Am Wettkampf haben 13 Personen aus der deutschen Schweiz und 7 aus der Romandie teilgenommen – darunter insgesamt 13 Männer und 7 Frauen. Den öffentlichen Event auf dem Areal der BZWU in Flawil besuchten rund 2000 Personen. Sie genossen ein vielfältiges Programm mit prominenten Gästen, kulinarischen Höhepunkten und Informationen über die Trends rund um die Milch.
Charlotte Fringeli (20) hat ihre Lehre 2018 bei Cremo in Villars-sur-Glâne abgeschlossen und ist nun in der Fromagerie des Franches-Montagnes in 2340 Le Noirmont tätig. Sie wohnt in 2825 Courchapoix. «Ich habe mich für diesen Beruf entschieden, weil mich die handwerkliche Tätigkeit, Chemie und Mikrobiologie sehr interessieren», beschreibt die Schweizer Meisterin ihren Einstieg in die Milchwirtschaft. Sie hat nach ihrem Lehrabschluss sofort die Weiterbildung zur Berufsprüfung besucht und im vergangenen Juli als eine der besten abgeschlossen. Sie bereitet sich nun auf die Höhere Berufsprüfung HFP vor und kann sich sehr gut vorstellen, einmal ihre eigene Käserei zu führen. «Ich bin überglücklich», meinte sie strahlend nach der Siegerehrung. «Als alle unsere 17 Kollegen und Kolleginnen auf die Bühne gerufen wurden und nur noch wir drei Medaillengewinner warten mussten, waren wir sehr aufgeregt. Ich hätte aber nie gedacht, dass ich die Goldmedaille gewinne!» In der industriellen Produktion ihres Lehrbetriebs Cremo hat sie den Beruf Milchtechnologin von Grund auf gelernt: «Angefangen von der Milchannahme über die Verwandlung des Rohstoffes in verschiedene Produkte wie Käse, Butter oder Joghurt bis zur Qualitätskontrolle und Verpackung der fertigen Waren.» Ihr heutiger Arbeitgeber, die Fromagerie des Franches-Montagnes, blickt auf eine lange Tradition in der Käseherstellung zurück. 1910 gebaut, produzierte sie in ihren Anfängen vorwiegend Gruyère und Tête de Moine. 2016 übernahm die MIBA Genossenschaft den Familienbetrieb. Im Frühjahr 2019 wurde die neue Produktionsstätte am Dorfrand von Le Noirmont eingeweiht. Der Strombedarf wird über eine Solaranlage auf dem Flachdach produziert. Die Heizung des Gebäudes erfolgt mit Holzhackschnitzeln eines direkten Nachbarn der Käserei. Die 7-köpfige Käserei verarbeitet rund 4 Mio. kg Milch pro Jahr von Produzenten aus Le Noirmont und Umgebung.
Silber eroberte Camille Maimone (20). Sie hat die Lehre 2018 bei der Fromagerie Dénervaud in 1690 Villaz-St-Pierre FR abgeschlossen und wohnt in 1680 Romont. Sie ist neben einer Käserei aufgewachsen. «Bereits als kleines Mädchen war ich von meinen weiss gekleideten Nachbarn fasziniert. Ich fragte mich, was sie da eigentlich machten», erzählt Camille Mamoine von ihrer ersten Begegnung mit dem Beruf der Milchtechnologen. Als schliesslich die Berufswahl anstand, hat sie mehrere Schnupperlehren absolviert. Doch Milchtechnologin stand ganz oben auf ihrer Liste. Sie schnupperte in zwei Käsereien, um das Spektrum kennenzulernen und am zweiten Ort machte es Klick. Sie wusste: «Das war es, was ich wollte!» Am liebsten stellt sie Gruyère her. In Zukunft möchte sie sich weiterbilden, um Lernende auszubilden. Doch ihr Ehrgeiz geht noch weiter: «Ich werde Käsermeisterin und übernehme eine Käserei. Auch Frauen können als Unternehmerinnen in der Milchwirtschaft erfolgreich sein», ist sie überzeugt.
