Apfel-Innovationen unter der Lupe


Auch bei einem Alltagsprodukt wie dem Apfel gelingt es, neuartige und attraktive Produkte zu lancieren. Einige sind technologische Innovationen, andere Marketing-Innovationen.

Dr. Guido Böhler

An innovativen Apfelprodukten fehlt es nicht, seien es technologische oder Marketing-Innovationen. Der Erfolg variierte in der Vergangenheit, und über die Gründe, warum sich einige, aber nicht alle Neuheiten durchsetzten, kann man spekulieren. Einige Beispiele: Die Mosterei Möhl AG lancierte mehrere innovative Getränke auf Apfelbasis: zuerst einen trüben alkoholfreien Apfelwein und später eine geklärte Variante. Der Alkohol wird unter Vakuum entzogen bei Temperaturen von nur 60 bis 70 Grad. Zum Erfolg trug wohl auch die nostalgische Bügelflasche bei, deren Comeback heute ebenfalls eine Attraktion darstellt. Sogar schweizweiten Erfolg hatte die Apfelschorle Shorley aus 60 Prozent Apfelsaft und 40 Prozent Mineralwasser (Passugger), welche Möhl vor 17 Jahren in der Schweiz lancierte. Das Konzept besteht darin, einen Durstlöscher anzubieten, denn reiner Apfelsaft ist hierfür oder als Essensbegleiter zu süss.

Agro-Innovationspreis
Thurella, welche 2013 ihre Mostsparte an Möhl verkaufte, hatte mit dem Apfelsaft «obi PUR» die AMS-Goldmedaille 2005 gewonnen, einen Agro-Innovationspreis. Es war gemäss Werbung ein «frischer, natürlicher Most» ohne den bei Flaschenpasteurisierung unvermeidlichen leichten Kochgeschmack. Er wurde nicht wie üblich entaromatisiert, konzentriert, rückverdünnt und rückaromatisiert, sondern unter Ausschluss von Sauerstoff gepresst. Und dieser «Direktsaft» wurde im Durchlaufverfahren pasteurisiert und kalt aseptisch abgefüllt, was bei Mostereien als riskant gilt. Das Produkt verschwand jedoch vom Markt, wohl weil es sein Versprechen, «den Geschmack einer frisch gepflückten Frucht», nicht wirklich erfüllen konnte, da es ja immer noch hitzepasteurisiert war.

Kaltpasteurisierung
Heute gibt es aber kaltpasteurisierte Fruchtsäfte: Die holländische Firma Hoogesteger stellt solche her und verspricht ebenfalls den Geschmack der frischen Frucht und ausserdem eine Haltbarkeit von 21 Tagen (frisch gepresste Säfte sind sonst nur 1 bis 8 Tage haltbar). Hoogesteger nennt die Technologie «Fresh Micro Pulse FMP» und liess sie an der Agrar- Universität Wageningen entwickeln. Sie basiert auf der «Pulsed electric field PEF»-Technik. Die Anlage dazu liefert D&W Proces Technology. PEF ist ein nicht-thermisches Zellaufschlussverfahren. Man verwendet elektrische Pulse mit hohen Feldstärken (> 20 kV/cm) und kurzer Dauer (500 ns bis 4 μs). Dabei findet eine irreversible Porenöffnung in den Zellmembranen statt, wodurch intrazelluläre Stoffe austreten und extrazelluläre in die Zellen eindringen (auch in Hefe- und Bakterienzellen). Um die Marktchancen dieser ultramodernen Technologie für Apfelsaft zu beurteilen, ist es noch zu früh, aber erfolgreiche Innovationen müssen nicht unbedingt auf einer bahnbrechenden Erfindung basieren. Oft reicht eine Rohstoff- oder Rezeptidee gepaart mit cleverem Marketing. Potenzial besteht beispielsweise bei Verarbeitungsprodukten aus sortenreinen Äpfeln beziehungsweise Apfelaromen, seien es exotische Sorten, neue Designersorten oder alte Sorten wie von Fructus und Agroscope gefördert.

