Die aktuellen geopolitischen Spannungen beeinträchtigen den globalen Handel und die Logistik. Als Folge des Konflikts zwischen der Ukraine und Russland und des anhaltenden Handelsstreits zwischen den USA und China haben viele Länder zum Beispiel Sanktionen und strengere Ausfuhrkontrollen eingeführt. Ausserdem greifen die Huthi-Rebellen in letzter Zeit immer wieder Handelsschiffe im Roten Meer an und stören so den globalen Handel. Es liegt nun an Unternehmen, Massnahmen zu ergreifen, um mit den geopolitischen Spannungen umzugehen. Eventuell müssen sie die eigene Supply-Chain-Strategie überdenken, Bezugsquellen in anderen Regionen in Betracht ziehen und alternative Transportwege wählen.
Die Zahl der regionalen Handelsabkommen nimmt weiter zu. Nach Angaben der Welthandelsorganisation (WTO) gibt es aktuell 361 Vereinbarungen, die mehr als die Hälfte des globalen Handels regeln. Aus der Sicht von Experten hat das erhebliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaftsordnung, die zukünftig nicht mehr von allen Staaten gemeinsam bestimmt wird. Stattdessen gewinnen bilaterale Handelsabkommen, neue Interessensphären und Strategien zur Durchsetzung der eigenen staatlichen Interessen an Bedeutung. Für Unternehmen kommt es darauf an, Technologien zu implementieren, die unabhängig von der Situation ein optimales Supply- Chain-Management ermöglichen.
Seit einigen Jahren setzen Länder weltweit Massnahmen zur Modernisierung des globalen Handels um. Dazu gehören beispielsweise die regelmässigen Aktualisierungen der Zollsoftware ATLAS, die in Deutschland zur Automatisierung der Zollabwicklung und zur internen Vorgangsbearbeitung dient. Im Jahr 2024 nimmt die digitale Transformation des globalen Handels weiter an Fahrt auf und verursacht grosse Veränderungen über alle Lieferketten hinweg. Der Grund: Regierungen und Unternehmen planen, die Vorteile von Lösungen auf der Basis künstlicher Intelligenz (KI) und anderer Technologien zu nutzen, um ihre Flexibilität, Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Investitionen in entsprechende Technologien nehmen weiter zu. Daher besteht für Unternehmen potenziell Handlungsbedarf, damit sie den Anschluss nicht verlieren.
In das Bewusstsein der Menschen rückt auch immer mehr die Frage nach der Verantwortung von Unternehmen und den gesetzlichen Vorgaben, die damit einhergehen. Vor dem Hintergrund der Klimakrise und der Missachtung von Menschenrechten spielt der Umgang mit Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility eine zentrale Rolle. Fachleute für den globalen Handel und Compliance müssen den Themen zukünftig mehr Aufmerksamkeit schenken. Regierungen, Partner und Kunden fordern bereits umfassende Transparenz über die Lieferketten, eine Rückverfolgbarkeit und insgesamt ein hohes Mass an Verantwortung. In Verbindung mit weiteren neuen Vorgaben treibt das in den kommenden Jahren die Einführung passender digitaler Lösungen voran, die Abhilfe versprechen.
Unternehmen stehen auch bei der digitalen Transformation des globalen Handels vor grossen Herausforderungen. Das umfasst zum Beispiel die Einhaltung rechtlicher Vorschriften, die Standardisierung von Prozessen, die Interoperabilität zwischen den Systemen, die Cybersicherheit und den Datenschutz. Erfolg setzt daher die proaktive Wahl der richtigen IT-Infrastruktur voraus. Sie muss Unternehmen dazu befähigen, alle Anforderungen zu erfüllen, die festgelegten strategischen Ziele zu erreichen und die Konkurrenz abzuhängen.
▶ In dieser Rubrik äussern Vertreter aus der Lebensmittelindustrie ihre Meinung zu aktuellen Themen.
Johannes Hangl, Senior Director Solution Consulting bei e2open