Dieses Spannungsfeld war – respektive ist – beispielsweise in der Diskussion um die «Lebensmittel-Ampel» spürbar. Nachdem sich hierzulande das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) schon früh für die Unterstützung des französischen Nährwertkennzeichnungsmodells «Nutri-Score» entschieden hatte, blieb die Situation in unserem nördlichen Nachbarland und grössten Exportmarkt längere Zeit unklar. Nun hat das deutsche Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) kürzlich die Resultate einer Verbraucherbefragung veröffentlicht. Dabei schnitt der «Nutri-Score» relativ gut ab. Das BMEL möchte deshalb die Benutzung des Systems in Deutschland künftig ermöglichen und sich für eine EU-weite Vereinheitlichung einsetzen. Die Debatte zur sinnvollen Art und Weise der freiwilligen visualisierten Nährwertkennzeichnung dürfte die Branche auch im kommenden Jahr beschäftigen. Es ist zu hoffen, dass dabei der gesunde Menschenverstand und das nötige Augenmass sowie der Stellenwert der Förderung der Ernährungskompetenz von Kindsbeinen an und die Anerkennung der Wichtigkeit von genügend Bewegung für ein gesundes Leben nicht auf der Strecke bleiben.
Nebst der Ampel-Diskussion sind im zu Ende gehenden Jahr auch umweltpolitische Erwartungen an die Herstellung von Lebensmitteln Gegenstand der politischen Diskussion geworden. Im kommenden Jahr wird das Schweizer Stimmvolk über zwei Volksinitiativen abstimmen, welche den Einsatz von Pestiziden betreffen und deren Annahme negative Auswirkungen auf die Versorgung der Bevölkerung mit genügend sicheren und qualitativ einwandfreien Lebensmitteln zu erschwinglichen Preisen hätte. Die fial lehnt beide Initiativen ab, unterstützt aber einen parlamentarischen Vorstoss, der einen gesetzlich festgelegten Absenkpfad für den Pestizideinsatz verlangt.
Auch die Revision einer Vielzahl von Lebensmittelrechtsverordnungen unter dem Namen «Stretto 3» beschäftigt aktuell unsere Branche. Hierbei geht es beispielsweise um die Neuregelung der GVO-Kennzeichnung oder um ein neues Höchstmengenmodell für die Zugabe von Vitaminen und Mineralstoffen. Die fial begrüsst die grundsätzliche Stossrichtung des Revisionspakets, weist aber auf verschiedene nötige Anpassungen hin.
Schliesslich tauchte in diesem Jahr auch der Gegenvorschlag zur Fair-Preis-Initiative auf dem Radar der Geschäfte mit potenziellem Einfluss auf die Nahrungsmittel-Industrie auf. Die fial schlägt hierzu eine Ausnahme für Lebensmittel bestimmter Zollkategorien vor. Demgegenüber glaubt die Wirtschaftskommission des Nationalrats, die Interessen der einheimischen Industrie mit der Aufnahme einer sogenannten «Reimportklausel» genügend zu berücksichtigen. Demnach sollen exportierte Waren, die ins Produktionsland reimportiert und dort ohne weitere Bearbeitung weiterverkauft werden, vom Gegenvorschlag ausgenommen werden. Auch hier gilt mit Blick auf 2020: «Affaire à suivre …».
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URS FURRER, Co-Geschäftsführer fial
LEBENSMITTEL-INDUSTRIE 11/12 2019
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