Verschiedene Obstsäfte
Ein Premium-Apfelsaft hätte Chancen, dem Orangensaft als Apérogetränk den Rang abzulaufen. Zwei Beispiele: Die Hochstamm-Seetal AG in Hohenrain/LU stellt sortenreine Apfelsäfte her (Sauergrauech, Boskoop und Gravensteiner) und kombiniert sie mit weiteren Premium-Ideen: Verwendet werden HochstammÄpfel, der Saft ist ein Direktsaft, und abgefüllt wird in Edelflaschen. Auch Nicolas Stämpfli in Bösingen/FR lancierte einen «Hochstamm Prömium Öpfusaft». Er verwendet ebenfalls Hochstamm-Äpfel der Sorten Gravensteiner, Boskoop und Sauergrauech. Auch für Apfelbrände eignen sich hocharomatische Sorten wie Gravensteiner, Braeburn, Goldparmäne oder Jonagold sehr gut. Die Industrie griff dieses Konzept ebenfalls auf. Der Migros-Betrieb «Bischofszell Nahrungsmittel» stellt aus der Sorte Jonagold ein reinsortiges Apfelpüree her.

Crux der Apfelchips-Herstellung
Eine weitere Innovation sind luftgetrocknete Softapfelringli, wie sie die Thurgauer Öpfelfarm seit 17 Jahren herstellt und 2004 den Agro-Preis dafür erhielt. Ähnliche halbgetrocknete gibt es schon lange, aber deren gummiger Biss und die schweflige Säure als Konservierungsmittel machen sie unattraktiv. Sowohl beim Dörren (Trocknen) wie auch beim Frittieren stellt sich die Herausforderung, dass die Chips knusprig werden, aber nicht bräunen. Damit der Zucker nicht caramelisiert, verwendet man eine Vakuumfritteuse mit einem stark reduzierten Luftdruck (Grobvakuum) von ca. 100 mbar bei reduzierten Temperaturen (ca. 125 Grad im Vergleich zu 170 Grad in atmosphärischen Fritteusen). Knusprig sind frittierte Chips in der Tat, aber sie erinnern eher an Dauerbackwaren, da die Fettaufnahme in diesem Bereich liegt und den Geschmack dominiert. Sie gelten daher nicht als modernes gesundes Produkt. Analog bei der Herstellung fettfreier getrockneter Chips: eine Behandlung im konzentrierten Zuckerwasserbad führt zu einer starken Zuckeraufnahme, was zwar die Trocknung beschleunigt, aber zu einem eher harten Biss führt. Beides ist nicht optimal: Von einem Fruchtprodukt erwarten die Konsumenten einen möglichst reinen Fruchtanteil, also keine Zusätze von Fett, Zucker oder Zusatzstoffen.

Innovationen auf der Stufe Apfelzüchtung
Beim Lufttrocknen werden Apfelstücke erst knusprig bei einem Restwassergehalt von nahezu null. Dies ist nur mit Vakuum oder hoher Luftgeschwindigkeit erreichbar, da die Trocknungstemperatur nicht zu hoch gewählt werden darf, auch wenn man Sorten und Chargen verwendet, die wenig anfällig sind für enzymatische Bräunung, und die Scheiben nach dem Schneiden mit Ascorbinsäure behandelt. Die Enzyme sind besonders aktiv im Kerngehäuse – was mit ein Grund ist, weshalb man dieses aussticht.
Innovationen entstehen schon auf der Stufe der Apfelzüchtung. Die Forschungsanstalt Agroscope in Wädenswil entwickelt neue Sorten durch Kreuzungen und anschliessende Auswahl guter Nachkommen. Wichtige Kriterien sind gemäss Markus Kellerhals, Leiter Gruppe Züchtung, bei der Frucht gute Fleischeigenschaften (fein, knackig, saftig, geschmackvoll), Optik und allenfalls neue Formen oder Farben wie etwa Rotfleischigkeit. Die Züchtungsziele von Tafel- und Mostäpfeln unterscheiden sich, aber bei allen Sorten stehen neben der erforderlichen Qualitätsausbeute der Ertrag sowie die Robustheit gegen Krankheiten im Vordergrund. Ein Beispiel für eine rotfleischige Sorte ist die neue Redlove-Serie von Lubera, die bald auf den Markt kommen soll. Die Frucht besitzt einen erhöhten Anteil an Anthocyanen, die nicht nur die rote Farbe bilden, sondern auch ein besonderes Aroma verleihen. Gekocht sieht dieser Apfel rosarot aus, und dank den antioxidativen Anthocyanen bräunt er nicht.

