Immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten schätzen heute Tofu, Quorn und weitere pflanzliche Ersatzprodukte oder sogenannte «alternative Proteine». Hersteller bringen diese Produkte unter Marken wie «Planted», «V-Love», «Alpro» oder «The Green Mountain» auf den Markt.
Die SPA setzt sich dafür ein, dass alternative Proteine und vegane Ersatzprodukte ihren Beitrag zu einer nachhaltigeren Welt liefern können. Gemäss der «Planetary Health Diet» sollten pflanzliche Eiweisse mehr als die Hälfte unserer Eiweisszufuhr betragen und auch die Schweizer Ernährungsstrategie 2025–2032 strebt eine Stärkung der nachhaltigeren, pflanzenbasierten Ernährung an. Bei diesem «Protein Shift» für eine nachhaltigere Ernährung können pflanzliche Ersatzprodukte eine Rolle spielen.
Der Weg dahin ist komplex
Es braucht nicht nur geeignete Ackerkulturen und hochwertige Pflanzenproteine, sondern insbesondere Produkte, die von den Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten gegessen werden. Dafür entscheidend sind nach wie vor der Geschmack und der Preis. Auch wenn immer mehr Menschen als «Flexitarier» zum Teil auf den Verzehr von tierischen Lebensmitteln verzichten, muss der Masse diese Umstellung noch «schmackhaft» gemacht werden. Die aktuellen Diskussionen, dass diese Produkte «hochverarbeitet» und damit schlecht sein sollen, helfen dabei nicht.
Die laufenden Auseinandersetzungen um die richtige Bezeichnung alternativer Produkte stellt hier eine unverständliche Hürde dar. Lebensmittel aus und mit alternativen Proteinen müssen leicht erkennbar sein. Die Informationen auf der Verpackung sollen Konsumentinnen und Konsumenten eine bewusste Produktwahl und zweckmässige Verwendung ermöglichen. Dazu gehören auch Informationen mit Bezugnahme auf ähnliche tierische Erzeugnisse. Das Urteil des Bundesgerichts vom 2. Mai 2025 im Fall Planted Foods AG ist in dieser Hinsicht ein Teilerfolg, weil das Bundesgericht Bezeichnungen wie «Planted-Steak» oder «Vegi-Burger » offiziell gutheisst.
Schweizer Hülsenfrüchte wie Erbsen oder Bohnen haben grosses Potenzial, ihre Nutzung für die Produktion von Ersatzprodukten ist jedoch bislang nur im kleinen Rahmen möglich. Eine wirtschaftliche Skalierung in einem langsam wachsenden und unsicheren Markt ist schwierig, weil dafür erhebliche Investitionen, Forschung und Entwicklung nötig sind.
Die Kosten für den Aufbau des Marktes für alternative Proteine können nicht nur von der Privatwirtschaft getragen werden. Mit denen für tierische Produkte vergleichbare und fördernde Rahmenbedingungen für Anbau und Verarbeitung proteinreicher Rohstoffe in der Schweiz sind nötig, um die Selbstversorgung mit pflanzlichen Proteinquellen zu verbessern, Importabhängigkeiten zu reduzieren und die Innovation in der heimischen Züchtung – inklusive moderner Methoden – gezielt zu fördern. Das fordert ein entsprechendes Umdenken und Handeln von Politik, Gesetzgebung und Verwaltung. Und sonst stellt sich die Frage, ob zumindest neue Innovationen wie kultiviertes Fleisch und Fermentationsprodukte gefördert werden sollten, die ebenfalls einen Weg zu nachhaltigeren Lösungen im Ernährungssystem darstellen können. Viele dieser Produktinnovationen sind aber als «neuartige Lebensmittel» bewilligungspflichtig, was mit entsprechenden Kosten und Hürden verbunden ist. Die Schweiz hat das Potenzial, hier eine Vorreiterrolle für eine Umstellung zu einer nachhaltigeren, pflanzenbasierten Ernährung einzunehmen, ohne dass dies zu Lasten der weiterhin erforderlichen Tierhaltung gehen muss. Diese Chance sollten wir nicht verpassen!!
Dr. Karola Krell Zbinden, Geschäftsführerin Swiss Protein Association (SPA), Gründerin und Inhaberin Food Lex AG
▶ In dieser Rubrik äussern Vertreter aus der Lebensmittelbranche ihre Meinung zu aktuellen Themen.