Ihr Unternehmen ist weit über die Ostschweiz hinaus ein Begriff. Bitte geben Sie dennoch einen Überblick über Positionierung, Schwerpunkte, Sortiment, Vermarktung.
Kurt Widmer: Wir bei Goba positionieren uns mit unserer Sortimentsvielfalt aus der Mineralquelle und Manufaktur mittlerweile in der ganzen Schweiz an unterschiedlichsten Orten, wo Genuss, Kulinarik, Gesellschaft und bewusstes Konsumieren einen hohen Stellenwert geniessen. Unser Hauptschwerpunkt liegt auf einem partnerschaftlichen Wirken voller Service- und Dienstleistungen mit all unseren Kundinnen und Kunden, Lieferbetrieben und weiteren Partnerunternehmen. Unser Produktportfolio, die Konsequenz in ehrliche Schweizer Produktionen und die ständige, mutige Innovationskraft stützen uns in der Marktbearbeitung.
Was sind die wichtigsten Eckpunkte der Firmen-Geschichte – und zum Zeitraum seit der Übernahme der Geschäftsleitung durch Gabriela Manser?
Kurt Widmer: Die Mineralwasserquelle wird urkundlich bereits 1576 das erste Mal erwähnt, und Gontenbad war lange Zeit als Kurort bekannt. In den 1930er-Jahren wurde dank Josef Schmidiger, dem Grossvater von Gabriela Manser, die Abfüllung des Mineralwassers sowie der ersten Limonaden bedeutend. 1999 übernahm Gabriela Manser den Familienbetrieb in dritter Generation, mit acht Mitarbeitenden. Die Firma beschäftigt heute 80 Mitarbeitende und verfügt über drei Standorte im Appenzellerland: den Hauptsitz mit der Mineralquelle-Produktion in Gontenbad, das Logistikzentrum und die Manufaktur in Bühler sowie die Erlebniswelt «Flauderei» im Dorf Appenzell. Neben dem Mineralwasser ist es vor allem die Flauder-Linie, welche die Goba AG bekannt gemacht hat. Flauder Original, welches seit 2002 wortwörtlich «in aller Munde» ist, trägt nach wie vor dem Zeitgeist Rechnung, bringt es doch vollen Geschmack bei gleichzeitiger Leichtigkeit durch Mineralwasser und sehr tiefen Zuckeranteil.
Weil die Geschichte so schön ist: Wie kam es damals zur Flauder-Erfindung?
Roland Wehrli: Nach der Übernahme des Unternehmens durch Gabriela Manser war die Zeit reif für ein neues Erfrischungsgetränk aus dem Hause Goba. Ein leichtes, zum Appenzellerland passendes Getränk und mit hiesigen Zutaten sollte es sein. Erinnerungen an den grossmütterlichen Holunderblüten-Sirup gaben die Initialzündung, und durch die eher zufällige Beigabe von Melisse entstand der unverwechselbare Geschmack unseres Flauder Original.
Welche Ausbau-Perspektiven stehen derzeit bezüglich Angebot im Fokus?
Kurt Widmer: Die Goba AG Mineralquelle Manufaktur, wird weiter auf innovative Produkte und Dienstleistungen setzen und viel Kraft in die persönlichen Beziehungen im ganzen Marktumfeld einsetzen.
Der Entwicklung von Zuckerreduktion in unseren Erfrischungsgetränken wird analog den vergangenen Jahren weiter stark Rechnung getragen. Von uns wird es weiterhin kein Geheimrezept geben, vielmehr werden wir mit grosser Innovationskraft in die künftigen Bedürfnisse unserer Konsumenten investieren.
Welche Bedeutung nehmen Bio-Produkte und generell naturbelassene Rezepturen ein?
Roland Wehrli: Goba verwendet naturbelassene oder Bio-Produkte schon seit vielen Jahren. Wo immer möglich, sind unsere Ingredienzen nicht nur regional oder gar lokal, sondern auch aus nachhaltigem Bio-Anbau. Wir sind bestrebt, in diesem Bereich stets besser zu werden, Partnerschaften aufzubauen und – wenn nötig – auch mal unsere Rezepturen anzupassen.
Wie sieht Ihre Beschaffungsphilosophie aus, etwa bezüglich Regionalität und Herkunft Schweiz?
Roland Wehrli: Goba ist im Appenzellerland fest verankert, und die Zusammenarbeit mit regionalen und lokalen Unternehmen ist für uns ein zentrales Anliegen. Vor allem in unserem gemeinsamen Tun der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit wie auch in der Kreislaufwirtschaft ist dies ein entscheidender Faktor. Zudem ermöglicht uns die Regionalität Agilität, gemeinsames Denken und rasches Handeln, Kreativität sowie ein Miteinander auf allen Ebenen.
Gibt es aktuelle technologische Neu-Entwicklungen, die für Ihre Herstellung interessant sind?