EVENTS

IFAT

Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft

Datum: 13.-17. Mai 2024

Ort: München (D)

VITAFOODS EUROPE

Messe für Nutraceuticals, Functional Food & Drinks

Datum: 14.-16. Mai 2024

Ort: Genf (CH)

drupa

Weltweit führende Fachmesse für Drucktechnologien

Datum: 28. Mai-07.Juni 2024

Ort: Düsseldorf (D)

ArbeitsSicherheit Schweiz

Fachmesse für Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz

Datum: 05.-06. Juni 2024

Ort: Zürich (CH)

Achema

Internationale Leitmesse der Prozessindustrie

Datum: 10.-14. Juni 2024

Ort: Frankfurt am Main (D)

SENSOR + TEST

Internationale Fachmesse für Sensorik, Mess- und Prüftechnik

Datum: 11.-13. Juni 2024

Ort: Nürnberg (D)

Swiss Green Economy Symposium

Das Swiss Green Economy Symposium ist die umfassendste Konferenz zu Wirtschaft und Nachhaltigkeit mit zunehmend internationaler Ausstrahlung. Seit 2013.

Datum: 27.-29. August 2024

Ort: Winterthur (CH)

all about automation

Fachmesse für Industrieautomation

Datum: 28.-29. August 2024

Ort: Zürich (CH)

maintenance Schweiz

Schweizer Fachmesse für industrielle Instandhaltung und Facility Management

Datum: 28.-29. August 2024

Ort: Zürich (CH)

Ilmac Lausanne

Networking. Forum. Aussteller

Datum: 18.-19. September 2024

Ort: Lausanne (CH)

FachPack

Europäische Fachmesse für Verpackung, Technik, Veredelung und Logistik

Datum: 24.-26. September 2024

Ort: Nürnberg (D)

W3+ Fair Jena

Europas führende Plattform für Forschung und Innovationskraft

Datum: 25.-26. September 2024

Ort: Jena (D)

SÜFFA

Die Fachmesse für die Fleischbranche

Datum: 28. - 30. September 2024

Ort: Stuttgart (D)

IN.STAND

Die Messe für Instandhaltung und Services

Datum: 08.-09. Oktober 2024

Ort: Stuttgart (D)

Chillventa

Weltleitmesse der Kältetechnik

Datum: 08.-10. Oktober 2024

Ort: Nürnberg (D)

SIAL

Fachmesse für Nahrungsmittel-Innovationen

Datum: 19.-23 Oktober 2024

Ort: Paris (F)

Südback

Fachmesse für das Bäcker- und Konditorenhandwerk

Datum: 26.-29. Oktober 2024

Ort: Stuttgart (D)

ALL4PACK EMBALLAGE

The global marketplace for Packaging Processing Printing Handling

Datum: 04.-07. November 2024

Ort: Paris (F)

Brennpunkt Nahrung

Fachkonferenz über Trends, Märkte und Management

Datum: 5. November 2024

Ort: Luzern (CH)

5. Future Food Symposium

 «Made in Switzerland - Gute Partnerschaften für mehr Ernährungssouveränität»

