Eines ist damit klar: Wir leben nicht gemäss der UNO-Definition, die Nachhaltigkeit definiert als «Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen» (Brundtland-Bericht).
Gerade die Lebensmittelherstellung spielt dabei eine ausserordentlich wichtige Rolle. Weltweit enden etwa 30% aller Lebensmittel als Verluste und gehen damit ihrem eigentlichen Zweck für den menschlichen Verzehr verloren. Zu den vermeidbaren Lebensmittelverlusten gehören u.a. Ernteverluste, Frass oder Schimmelbildung bei der Lagerung, Nebenprodukte oder Ausschuss in der Verarbeitung, nicht innerhalb der Verkaufsfrist verkaufte Lebensmittel sowie Essensreste in der Gastronomie oder Abfall im Endprodukthaushalt.
Innerhalb der entstehenden Lebensmittelverluste bergen Verluste auf Stufe der Lebensmittelverarbeitung besonderes Potenzial zur Valorisierung, da sie 27% aller durch Lebensmittel anfallenden Umweltbelastungspunkte ausmachen. Neben den bedeutenden Mengen an anfallenden Verlusten, liegen diese Produktströme in besonders homogener Form vor und bieten zudem die Möglichkeit einer zeitnahen Weiterverarbeitung. Dies bietet Potenzial zur Nutzung. Jedoch wird die Umsetzung dadurch erschwert, dass ein umfassendes Wissen über wertgebende und heikle Inhaltsstoffe, Valorisierungsmöglichkeiten und Anwendungen nur punktuell vorhanden ist. Auch spielen ökonomische Gründe oft eine wichtige Rolle, wieso Lebensmittelnebenproduktströme noch meist als Tierfutter oder Biogas enden: Der Preisdruck im Vergleich zu den Hauptproduktströmen ist hoch, während die Valorisierung einiges an Kosten mit sich bringen kann.
Es freut mich ausserordentlich, wie stark das Thema Nachhaltigkeit an der gesamten ZHAW verankert ist. Dies zeigt sich auch im guten WWF-Rating, das die ZHAW erhalten hat. Innerhalb der Forschungsgruppe Lebensmitteltechnologie beschäftigen wir uns mit Fragestellungen rund um die Entwicklung und Umsetzung von technologischen Ansätzen, die die Nachhaltigkeit der Lebensmittelwertschöpfungskette verbessern werden. Dabei pflegen wir intensiven Kontakt mit Partnern aus der Lebensmittelverarbeitung und treiben die Forschung in interdisziplinären Projekten voran. Als Beispiel seien die Bereiche der Verarbeitung nachhaltiger Rohmaterialien, der Aufwertung von Nebenproduktströmen oder die Quantifizierung der erreichten Effekte erwähnt. Diese Erkenntnisse tragen wir einerseits weiter in die Lehre, andererseits fördern wir den Wissensaustausch via wissenschaftlicher Veröffentlichungen, Präsenz in den Medien als auch Präsentationen vor verschiedenen Interessensgruppen.
Gerade kürzlich hat uns die Wädenswiler Lebensmitteltagung zum Thema Kreislaufwirtschaft in der Lebensmittelverarbeitung erneut gezeigt, dass die Zeit reif ist für einen Wandel: Die Teilnehmer zeigten sich hoch motiviert, die Herausforderungen der Lebensmittelherstellung gemeinsam anzugehen. Dies stimmt mich zuversichtlich, denn nur gemeinsam können wir die wichtigen Schritte zur Verhinderung von 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittelverlust und der Erhaltung unseres Planeten für die künftigen Generationen angehen und umsetzen.
Empack Schweiz
The Future of Packaging Technology
Datum: 22.-23. Januar 2025
Ort: Zürich (CH)