Roland Wehrli: Von DER technologischen Neuentwicklung kann in unserem Wirkungsbereich aktuell nicht gesprochen werden. Selbstverständlich beobachten wir stetig den Markt und allfällige Neuerungen und versuchen, jene Dinge, die für uns Sinn machen, bei uns einfliessen zu lassen. Wie beispielsweise die verstärkte Verwendung von R-PET in unseren Flaschen. Vor zwei Jahren betrug der Anteil noch 35 Prozent, heute sind es 75 Prozent und aktuell werden bereits Flaschen mit 100 Prozent R-PET-Anteil getestet. Auch hier gilt es, eine 100-prozentige Umstellung auf alle Produkte und Gebinde zu erreichen.
Natürlich ist KI auch bei Goba ein Thema, dessen Potenzial wir vor allem im Bereich von Entwicklung und Marketing sehen. Und trotzdem: Wir sind bereits heute sicher, dass KI das wertvolle, menschliche Miteinander nicht ersetzen können wird.
Und selbstverständlich werden wir unserer Verantwortung gerecht und investieren viel in unsere CO2-Bilanz. Sei dies über die Substitution fossiler Brennstoffe, durch alternative Heizsysteme oder den stetigen Ausbau unserer Eigenstromproduktion.
Welche berufliche Herkunft haben die bei Ihnen Beschäftigten?
Silvia Wetli: Die meisten der Goba-Mitarbeitenden bringen eine Berufslehre mit, haben sich bereits weitergebildet oder bilden sich bei uns weiter. Unsere Mitarbeitenden haben die Möglichkeit, sich bei uns weiterzuentwickeln, und wachsen so auch in Jobs oder Funktionen hinein, die ursprünglich bei ihrer Einstellung noch nicht Thema waren.
Finden Sie genügend Fachkräfte?
Silvia Wetli: Wir haben das Glück, dass wir viele Blindbewerbungen erhalten. Die Goba AG ist in unserer Region und auch überregional als beliebte Arbeitgeberin bekannt. So müssen wir im Allgemeinen nur wenige Stellen ausschreiben und können so zeitnah passende Personen, die sich bereits beim Start schon sehr gut mit uns identifizieren, für unser Unternehmen gewinnen. Als Arbeitgeberin möchten wir möglichst attraktiv sein, bieten zum Beispiel über 30 verschiedene Lohnnebenleistungen, und sind bestrebt, durch gemeinsame Aktivitäten den Zusammenhalt untereinander zu fördern. So sind die Mitarbeitenden bereit, für die Goba AG einzustehen und einen grossen Einsatz zu leisten.
Bilden Sie auch selbst Lernende aus? Für welche Berufe?
Silvia Wetli: Ja, wir bilden zurzeit bei uns den zweiten Lebensmitteltechnologen und die zweite Mediamatikerin aus. Vor einigen Jahren haben wir auch Detailhandelsangestellte im Lehrverbund ausgebildet, doch leider sind wir noch zu klein, um eigenständig Lernende in diesem Bereich auszubilden.
Stichwort Goba Fonds: Was sind hier die Förderschwerpunkte?
Silvia Wetli: Wir engagieren uns mit dem Goba Fonds für Wasser in der Welt. Nicht für jede und jeden und nicht überall ist Wasser so leicht zugänglich wie für uns. So verstehen wir den Goba Fonds als ein gemeinschaftliches Engagement und unterstützen spannende Projekte. Diese müssen immer in Verbindung mit Wasser stehen wie beispielsweise die Renaturierung des Gontner Hochmoors oder die Unterstützung von NUKIA mit ihrem Wirken in Afrika. NUKIA unterstützt benachteiligte Frauen, Familien und Kinder mit dem Ziel, ausschliesslich mit Einheimischen zu arbeiten, Kinder und Mütter in allen Lebenslagen zu unterstützen und mit ihnen das Fundament «Hilfe zur Selbsthilfe» aufzubauen.
Uns ist es ein Anliegen, dass die gesamten Gelder aus dem Goba Fonds direkt den Betroffenen zugutekommen und wir über die Einsätze vor Ort immer durch uns bekannte, kompetente Personen informiert und dokumentiert werden.
Die Goba AG ist seit rund einem Jahr im Besitz der F.G. Pfister Stiftung. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Kurt Widmer: Die Goba AG hat es – wie alle Unternehmen in der Schweiz verdient, dass eine passende Nachfolgelösung frühzeitig gefunden werden kann. Bei uns waren die weiterzuführende Eigenständigkeit sowie Treue gegenüber unserer Philosophie und unseren Werten zentrale Elemente innerhalb des Findungsprozesses.
Wir sind dankbar, dass Gabriela Manser auch hier mit unverkennbarem Unternehmertum und ganz im Sinne des Werkplatzes Schweiz agiert hat. Die Übernahme schafft viel Sicherheit und fördert unser strategisches Denken zusätzlich. So können wir noch mutiger und kreativer an unserer Zukunft arbeiten.
Vielen Dank für das Gespräch!