Verbraucherangebot gehen.

Das Modell Deutschland
Hinzu kommt der geringe Antibiotikaeinsatz. Diese Angebotswerte kommuniziert die dänische Fleischwirtschaft – in der Milchwirtschaft ist es ähnlich – unter Verwendung des «Dänemark-Symbols» seit Generationen so stabil und erfolgreich, dass eines der bekanntesten Markenzeichen der europäischen Ernährungswirtschaft daraus geworden ist. Nach dem totalen Scheitern der – von Anfang an misslungenen – deutschen Sopexa-Kopie «CMA-Centrale Marketinggesellschaft der deutschen Agrarwirtshaft» durch einen harten, aber gerechten Spruch des deutschen Bundesverfassungsgerichtes vom 6. Februar 2009, hat die deutsche Ernährungswirtschaft durch das dänische Vorbild den richtigen Weg gefunden: Finanziert wurde die CMA durch Zwangsabgaben der Bauern, die nach dem «Prinzip des Flaschenhalses» von den Unternehmen der Lebensmittelindustrie von den landwirtschaftlichen Erzeugern einheben mussten. Ein Gemüse- und Obstbauer aus der Umgebung von Heilbronn in Württemberg hat sich durch ein (nächtliches) «Zweitstudium» im Internet so viele Kompetenzen angeeignet, dass er sich bis zum höchsten deutschen Gericht «hochklagen» konnte, das der CMA mit der Feststellung das Lebenslicht ausgeblasen hat, die landwirtschaftlichen Erzeuger und die Lebensmittelindustrie hätte für diese Form des Marketings keine Finanzierungsverantwortung. Heute arbeitet die Agrarinformationsgesellschaft (AMI) in Bonn ähnlich wie die dänische Agrarwerbung: Der Deutsche Bauernverband, die Fachverbände der Fleisch-, Milch- und Gemüsewirtschaft und die grösseren Agrarverlage erfüllen ihren Informationsauftrag – ungleich besser als die Fehlkonstruktion CMA – ähnlich wirksam wie die entsprechenden Einrichtungen in Dänemark und in den Niederlanden.

Das Modell Österreich
Österreich hat sich mit der Gründung der Agrarmarkt Austria (AMA) bis 1992 Zeit gelassen, hat aber das inzwischen überzeugendste Modell gefunden. Zum grösseren Teil gehört die Organisation zur Agrarverwaltung und ist vor allem Zahlstelle, auch für die EU-Programme, zu einem kleineren, aber öffentlich intensiv wahrgenommen Teil hat sie eine auch gesetzlich definierte Aufgabe: die Förderung und Sicherung des Absatzes von land- und forstwirtschaftlichen Erzeugnissen sowie die Erhöhung der Qualität von Lebensmitteln.

Dabei wirken Vertreter sowohl der Landwirtschaft als auch der Be- und Verarbeitungsbetriebe sowie des Lebensmitteleinzelhandels zusammen. Sie arbeiten an der Weiterentwicklung von Gütesiegel-Richtlinien und Markenprogrammen. Produkte mit dem AMA-Gütesiegel und dem AMABiosiegel müssen hohe Qualitätsanforderungen erfüllen, die von unabhängigen Prüfstellen kontrolliert werden. Damit Angaben zur Herkunft und/oder zur Produktionsweise solide abgesichert werden können, werden ihnen spezifizierte Fleischkennzeichungssysteme für Schweinefleisch (sus) und Rindfleisch (bos) zu Grunde gelegt. Allein bei Rindfleisch bietet die AMA-Marketing aktuell mehr als 40 Markenprogramme an.