Bronze sicherte sich Guillaume Barras (22), der die Ausbildung bei der Laitérie de Belfaux, 1782 Belfaux FR absolviert hat und in 1683 Pensier wohnt. Auch er kennt die Milchwirtschaft seit seiner Kindheit, denn seine Familie produziert in den Bergen zahlreiche Milchprodukte wie Gruyère und Vacherin. Guillaume Barras konsumiert auch gerne, was er, sein Betrieb und seine Familie produzieren. «Ich bin stolz auf die Lebensmittel, die wir herstellen.» Er sieht seine Zukunft in der Milchwirtschaft. Zukünftigen Lernenden rät er zu einer Schnupperlehre, gerne auch in mehreren Betrieben, da diese sich erheblich voneinander unterscheiden können. Um die Zukunft der Milchwirtschaft macht er sich keine Sorgen. «Die Ausbildung und die Weiterbildungen sind sehr gut und eine hervorragende Basis für die erfolgreiche Laufbahn in der Branche.»
Schubkraft für die Nachwuchsförderung
Die Milchwirtschaft sucht dringend Nachwuchs. Seit 2016 unternimmt sie deshalb zahlreiche Anstrengungen, um mehr Jugendliche für den Beruf Milchtechnologin/Milchtechnologe zu motivieren. Dazu zählen auch die regionalen Berufsmeisterschaften, die seit 2018 jedes Jahr in den vier Regionen Ostschweiz, Bern, Zentralschweiz und Romandie durchgeführt werden. 20 Nachwuchstalente, die die regionale Qualifikation geschafft hatten, haben nun am vergangenen Samstag an den ersten nationalen SwissSkills der MilchtechnologInnen teilgenommen und um die besten Plätze gekämpft. Sie hatten anspruchsvolle Aufgaben zu erfüllen. Diese reichten von Kenntnissen in der Theorie über die 7 Etappen in der Herstellung eines eigenen Käses, Laborarbeiten zur Bestimmung des Säuregrades, Auswechseln von Dichtungen an einer Maschine bis zum Sensoriktest und dem Mischen eines Joghurts. Einige Aufgaben waren parallel zu lösen, womit auch das im Beruf so wichtige Zeitmanagement der Nachwuchskräfte unter Beweis zu stellen war. Im Bereich Kommunikation spielten die SwissSkills-Teilnehmenden die Präsentation eines Produktes beim Schweizer Detailhandelsunternehmen Migros durch. Dieses, so die Wettkampfaufgabe, suche neue Produkte für sein Sortiment. An den SwissSkills stellten die KandidatInnen nun «ihr Produkt» einem Fachgremium persönlich vor und beantworteten Fragen zu Marketing und Produktionsengpässen.
Jugendliche entdeckten den Beruf
Parallel zum Wettkampf herrschte ein reges Treiben auf dem weitläufigen Gelände des BZWU in Flawil. In den Schulgebäuden und in zwei grossen geheizten Zelten bot sich den rund 2000 BesucherInnen ein vielfältiges Programm. Schülerinnen und Schüler konnten den Beruf der MilchtechnologIn hautnah entdecken. In kleinen Gruppen produzierten sie Weichkäse oder Butter, mischten Joghurt und stellten Kräutersulz her. Den Käse konnten sie mit nach Hause nehmen, um ihn dort mit dem Kräutersulz zu pflegen und geschmacklich zu verändern. Lernende und Berufsbildner beantworteten Jugendlichen und Eltern Fragen und erläuterten den Alltag, die Weiterbildungen und die Karrierechancen in ihrem Beruf.
