Chancen und Grenzen der Flexibilität


Viele Schweizer KMU der Lebensmittelbranche positionieren sich mit der Fähigkeit vielfältiger Qualität und hoher Flexibilität nach Kundenwunsch. Um dieses traditionelle Erfolgsmodell für die Zukunft zu sichern, braucht es viel Herstellwissen und ein zeitgemässes Prozessmanagement.

Peter Jossi

Die viel zitierten «Skaleneffekte» (economy of scale) werden gemäss ökonomischer Lehrmeinung meist so interpretiert: Dasjenige Unternehmen überlebt, welches den grössten Mengenoutput eines bestimmten Standardprodukts zu den tiefsten Stückkosten erreicht.

«economy of scale» im Praxistest
In der realwirtschaftlichen Praxis liefern Skaleneffekte wesentlich nützlichere Erkenntnisse: Die Herstellkosten müssen zu den Produktionsmengen die Herstellkosten in einem tragbaren Verhältnis stehen. Unternehmen mit der Fähigkeit, eine grosse Sortimentsbreite nicht nur herzustellen, sondern auch zu vermarkten, sind nicht auf maximale Output-Anzahl angewiesen. Genau dieses Know-how hat ein Grossteil der Schweizer KMU der Lebensmittelbranche entwickelt. Sie richten sich flexibel auf Qualitäts- und Produktanforderungen nach Kundenwunsch aus. Im globalen Umfeld und angesichts der Währungssituation zum Euro verstärkt sich dies zusätzlich.

Chargenseparierung als Standard
Um diese Anforderungen zu erfüllen, müssen die Unternehmen einerseits über viel traditionelles Herstellwissen verfügen. Gleichzeitig ist zeitgemässes Know-how beim Anlagebau und der Steuertechnik gefragt. Dies nicht zuletzt, um die Einhaltung der verschiedenen Herstellanforderungen gegenüber Kunden, Zertifizierungsstellen und Labelorganisationen sowie den Behörden belegen zu können. Eine zentrale Rolle kommt dabei der Anlagetechnologie und der Prozess-Steuerung entlang der ganzen Wertschöpfungskette zu. Die produktspezifische Identifizierung der Rohstoffe und die separierte Verarbeitung der Produktionschargen muss jederzeit gewährleistet sein, selbst bei starken Schwankungen der Herstellanforderungen und Produktionsmengen. Zudem gilt es, die Einhaltung aller Anforderungen für jede Charge so zu dokumentieren, dass alle relevanten Informationen auch lange nach der Produktion und Auslieferung rückverfolgbar bleiben. Dies ist im besonderen Eigeninteresse jedes Qualitätsunternehmens, falls zu einem späteren Zeitpunkt ein Produktionsfehler oder Regelverstoss festgestellt wird. Ein hoher Grad an Flexibilität ist beim Chargenwechsel gefragt. Kurze Stillstandszeiten bei Anlagen sind entscheidend für die Wirtschaftlichkeit der Anlagen und machen damit den langfristigen Erfolg der Unternehmen aus. Bei der Gestaltung und Steuerung der Anlagen ist viel Eigenleistung und gleichzeitig die verlässliche Kooperation bei Industriepartnern gefragt. Stimmen diese Voraussetzungen, können sich auch kleinere Unternehmen im Markt etablieren.

Herausforderung «Free from»
Die von Konsumentenorganisationen kritisierte Deklaration «…kann Spuren von xy enthalten» bringt die Herausforderungen der Lebensmittelindustrie angesichts der grossen Produktvielfalt zum Ausdruck. Technologisch bedingt kommt dieser Hinweis besonders häufig bei Schokoladenprodukten zum Ausdruck. Beim traditionellen Schokoladeherstellverfahren sind keine Reinigungsschritte mit Wasser möglich. Ein Wassereintrag bewirkt eine vorzeitige Erhärtung der Schokolade und beeinträchtigt die Qualität. Im Extremfall führt dies zur Blockierung ganzer Anlagen. Mit einer Optimierung der Chargenplanung und der jeweiligen Trennmengen kann sichergestellt werden, dass es zu keinen unerwünschten Vermischungen kommt. Bei medizinisch belegten Allergiediagnosen, zum Beispiel als Reaktion auf Nüsse oder Weizengluten, stossen viele klassische Herstellungsmethoden an Grenzen. Genau für diese Fälle steht der Vermerk «…kann Spuren von xy enthalten» auf den Verpackungen: Als Schutzhinweis für betroffene Kunden.

Die Nachfrage nach Alternativprodukten ist die Chance kleinerer Hersteller, welche auf sogenannte Batchwise-Produktionen setzen. Von der gewerblichen Produktion bis zu spezialisierten Industrieunternehmen erfolgt die Herstellung der Spezialitäten auf vielen verschiedenen kleineren Anlagen, die immer vollständig entleert werden. Zudem können einzelne Anlagen für bestimmte Herstellverfahren reserviert oder für kritische Rezepturen gesperrt werden, beispielsweise für Nüsse jeder Art.