Am AMA-Gütesiegel-Programm nahmen 2013 mehr als 46 000 landwirtschaftliche Erzeuger und rund 800 Lizenznehmer nachgelagerter Marktstufen teil. Rund 3000 Produkte mit dem AMA-Gütesiegel sind über alle Produktgruppen betrachtet auf dem Markt. Zur Finanzierung der vielfältigen Aktivitäten der AMA-Marketing standen 2013 rund 18 Millionen Euro zur Verfügung. Hinzu kommen für spezielle Kampagnen zusätzliche EU-Mittel zur Absatzförderung. Rund 80 Prozent des zur Verfügung stehenden Budgets der AMA-Marketing werden durch Beiträge aus den Bereichen Milch, Rinder und Schweine eingenommen.

Zudem wickelt die AMA die Direktzahlungen an die landwirtschaftlichen Betriebe an, die dem System der Schweiz ähnlich sind. Sie machten pro Betrieb durchschnittlich 12 033 Euro aus. Die durchschnittliche Direktzahlung je ha LF betrug 616 Euro. Bergbauernbetriebe erhielten im Durchschnitt 743 Euro (davon 205 Euro je ha Ausgleichszulage für Berg- und Benachteiligte Gebiete) und Bio-Betriebe erreichten 742 Euro je ha LF.

Lebensmittel-Industrie Ausgabe 3/4 April 2016

EVENTS

IFAT

Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft

Datum: 13.-17. Mai 2024

Ort: München (D)

VITAFOODS EUROPE

Messe für Nutraceuticals, Functional Food & Drinks

Datum: 14.-16. Mai 2024

Ort: Genf (CH)

drupa

Weltweit führende Fachmesse für Drucktechnologien

Datum: 28. Mai-07.Juni 2024

Ort: Düsseldorf (D)

ArbeitsSicherheit Schweiz

Fachmesse für Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz

Datum: 05.-06. Juni 2024

Ort: Zürich (CH)

Achema

Internationale Leitmesse der Prozessindustrie

Datum: 10.-14. Juni 2024

Ort: Frankfurt am Main (D)

SENSOR + TEST

Internationale Fachmesse für Sensorik, Mess- und Prüftechnik

Datum: 11.-13. Juni 2024

Ort: Nürnberg (D)

Swiss Green Economy Symposium

Das Swiss Green Economy Symposium ist die umfassendste Konferenz zu Wirtschaft und Nachhaltigkeit mit zunehmend internationaler Ausstrahlung. Seit 2013.

Datum: 27.-29. August 2024

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all about automation

Fachmesse für Industrieautomation

Datum: 28.-29. August 2024

Ort: Zürich (CH)

maintenance Schweiz

Schweizer Fachmesse für industrielle Instandhaltung und Facility Management

Datum: 28.-29. August 2024

Ort: Zürich (CH)

Ilmac Lausanne

Networking. Forum. Aussteller

Datum: 18.-19. September 2024

Ort: Lausanne (CH)

FachPack

Europäische Fachmesse für Verpackung, Technik, Veredelung und Logistik

Datum: 24.-26. September 2024

Ort: Nürnberg (D)

W3+ Fair Jena

Europas führende Plattform für Forschung und Innovationskraft

Datum: 25.-26. September 2024

Ort: Jena (D)

SÜFFA

Die Fachmesse für die Fleischbranche

Datum: 28. - 30. September 2024

Ort: Stuttgart (D)

IN.STAND

Die Messe für Instandhaltung und Services

Datum: 08.-09. Oktober 2024

Ort: Stuttgart (D)

Chillventa

Weltleitmesse der Kältetechnik

Datum: 08.-10. Oktober 2024

Ort: Nürnberg (D)

SIAL

Fachmesse für Nahrungsmittel-Innovationen

Datum: 19.-23 Oktober 2024

Ort: Paris (F)

Südback

Fachmesse für das Bäcker- und Konditorenhandwerk

Datum: 26.-29. Oktober 2024

Ort: Stuttgart (D)

ALL4PACK EMBALLAGE

The global marketplace for Packaging Processing Printing Handling

Datum: 04.-07. November 2024

Ort: Paris (F)

