Wie schafft es ein Alters- und Pflegezentrum mit einem 24-Stunden-Betrieb, für seine Mitarbeitenden eine dreitägige Bildungsreise zu organisieren? Und wer bezahlt das alles?
Dank minutiöser Organisation und eines überaus grosszügigen Legats, das sowohl Mitarbeitenden wie auch Bewohnenden zugutekommen soll, konnte das APZB diese Bildungsreisen durchführen. Wichtig ist für Christoph Bächtold, Geschäftsführer des APZB, dass alle interessierten Mitarbeitenden an einer Bildungsreise teilnehmen können und sich die insgesamt acht Reisegruppen interdisziplinär zusammensetzen. Ob Stationsleitung, Mitarbeitende von Hauswirtschaft oder Küche, Pflege- oder Betreuungsfachpersonen, Aktivierungstherapeut:innen oder HR-Mitarbeitende aus allen Bereichen konnte man sich anmelden. Rund zwei Drittel der Mitarbeitenden wollten sich diese Gelegenheit nicht entgegen lassen.
Der Arbeitsalltag in einem Alters- und Pflegezentrum ist anspruchsvoll, herausfordernd und anstrengend. Umso wichtiger, dass die Mitarbeitenden Wertschätzung erfahren und Gelegenheit erhalten, Neues kennenzulernen, ihr Wissen zu erweitern und Einblick in andere, unerwartete Herangehensweisen erhalten. Bei den folgenden Stationen der Bildungsreise konnten sich die Teilnehmenden inspirieren lassen:
- Eine Präsentation und eine Führung durch die Villa Sonnenberg, dem Palliativzentrum des Spitals Affoltern, vermittelte einen interessanten Einblick in die Palliative Care und bot die Möglichkeit, Fragen zu stellen zum Umgang mit Schwerkranken oder Sterbenden und ihren Angehörigen.
- Das Alterszentrum Senevita Obstgarten in Affoltern präsentierte, wie pürierte Kost, «Smoothfood», visuell ansprechend und schmackhaft umgesetzt werden kann. Auch wurde gezeigt, wie betreutes Wohnen und Pflege organisiert sein können und welche Vorteile sich Bewohnenden und Mitarbeitenden daraus bieten.
- Ein Workshop bei NeumannZanetti & Partner zum Thema «Umgang mit Stress und herausfordernden Situationen» vermittelte konkrete Handlungsansätze, wie die Mitarbeitenden mit schwierigen Begegnungen im Alltag umgehen und gleichzeitig auf sich selbst und ihre Bedürfnisse achten können.
- Wie fühlt es sich an, wenn jemand bettlägerig ist und sein Umfeld nur aus dieser Perspektive wahrnehmen kann? Im Swiss Center for Design and Health, SCDH in Nidau konnten die Besuchenden dies selbst erfahren. Im Workshop zum Thema «Bedarfsgerechte Raumgestaltung» tauschten sie sich anhand von simulierten Situationen in einem Langzeitpflegezimmer und in einer Alterswohnung darüber aus. Auch bekamen sie wertvolle Hinweise vom SCDH-Team, wie sie Situationen für Bewohnende mittels Einsatz von Licht, Materialien oder Farbgestaltung angenehmer gestalten können.
- Bewohnenden auf Augenhöhe zu begegnen, ist ein wichtiger Wert in der Alters- und Pflegearbeit. Diesen Anspruch zu erfüllen, ist gerade bei Menschen mit Demenz oder einer psychiatrischen Diagnose eine grosse Herausforderung. Lisa Bögli arbeitet als Clown und bringt mit ihrer Arbeit Humor in Alters- und Pflegezentren. Wie es mit Feingefühl und leisen Tönen gelingen kann, Zugang zu belasteten Menschen zu finden, erläuterte sie in einem spannenden Referat.
Neben dem Lernen das Vergnügen
Neben den verschiedenen informativen und lehrreichen Veranstaltungen kam auch das Vergnügen nicht zu kurz. Nach dem Einchecken im Hotel trafen sich die Teilnehmenden am ersten Abend mit der Geschäftsleitung zum Apéro und Nachtessen im nahegelegenen Restaurant. Das anschliessende «Kaminfeuergespräch» bot die Möglichkeit für einen informellen Austausch mit der Geschäftsleitung, was sehr geschätzt wurde. Der zweite Abend stand zur freien Verfügung.
Am dritten Tag durften die Teilnehmenden in einem Escape Room die spannende Erfahrung machen, wie die Zusammenarbeit über die einzelnen Disziplinen hinweg funktioniert, wenn man gemeinsam eine gute Lösung finden will, um sich aus dem Escape Room zu befreien.
Positives Feedback
«Die Bildungsreisen sollen es möglich machen, die eigene Tätigkeit und das Arbeitsumfeld aus einer anderen Perspektive zu betrachten», sagt APZB-Geschäftsführer Christoph Bächtold.
Besonders erfreulich ist, dass bereits verschiedene Ideen und konkrete Vorschläge eingebracht wurden, was im Arbeitsalltag im APZB optimiert werden könnte. Auch Kritikpunkte wurden angesprochen. Manches muss nun reifen. Konkrete Vorschläge werden nun auf ihre Umsetzbarkeit überprüft. Einige dürften sich rasch und einfach umsetzen lassen. So zum Beispiel der Vorschlag, den Wandschmuck im Aufbahrungsraum freundlicher zu gestalten und die religiösen Symbole individuell einzusetzen. Auch der interdisziplinäre Austausch über die Situation von Bewohnenden soll verbindlich und einfacher gestaltet werden.
Besonders geschätzt wurde die Zusammensetzung der Reisegruppen und damit die Möglichkeit, die Menschen hinter den Funktionen kennenzulernen. Viele nutzten die Zeit im Car für rege Diskussionen und den Austausch über ihre verschiedenen Fachbereiche. Christoph Bächtold ist zufrieden: «Die vielen positiven Rückmeldungen zeigen, dass wir unser Ziel mit den Bildungsreisen erreicht haben.»
Weitere Informationen unter www.apzb.ch