Der E-Commerce von Lebensmitteln, auch eGrocery oder eFood, ist während der Corona-Pandemie stark angewachsen.Vor allem während dem ersten Lockdown, von März bis Juni 2020, stiegen die Umsätze überproportional an. Danach kehrten mehr und mehr Leute wieder in die Läden zurück. Dennoch hielten viele am Online-Einkauf von Lebensmitteln fest, und diesem Bereich im E-Commerce werden denn auch gute Umsatzzuwächse vorausgesagt. Das Statistik-Portal Statista
weist für die Schweiz im Jahre 2020 einen Umsatz im eFood von 1,08 Milliarden Franken aus. Bis zum Jahre 2025 soll dieser auf rund 1,4 Milliarden anwachsen.
Die Intralogistik ist der Schlüssel zum Erfolg beim eFood
Wer hier den Anschluss halten will, muss seine Logistik und hier insbesondere seine Intralogistik auf dem neusten Stand halten. Erforderlich sind genügend Flächen für Lagerung und Kommissionierung, ein hoher Automatisierungsgrad bei der Kommissionierung und genügend Kapazitäten für eine termingerechte und schadenfreie Auslieferung. Während man im Bereich von Non Food bei Lagerung und Kommissionierung genügend Angebote im Outsourcing vorfindet und diese Tätigkeiten problemlos auslagern kann, ist die Auswahl beim eFood stark eingeschränkt. Da die Anforderungen an Temperaturen und Hygiene in diesem Bereich eine Herausforderung darstellen, ist die Hürde für Dienstleister in diesem Bereich besonders hoch. Auch in Bezug auf die Investitionen. Die grossen Detaillisten haben seit Frühling 2020 ihre Intralogistik für den eFood massiv erweitert. Grosshändler wie Migros oder Coop starteten dabei aber nicht bei null. Zu bewältigen galt es vor allem die Zusatzmengen.
Automatisierungsgrad ist entscheidend
Die Kommissionierung für den Endverbraucher stellt höhere Anforderungen an die Intralogistik dar als die Kommissionierung für Filialen oder Händler. Es
sind viel mehr Einzelbestellungen zu verarbeiten und bereitzustellen sowie auch zu transportieren. Auch hier muss zusätzlich berücksichtigt werden, dass
das Picking aus verschiedenen Temperaturzonen heraus erfolgen muss. Wer hier noch zum grossen Teil manuell kommissioniert, der kann mit dem Wachstum
nicht mehr Schritt halten.
Für die Lieferanten von Intralogistiklösungen ist der eFood ebenfalls ein interessanter Bereich mit Wachstumsaussichten, und sie bieten alle die entsprechenden
Lösungen an. Wichtig ist, dass der Anbieter auf folgende Fragen eine Lösung hat:
• Effizienz bei der Kommissionierung
• Ergonomische Faktoren für die Mitarbeiter
• Kurze Lieferzeitfenster
• Vorbereitung auf die «Letzte Meile»
• Durchgängigkeit der Kühlkette
• Flexibilität im Hinblick auf Erweiterungen und Anpassung auf höhere Mengen
• Anpassungsfähig
Bevor sich ein Händler in die Automatisierung stürzt und über einen Neuaufbau seiner Intralogistik nachdenkt, sollte er mit dem bestehenden Lieferanten über eine Anpassung sprechen. Oft kann eine Automatisierung in die bestehende Lösung integriert werden.
Distribution
Bei der Distribution von Lebensmitteln im E-Commerce spielen ebenfalls wieder die verschiedenen Temperaturanforderungen eine Rolle. Während es für temperaturunempfindliche Produkte eine grosse Auswahl an Anbietern gibt, schwindet das Angebot an Transportfirmen bei den temperaturgeführten Waren.
Hier stellt sich auch wieder die Frage, ob es sich lohnt die Distribution mit eigenen Fahrzeugen durchzuführen. Es gibt einige Anbieter mit Lösungen für
die entsprechenden Fahrzeugaufbauten. Es ist zu prüfen, ob der Händler auch EFahrzeuge anbieten kann und die Klimaanforderungen erfüllt.
Wählt man einen externen Logistikdienstleister, so ist unbedingt darauf zu achten, dass dieser die notwendigen Nachweise und Zertifizierungen für den
Transport von Lebensmitteln nachweisen kann. Nebst dem Versand von konventionellen Lebensmitteln ist während der Pandemie auch die Lieferung von Fertigmahlzeiten angestiegen. Kannte man vorher allenfalls den Pizza-Kurier, bringen die Kuriere heute Gerichte in allen möglichen Varianten an die Haustür.
Hier boomen vor allem die Anschaffungen von E-Lastenrädern für eine klimafreundliche Auslieferung.
Andreas Müller ist gelernter Speditionskaufmann und Betriebsökonom. Er ist Inhaber der Logistikberatung amcon management GmbH und Herausgeber des Logistikportals Loginfo24.