Brennpunkt Nahrung

Fachkonferenz über Trends, Märkte und Management

Datum: 5. November 2024

Ort: Luzern (CH)

5. Future Food Symposium

 «Made in Switzerland - Gute Partnerschaften für mehr Ernährungssouveränität»

Datum: 8. Februar 2024

Ort: Online-Event (CH)

electronica

Weltleitmesse und Konferenz der Elektronik

Datum: 12.-15. November 2024

Ort: München (D)

Fi Europe

Internationale Fachmesse für Lebensmittelzusatzstoffe

Datum: 19.-21. November 2024

Ort: Frankfurt (D)

BrauBeviale

Europäische Fachmesse für die Getränkewirtschaft

Datum: 26.-28. November 2024

Ort: Nürnberg (D)

BioFach

Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel

Datum: 11.-14. Februar 2025

Ort: Nürnberg (D)

CCE International

Europas wichtigster Branchenevent für die Wellpappen- und Faltschachtelindustrie.

Datum: 11.-13. März 2025

Ort: München (D)

IFFA

Internationale Leitmesse – Technology for Meat and Alternative Proteins

Datum: 03.-08. Mai 2025

Ort: Frankfurt (D)

TUTTOFOOD

Internationale B2B-Messe für Food & Beverage

Datum: 05.-08. Mai 2025

Ort: Mailand (I)

iba

Die führende Weltmesse für Bäckerei, Konditorei und Snacks

Datum: 18.-22. Mai 2025

Ort: München (D)

LABVOLUTION

Europäische Fachmesse für innovative Laborausstattung und die Optimierung von Labor-Workflows

Datum: 20.-22. Mai 2025

Ort: Hannover (D)

Automatica

Die Leitmesse für intelligente Automation und Robotik

Datum: 24.-27. Juni 2025

Ort: München (D)

SINDEX

Schweizer Messe für industrielle Automatisierung

Datum: 02.-04. September 2025

Ort: Bern (CH)

Drinktec Deutschland

Auf der Weltleitmesse der Getränke- und Liquid-Food-Industrie

Datum: 15.-19. September 2025

Ort: München (D)

Oils + fats

Leitmesse der Öl- und Fettindustrie in Europa.

Datum: 15.-19. September 2025

Ort: München (D)

Ilmac

Fachmesse für Prozess- und Labortechnologie

Datum: 16.-18. September 2025

Ort: Basel (CH)

AM Expo

Fachmesse und Symposium: Inspiration, Weiterbildung und Netzwerk

Datum: 16.-17. September 2025

Ort: Luzern (CH)

CMS Berlin

Internationale Leitmesse für Reinigung und Hygiene

Datum: 23.-26. September 2025

Ort: Berlin (D)

POWTECH

Pharma.Manufacturing.Excellence

Datum: 23. - 25. September 2025

Ort: Nürnberg (D)

Anuga

Weltweite Ernährungsmesse für Handel und Gastronomie/Ausser-Haus-Markt

Datum: 04.-08. Oktober 2025

Ort: Köln (D)

A + A

Messe und Kongress für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit

Datum: 04.-07. November 2025

Ort: Düsseldorf (D)

igeho

Internationale Branchenplattform für Hotellerie, Gastronomie, Take-away und Care

Datum: 15.-19. November 2025

Ort: Basel (CH)

AQUA Suisse

Die Schweizer Fachmesse für kommunales und industrielles Wassermanagement.

Datum: 26.-27. November 2025

Ort: Zürich (CH)

Pumps & Valves

Die Fachmesse für industrielle Pumpen, Armaturen & Prozesse

Datum: 26. - 27. November 2025

Ort: Zürich (CH)

EuroShop

Fachmesse für den Investitionsbedarf des Handels

Datum: 22.-26. Februar 2026

Ort: Düsseldorf (D)

interpack

Führende Messe für Prozesse und Verpackung

Datum: 07.-13. Mai 2026

Ort: Düsseldorf (D)

Bezugsquellenverzeichnis