Datum: 8. Februar 2024

Ort: Online-Event (CH)

electronica

Weltleitmesse und Konferenz der Elektronik

Datum: 12.-15. November 2024

Ort: München (D)

Fi Europe

Internationale Fachmesse für Lebensmittelzusatzstoffe

Datum: 19.-21. November 2024

Ort: Frankfurt (D)

BrauBeviale

Europäische Fachmesse für die Getränkewirtschaft

Datum: 26.-28. November 2024

Ort: Nürnberg (D)

glug.swiss

Der neue Treffpunkt für Bier- und Getränkeproduzierende | vom Profi bis zum Selbstvermarkter

Datum: 06.-07. Februar 2025

Ort: Aarau (CH)

BioFach

Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel

Datum: 11.-14. Februar 2025

Ort: Nürnberg (D)

CCE International

Europas wichtigster Branchenevent für die Wellpappen- und Faltschachtelindustrie.

Datum: 11.-13. März 2025

Ort: München (D)

IFFA

Internationale Leitmesse – Technology for Meat and Alternative Proteins

Datum: 03.-08. Mai 2025

Ort: Frankfurt (D)

TUTTOFOOD

Internationale B2B-Messe für Food & Beverage

Datum: 05.-08. Mai 2025

Ort: Mailand (I)

iba

Die führende Weltmesse für Bäckerei, Konditorei und Snacks

Datum: 18.-22. Mai 2025

Ort: München (D)

LABVOLUTION

Europäische Fachmesse für innovative Laborausstattung und die Optimierung von Labor-Workflows

Datum: 20.-22. Mai 2025

Ort: Hannover (D)

Automatica

Die Leitmesse für intelligente Automation und Robotik

Datum: 24.-27. Juni 2025

Ort: München (D)

SINDEX

Schweizer Messe für industrielle Automatisierung

Datum: 02.-04. September 2025

Ort: Bern (CH)

Drinktec Deutschland

Auf der Weltleitmesse der Getränke- und Liquid-Food-Industrie

Datum: 15.-19. September 2025

Ort: München (D)

Oils + fats

Leitmesse der Öl- und Fettindustrie in Europa.

Datum: 15.-19. September 2025

Ort: München (D)

Ilmac

Fachmesse für Prozess- und Labortechnologie

Datum: 16.-18. September 2025

Ort: Basel (CH)

AM Expo

Fachmesse und Symposium: Inspiration, Weiterbildung und Netzwerk

Datum: 16.-17. September 2025

Ort: Luzern (CH)

CMS Berlin

Internationale Leitmesse für Reinigung und Hygiene

Datum: 23.-26. September 2025

Ort: Berlin (D)

POWTECH

Pharma.Manufacturing.Excellence

Datum: 23. - 25. September 2025

Ort: Nürnberg (D)

Anuga

Weltweite Ernährungsmesse für Handel und Gastronomie/Ausser-Haus-Markt

Datum: 04.-08. Oktober 2025

Ort: Köln (D)

A + A

Messe und Kongress für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit

Datum: 04.-07. November 2025

Ort: Düsseldorf (D)

igeho

Internationale Branchenplattform für Hotellerie, Gastronomie, Take-away und Care

Datum: 15.-19. November 2025

Ort: Basel (CH)

AQUA Suisse

Die Schweizer Fachmesse für kommunales und industrielles Wassermanagement.

Datum: 26.-27. November 2025

Ort: Zürich (CH)

Pumps & Valves

Die Fachmesse für industrielle Pumpen, Armaturen & Prozesse

Datum: 26. - 27. November 2025

Ort: Zürich (CH)

EuroShop

Fachmesse für den Investitionsbedarf des Handels

Datum: 22.-26. Februar 2026

Ort: Düsseldorf (D)

interpack

Führende Messe für Prozesse und Verpackung

Datum: 07.-13. Mai 2026

Ort: Düsseldorf (D)

Bezugsquellenverzeichnis