Nach der einmaligen Summer Edition der BIOFACH und VIVANESS im Juli 2022 versammelt sich die internationale Bio- und Naturkosmetik-Community 2023 wieder im Februar im Messezentrum Nürnberg zu ihrem Jahresauftakt. In den Fokus des BIOFACH Kongresses rücken dann zwei zentrale Fragen: Welchen Beitrag leistet Bio für die Ernährungssicherheit und -souveränität und wie ebnen «wahre Preise», also die Einbeziehung der ökologischen Folgekosten, den Weg, um die notwendige Transformation der Ernährungs- und Lebensmittelwirtschaft umzusetzen?
Ernährung: souverän und sicher
Steigende Energie- und Lebensmittelpreise zeigen, wie fatal die Abhängigkeit von fossil erzeugten Düngern ist. Darüber hinaus belegen zu lange und deshalb in Krisenzeiten besonders störanfällige Lieferketten, wie wichtig stabile, regionale Wertschöpfungsketten sind. Die Verwerfungen infolge der Coronakrise, die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine, die Energiekrise, die Konsequenzen der Klimakrise und des Artensterbens verschärfen rund um den Globus die sozialen und wirtschaftlichen Spannungen. Bio stärkt mit seiner Kreislaufwirtschaft, einer geringeren Abhängigkeit von externen Inputs und starken regionalen Wertschöpfungsketten die Sicherheit der Ernährung. Durch eine ressourcenschützende Wirtschaftsweise stärkt Bio Artenvielfalt, Bodenfruchtbarkeit und Klimaschutz und sorgt so für resiliente Anbausysteme und Ernährungssouveränität.
Bioqualität im Fokus
Die Biofach-Hallen und das vielfältige Angebot des gleichzeitig stattfindenden Kongresses dienen als Plattform für den Fachaustausch zur zukunftsorientierten Bioverarbeitung. Ein Highlight ist jeweils die Verleihung der BioThesis-Forschungspreise. Prämiert werden herausragende Bachelor- und Masterarbeiten entlang der Lebensmittel-Wertschöpfungskette. Dr. Alexander Beck hat den in Forschungs- und Praxiskreisen gut verankerten BioThesis-Preis mit lanciert. Als geschäftsführender Vorstand der deutschen Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL) prägt er die zeitgemässe Weiterentwicklung der Bioverarbeitung seit Jahrzehnten mit. Die in der Biobranche stark verankerte AöL-Arbeitsgemeinschaft konnte dieses Jahr das 30. Jahr ihres Bestehens feiern.
TechTalk mit Alex Beck
Am 7. SGLWT-TechTalk am 27. Oktober gab Alex Beck der Online-Fachgemeinde einen Überblick zur Herkunft und zu den aktuellen Entwicklungen der Bioverarbeitung. Wie bereits im Referatstitel «Auf dem Weg zu Methoden einer minimalen und schonenden Verarbeitung von Bioprodukten» angelegt, lassen sich aus den Erfahrungen der Bioverarbeitungen auch wichtige Anregungen für die Lebensmittel-Aufbereitung ableiten.
Mit Blick auf die heutige Lebensmittelverarbeitung biete sich die gesamtheitliche Sicht der ökologischen Lebensmittelherstellung als zukunftsfähige Alternative zum Konzept «Food Design» an. Beck erinnerte daran, dass die Ziele und Vorstellung der vollwertigen, naturbelassenen Ernährung mit Biolebensmittel mittlerweile auf ein Jahrhundert an Erfahrung aufbauen können. Viele der Grundprinzipien bieten gerade aus heutiger Sicht wieder eine zukunftsweisende Orientierung: «Die Ordnung der Nahrung oder die NOVA-Klassifikation geben eine bessere und praxisnähere Orientierung für Ernährungspräferenzen als die Hauptnährstoffe.» Beck konkretisiert: «Öko-Hersteller sollten ihre Produktkonzepte in den Dienst einer gesunden Ernährung stellen. Gute Produktkonzepte beinhalten dabei mehr als Anpassung der Rezeptur und Technologie», ergänzte Beck: «Innovativ sein – das muss mehr bedeuten, als konventionelle Produktkonzepte auf Bio-Rohstoffe zu transferieren.»
Alex Beck stellte die Ergebnisse des Forschungsprojekts «ProOrg» vor. Das Ziel war dabei, die Formulierungen aus dem EU-Rechtstext und weitergehenden Labelanforderungen zu konkreten Kriterien zu verdichten. Im Ergebnis wurde ein «Code of Practice» erstellt, der die Unternehmen unterstützt, geeignete Technologien und Innovationen zu wählen, die die ökologischen Prinzipien besonders berücksichtigen. Als Ausblick für die Verarbeitungskonzepte der Zukunft, weit über die biozertifizierten Sortimente hinaus, fasste Alex Beck seine Erkenntnisse in einer Empfehlung zusammen: «Die Lebensmittelfachkräfte sollten im Sinne einer angepassten Technologie für nachhaltige Ernährungssysteme ihr Aufgabenfeld neu justieren.»