Bei einer noch weitergehenden Spezialisierung und vor allem bei neuen Produktionsstätten kann der ganze Lager- und Verarbeitungsprozess vollständig separiert eingerichtet werden. Diesen Weg wählen Backwarenhersteller, die sich auf die glutenfreie Herstellung spezialisieren. Da bei echten Allergien bereits Mehlstaubeintrag zu Problemen führen kann, richten spezialisierten Bäckereien oft Teilbereiche des Betriebs vollständig für die glutenfreie Produktion ein. Vergleichsweise einfacher stellt sich die Situation im Getränkebereich dar, angefangen mit der Milchindustrie, die über Jahrzehnte einer Erfahrung mit der industriellen Herstellung einer grossen Produktvielfalt verfügt. Im Gegensatz zur Schokoladebranche kommt in der Milch- und Getränkeindustrie viel Prozesswasser zum Einsatz, zum Beispiel für die automatisierte Reinigung der geschlossenen Anlagen.

QM und virtuelle Plattformen
Was für die Herstellung von Labelprodukten, Lebensmitteln mit traditionellen ethischen Anforderungen (Koscher, Halal) schon seit jeher zentral war, ist heute für die ganze Sortimentsbreite unabdingbar, unter anderem bedingt durch verstärkte Ansprüche an «allergiefreie» Lebensmittel. Im weltweiten Handel etablieren sich derzeit entsprechende Zertifikatsportale, welche die aktuelle Abfrage von Betriebsinformationen zu Zertifikaten und Labelanerkennungen und erfüllter QM-Branchenstandards ermöglichen. Keine Zertifizierung kann jedoch die Eigenverantwortung ersetzen.
Mit der Vielfalt der Sortimente und dem Anforderungen an transparente Produktinformationen wächst der Bedarf an entsprechenden virtuellen Hilfsmitteln. Eine breite Anwendungspalette bietet beispielsweise die Software «SensoPlus», die ein entsprechendes Produktinformationssystem (PIM) beinhaltet. Das PIM ermöglicht eine einheitliche Speicherung der Produktdaten auf einer zentralen Datenbank. Über diese Plattform lässt sich die ganze Wertschöpfungskette vernetzt überwachen, sowohl zwischen den Unternehmenspartnern wie auch betriebsintern bei der Verwaltung und Organisation der Produktions- und Logistikabläufe.

Lebensmittel-Industrie Ausgabe 1/2 Februar 2016

EVENTS

IFAT

Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft

Datum: 13.-17. Mai 2024

Ort: München (D)

VITAFOODS EUROPE

Messe für Nutraceuticals, Functional Food & Drinks

Datum: 14.-16. Mai 2024

Ort: Genf (CH)

drupa

Weltweit führende Fachmesse für Drucktechnologien

Datum: 28. Mai-07.Juni 2024

Ort: Düsseldorf (D)

ArbeitsSicherheit Schweiz

Fachmesse für Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz

Datum: 05.-06. Juni 2024

Ort: Zürich (CH)

Achema

Internationale Leitmesse der Prozessindustrie

Datum: 10.-14. Juni 2024

Ort: Frankfurt am Main (D)

SENSOR + TEST

Internationale Fachmesse für Sensorik, Mess- und Prüftechnik

Datum: 11.-13. Juni 2024

Ort: Nürnberg (D)

Swiss Green Economy Symposium

Das Swiss Green Economy Symposium ist die umfassendste Konferenz zu Wirtschaft und Nachhaltigkeit mit zunehmend internationaler Ausstrahlung. Seit 2013.

Datum: 27.-29. August 2024

Ort: Winterthur (CH)

all about automation

Fachmesse für Industrieautomation

Datum: 28.-29. August 2024

Ort: Zürich (CH)

maintenance Schweiz

Schweizer Fachmesse für industrielle Instandhaltung und Facility Management

Datum: 28.-29. August 2024

Ort: Zürich (CH)

Ilmac Lausanne

Networking. Forum. Aussteller

Datum: 18.-19. September 2024

Ort: Lausanne (CH)

FachPack

Europäische Fachmesse für Verpackung, Technik, Veredelung und Logistik

Datum: 24.-26. September 2024

Ort: Nürnberg (D)

W3+ Fair Jena

Europas führende Plattform für Forschung und Innovationskraft

Datum: 25.-26. September 2024

Ort: Jena (D)

SÜFFA

Die Fachmesse für die Fleischbranche

Datum: 28. - 30. September 2024

Ort: Stuttgart (D)

IN.STAND

Die Messe für Instandhaltung und Services

Datum: 08.-09. Oktober 2024

Ort: Stuttgart (D)