Trends rund um die Milch
Zum Rahmenprogramm der SwissSkills der Milchtechnologen gehörten auch eine Reihe von spannenden Referaten, in denen die Gäste einen Eindruck von der Vielfalt der Milchwirtschaft gewinnen konnten. Stefan Germann, Leiter Business Unit Health/Vegan M-Industrie zeigt unter dem Lotto «Alles Milch oder was?» aktuelle Food-Trends auf. Silvana Gmür, Head New Business & Innovation Emmi veranschaulichte den Weg der Innovationen in der Milchwirtschaft – von der Produktidee bis zur Marktreife. Erich Kienle, Geschäftsführer und Inhaber der Innoprax AG (Latesso) vermittelte Einblicke in die Dynamik des wachsenden Milchkaffee-Marktes.
Fernsehmoderator Jann Billeter führte durch die Podiumsdiskussion. Monika Knill, Regierungsrätin Kanton Thurgau, Peter Hegglin von der Branchenorganisation Milch und Ständerat Kanton Zug, Theo Müller von Müllermilch und Urs Riedener von Emmi diskutieren über die Zukunft der Milchverarbeitung. Sie widmeten sich den Themen Trends, Berufsnachwuchs und wirtschaftliche Entwicklung.
Genuss für alle
Getreu dem Motto «Wir produzieren Genuss» bot der Grossanlass der Milchtechnologen für Jung und Alt ein genussreiches Programm – vom Sinnesparcours, über den Käseplatten-Kreations-Wettbewerb bis zu den Spezialitäten des Kochclubs «Lämmlichuchi» und des Gourmetrestaurants «Schlüssel» aus Mels. Der Tag wurde mit einem grossen Fondue-Essen abgeschlossen.
Thomas Arnold, Präsident des Schweizerischen Milchwirtschaftlichen Vereins SMV, zeigte sich hocherfreut über das hohe Niveau der 20 Nachwuchskräfte. «Ich erhoffe mir weitere Schubkraft für die Nachwuchswerbung, damit wir unser Ziel von 500 Lernenden erreichen. Die 20 besten Milchtechnologen und Milchtechnologinnen sind hochkompetente BotschafterInnen für unseren Beruf.» Karin Imboden, Wettkampfleiterin und Geschäftsleiterin des SMV erklärte: «Die Unterschiede in den Resultaten waren insgesamt sehr knapp. Das Niveau der KandidatInnen ist ausgesprochen hoch.»
Monika Knill, Regierungsrätin Kanton Thurgau, betonte am Anlass, wie wichtig junge Berufsleute und das duale Berufsbildungssystem für die erfolgreiche Entwicklung der ganzen Schweiz seien. Theo Müller von Müllermilch vermittelte einen spannenden Einblick in die Geschichte seines Unternehmens, das er vom kleinen, um das Überleben kämpfenden Familienbetrieb zu einem Grosskonzern aufgebaut hatte, der mehr Milch verarbeitet als alle Betriebe der Schweiz zusammen. Urs Riedener, CEO von Emmi, erklärte: «Milch ist global gesehen ein Wachstumsmarkt. Die Frage ist, wie die Schweiz an dieser Entwicklung einen möglichst grossen Anteil haben kann. Hier ist die Politik gefordert, weiterhin gute Handelsverträge abzuschliessen. So setzt uns das neue Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kanada unter Druck.»
Felix Tschirky, OK-Präsident der ersten SwissSkills der Milchtechnologen, war sehr zufrieden mit dem gesamten Anlass, der zwei Jahre lang mit grossem Aufwand vorbereitet worden war. «Allein 200 HelferInnen waren heute auf dem Areal unterwegs. Für die Branche sind die SwissSkills eine grosse Chance, um gemeinsam die Wahrnehmung des Berufes Milchtechnologe zu steigern.»
Gold-Sponsoren der SwissSkills der Milchtechnologen sind Emmi Schweiz und Züger Frischkäse. Weitere Unterstützungen kamen von 13 Silber-Sponsoren und 39 Objekt- und Kandidaten-Sponsoren.
