Dass sich etwas ändern soll, ist allen klar. Trotzdem empfinden viele Menschen einen Wandel als Bedrohung, Verlust oder Einschränkung. Aber stimmt das Narrativ, dass wir bei unserem Essen zwischen dem Wohl von Menschen und einer gesunden Umwelt wählen müssen? Im Projekt «stories for future» lassen wir Menschen ihre Geschichte erzählen. Darüber, wie sie ein gutes Leben in einer gesunden Welt leben, hier und jetzt.
So wagt eine Studentin in Geschichte #54 den Versuch, in der Schweiz Beluga-Linsen anzubauen, die sonst praktisch ausschliesslich aus Kanada importiert werden. Der Ertrag ist viel höher als erwartet, und es finden sich bereits Nachahmer. Ein älterer Mann aus Indien leistet in #42 einen Beitrag zur Selbstversorgung eines Zürcher Cafés, wo er als Küchenhilfe arbeitet: Nach Dienstschluss widmet er sich dem immer grösser werdenden Stadtgarten. Auf einem Permakultur- Hof in #99 treffen sich Landwirte und Freiwillige und produzieren Lebensmittel in einem harmonischen Miteinander von Menschen, Pflanzen und Tieren.
In #80 wird eine Unternehmerin zur Expertin für die Weiterverarbeitung von Bananen, die tonnenweise weggeworfen werden, bevor sie überhaupt in den Verkauf kommen. Sie bringt Logistiker, Unternehmen und Produzenten zusammen und ermöglicht so die Herstellung von getrockneten Bananen, Bananenglacé oder Bananenbrot auf Anlagen, die sonst nicht ausgelastet wären. Unter dem Motto «frisch von gestern» bietet ein Unternehmen in #56 erfolgreich gerettete Lebensmittel in eigenen Verkaufsstellen an, und in #48 lernen wir Menschen kennen, die übriggebliebenes Essen einsammeln und gratis anderen zur Verfügung stellen. In #64 zeigt ein geflüchteter Iraner, dass es dafür vor allem Mut und Eigeninitiative braucht. Er versorgt während dem ersten Lockdown Asylheime mit geretteten Lebensmitteln.
Die Food-Kooperative El Comedor beweist in #35, dass nachhaltige Lebensmittel kein Luxusgut sein müssen, wenn Produzenten sich direkt mit Konsumenten verbinden und einen fairen Preis mit einem Handschlag besiegeln. Es geht auch im grösseren Massstab: Hansalim in Korea ist die weltweit grösste landwirtschaftliche Genossenschaft. Sie umfasst über 2300 Produktionsbetriebe und beliefert zwei Millionen Menschen mit regionalen, umweltschonend hergestellten Produkten. Der Umsatz beträgt 300 Millionen Dollar, 75 Prozent des Erlöses geht an die Produzenten.
Im Zentrum dieser Geschichten steht immer die positive Erfahrung der Menschen, die Freude, die gewonnene Kompetenz und Freiheit und der Stolz über das Erreichte. Sie sind Puzzlestücke eines grösseren Bildes: Nachhaltige Entwicklung in der Lebensmittelversorgung tut nicht nur der Umwelt, sondern primär auch uns Menschen gut. Sie bietet uns Gestaltungsraum, fördert Innovation und Kreativität, bringt Produzent*innen und Konsument*innen zusammen, führt uns alle wieder näher zu den Lebensmitteln und zum Land. Die Geschichten zeigen auch, was es für nachhaltige Entwicklung braucht: Mut und Kreativität für das Umdenken von bestehenden Systemen und Geschäftsmodellen und das Aufbauen von vertrauensbasierten Kooperationsbeziehungen. Wenn man beherzt vorangeht, funktioniert das bereits heute.
Weitere Informationen unter: www.storiesforfuture.ch (unterstützt von der Stiftung Mercator Schweiz)