Chillventa

Weltleitmesse der Kältetechnik

Datum: 08.-10. Oktober 2024

Ort: Nürnberg (D)

SIAL

Fachmesse für Nahrungsmittel-Innovationen

Datum: 19.-23 Oktober 2024

Ort: Paris (F)

Südback

Fachmesse für das Bäcker- und Konditorenhandwerk

Datum: 26.-29. Oktober 2024

Ort: Stuttgart (D)

ALL4PACK EMBALLAGE

The global marketplace for Packaging Processing Printing Handling

Datum: 04.-07. November 2024

Ort: Paris (F)

Brennpunkt Nahrung

Fachkonferenz über Trends, Märkte und Management

Datum: 5. November 2024

Ort: Luzern (CH)

5. Future Food Symposium

 «Made in Switzerland - Gute Partnerschaften für mehr Ernährungssouveränität»

Datum: 8. Februar 2024

Ort: Online-Event (CH)

electronica

Weltleitmesse und Konferenz der Elektronik

Datum: 12.-15. November 2024

Ort: München (D)

Fi Europe

Internationale Fachmesse für Lebensmittelzusatzstoffe

Datum: 19.-21. November 2024

Ort: Frankfurt (D)

BrauBeviale

Europäische Fachmesse für die Getränkewirtschaft

Datum: 26.-28. November 2024

Ort: Nürnberg (D)

glug.swiss

Der neue Treffpunkt für Bier- und Getränkeproduzierende | vom Profi bis zum Selbstvermarkter

Datum: 06.-07. Februar 2025

Ort: Aarau (CH)

BioFach

Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel

Datum: 11.-14. Februar 2025

Ort: Nürnberg (D)

CCE International

Europas wichtigster Branchenevent für die Wellpappen- und Faltschachtelindustrie.

Datum: 11.-13. März 2025

Ort: München (D)

IFFA

Internationale Leitmesse – Technology for Meat and Alternative Proteins

Datum: 03.-08. Mai 2025

Ort: Frankfurt (D)

TUTTOFOOD

Internationale B2B-Messe für Food & Beverage

Datum: 05.-08. Mai 2025

Ort: Mailand (I)

iba

Die führende Weltmesse für Bäckerei, Konditorei und Snacks

Datum: 18.-22. Mai 2025

Ort: München (D)

LABVOLUTION

Europäische Fachmesse für innovative Laborausstattung und die Optimierung von Labor-Workflows

Datum: 20.-22. Mai 2025

Ort: Hannover (D)

Automatica

Die Leitmesse für intelligente Automation und Robotik

Datum: 24.-27. Juni 2025

Ort: München (D)

SINDEX

Schweizer Messe für industrielle Automatisierung

Datum: 02.-04. September 2025

Ort: Bern (CH)

Drinktec Deutschland

Auf der Weltleitmesse der Getränke- und Liquid-Food-Industrie

Datum: 15.-19. September 2025

Ort: München (D)

Oils + fats

Leitmesse der Öl- und Fettindustrie in Europa.

Datum: 15.-19. September 2025

Ort: München (D)

Ilmac

Fachmesse für Prozess- und Labortechnologie

Datum: 16.-18. September 2025

Ort: Basel (CH)

AM Expo

Fachmesse und Symposium: Inspiration, Weiterbildung und Netzwerk

Datum: 16.-17. September 2025

Ort: Luzern (CH)

CMS Berlin

Internationale Leitmesse für Reinigung und Hygiene

Datum: 23.-26. September 2025

Ort: Berlin (D)

POWTECH

Pharma.Manufacturing.Excellence

Datum: 23. - 25. September 2025

Ort: Nürnberg (D)

Anuga

Weltweite Ernährungsmesse für Handel und Gastronomie/Ausser-Haus-Markt

Datum: 04.-08. Oktober 2025

Ort: Köln (D)

A + A

Messe und Kongress für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit

Datum: 04.-07. November 2025

Ort: Düsseldorf (D)

igeho

Internationale Branchenplattform für Hotellerie, Gastronomie, Take-away und Care

Datum: 15.-19. November 2025

Ort: Basel (CH)

AQUA Suisse

Die Schweizer Fachmesse für kommunales und industrielles Wassermanagement.

Datum: 26.-27. November 2025

Ort: Zürich (CH)

Pumps & Valves

Die Fachmesse für industrielle Pumpen, Armaturen & Prozesse

Datum: 26. - 27. November 2025

Ort: Zürich (CH)

EuroShop

Fachmesse für den Investitionsbedarf des Handels

Datum: 22.-26. Februar 2026

Ort: Düsseldorf (D)

interpack

Führende Messe für Prozesse und Verpackung

Datum: 07.-13. Mai 2026

Ort: Düsseldorf (D)

Bezugsquellenverzeichnis