Die 13 besten MilchtechnologInnen aus der Deutschschweiz
Bern
- Daniel Graf (20), Lehre 2018 abgeschlossen bei Käserei Beat Kipfer, 3633 Amsoldingen, wohnhaft in 3153 Rüschegg
- Christian Hirschi (19), Lehre 2018 abgeschlossen bei Käserei, 4937 Ursenbach, wohnhaft in 4922 Rütschelen
- Angelika Lüthi (30), Lehre 2019 abgeschlossen bei Société des Produits Nestlé S. A., Nestlé Research & Development Konolfingen, wohnhaft in 4600 Olten
- David Maurer (20), Lehre 2018 abgeschlossen bei Käsereigenossenschaft Scheidweg, Heimenschwand, wohnhaft in 3615 Heimenschwand
- Raphael Zwicky (23), Lehre 2019 abgeschlossen bei Regio Chäsi Wengi, 3251 Wengi b. Büren
Ostschweiz
- Anna Kägi (30), Lehre 2019 abgeschlossen bei Käserei Stadelmann, 9650 Nesslau, wohnhaft in 9651 Ennetbühl
- Mauritius Koller (20), Lehre 2017 abgeschlossen bei Appenzeller Milch AG, wohnhaft in 9050 Appenzell
- Jürg Meuli (19), Lehre 2019 abgeschlossen bei Sennerei Maran bei 7050 Arosa, wohnhaft in 7437 Nufenen
- Diana Niggli (29), Lehre 2018 abgeschlossen bei Käserei Alois Pfister, 8638 Goldingen SG, wohnhaft in 7220 Schiers GR
- Lucas Züger (22), Lehre 2018 abgeschlossen bei Imlig Käserei Oberriet AG, 9463 Oberriet, wohnhaft in 9245 Oberbüren
Zentralschweiz
- Marcel Birrer (17), Lehre 2019 abgeschlossen bei Käserei Rottal in 6123 Geiss, wohnhaft in 6122 Menznau
- Nadia Kleiner (23), Lehre 2018 abgeschlossen bei Milchmanufaktur, 8840 Einsiedeln, wohnhaft in Hirzel ZH
- Matthias Roth (18), Lehre 2018 abgeschlossen bei Emmi Schweiz, 6212 Kaltbach, wohnhaft in Ruswil LU
Milchtechnologen – Swissness als Beruf
In der dreijährigen Lehre zum Milchtechnologen / zur Milchtechnologin erlernen die Jugendlichen die Herstellung vielseitiger und innovativer Produkte aus Schweizer Milch. Auf Natürlichkeit und Gesundheit der Produkte wird sehr viel Wert gelegt – auch das schliesslich ein Grund, warum diese weltweit für ihre höchste Qualität bekannt sind. Ob es um die zahlreichen Käsesorten, Raclette oder Fondue, Milch Shake, Joghurt, Caffè Latte, Glace oder Desserts wie Crème brulée oder Mousse au Chocolat geht – der Herstellung haftet auch heute noch ein Hauch Magie an. Denn Milch ist ein rasch vergängliches Naturprodukt, das durch die Verarbeitung in haltbare Genussmittel verwandelt wird. Ein optischer Genuss ist auch die Aussicht von zahlreichen gewerblichen Betrieben bzw. Käsereien. Die rund 500 Käsereien sind oft an idyllischen Orten gelegen. Milchtechnologen finden auch bei den führenden Schweizer Industriebetrieben gute Zukunftsaussichten. Denn Schweizer Milchtechnologen sind weltweit begehrte Mitarbeiter. Sie bilden sich über die Berufsprüfung und die höhere Fachprüfung zum eidgenössisch diplomierten Milchtechnologen/in weiter. Als selbständige UnternehmerInnen übernehmen sie die Verantwortung für die Produkte – von der Erfindung über die Herstellung bis zum Marketing und Verkauf. Ihre soziale Kompetenz beweisen sie im Kontakt mit Kunden und Lieferanten oder als Teil ihres Teams. In der Industrie und im Gewerbe stehen ihnen vielfältige Karrierewege offen. Auch als Kadermitglieder sind sie sehr gesucht.