Der Abstimmungskampf über die Agrarinitiativen – aber nicht nur der - hat grosse Diskussionen über einen möglichen Stadt-Land-Graben ausgelöst. «Das Bild des Stadt-Land-Grabens mag zu weit gehen. Trotzdem, zwischen dem Leben einer Landwirtin im Entlebuch und eines IT-Entwicklers mitten in Zürich liegen Welten», so Martin Keller, Vorsitzender der Fenaco-Geschäftsleitung, an einer Medienkonferenz heute in Bern. Er zeigte sich überzeugt davon, dass für ein langfristig gutes Verständnis zwischen Stadt und Land die Begegnungsmöglichkeiten erweitert und der Dialog intensiviert werden müsse. «Für uns ist klar: Die Stadt braucht das Land und das Land braucht die Stadt», so Keller.
Die von der Fenaco gesprochenen 10 Millionen Franken – möglich macht dies das gute Geschäftsjahr 2020 – sollen einer Stiftung zufliessen. Aktuell klärt die Fenaco ab, ob eine neue Stiftung gegründet oder eine bestehende damit betraut wird. Nicht die Fenaco selbst führt die Projekte durch, vielmehr sollen schon existierende Projekte oder neue finanziell unterstützt werden. «Wir sind sehr offen für Kooperationen», so Keller. In erster Linie will die Fenaco Initiativen unterstützen, die den persönlichen Austausch und die direkte Begegnung zwischen Bevölkerung und Bauernfamilien fördern.
Die Sotomo-Umfrage gibt erste Anhaltspunkte, welche Projekte die Bevölkerung für sinnvoll hält. Unter den Befragten sind Massnahmen zur Verbesserung des Verhältnisses zwischen Stadt und Land breit abgestützt. So bewerten 92 Prozent die Einführung von obligatorischen Schulbesuchen auf dem Bauernhof positiv. Ebenfalls auf viel positives Feedback stösst die Einführung eines Stadt-Land-Begegnungstages oder die Einführung von Stadtschulwochen.
Zwei Drittel der über 3000 Befragten nehmen den Stadt-Land-Gegensatz als gross und relevant wahr. Aber nur ein Viertel sieht darin eine Belastungsprobe für die Schweiz. «Die Resultate zeigen keinen harten Stadt-Land-Graben, sondern ein Spannungsfeld zwischen den grösseren Städten und dem ländlichen Raum», so Michael Herrmann von Sotomo an der Medienkonferenz. Die meisten Schweizerinnen und Schweizer nähmen ihre Wohngemeinde als Mischform von städtisch und ländlich war. Dieses Dazwischen sei die schweizerische Normalität.