«Milchforschung für vielfältige Konsumbedürfnisse»

Prof. Dr. Elisabeth Eugster, Abteilungsleiterin «Food Science & Management» an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften der Berner Fachhochschule BFH-HAFL, gibt Einblick in die Forschungsschwerpunkte für die Milchwirtschaftspraxis – sowie weitere Forschungsfelder zu neuen Technologien und Rohstoffen.

▶ INTERVIEW: PETER JOSSI

Welche Forschungsziele verfolgt Ihre Abteilung?
Elisabeth Eugster: Die Abteilung Food Science & Management FSM bearbeitet den Forschungsbereich «Lebensmittelverarbeitung und Konsum». Der Anwendungsbezug und das Verständnis für den Endkonsumenten spielen bei den Projekten eine wichtige Rolle. Innerhalb dieses Forschungsbereiches befassen wir uns mit Forschungsprojekten und Dienstleistungsmandaten, in denen es um relevante Herausforderungen der Ernährungswirtschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette geht, von der Produktion der Rohstoffe über die Lebensmittelverarbeitung und den Handel bis hin zum Konsum. Dabei werden lebensmittelwissenschaftliche, wirtschaftliche, gesundheitliche und soziale Aspekte eingeschlossen.

Welche Entwicklungen stehen dabei aus technologischer Sicht im Vordergrund?
Die Fachteams, welche die jeweiligen Projekte und Mandate bearbeiten, sind entsprechend der Fragestellung interdisziplinär zusammengesetzt und stammen aus verschiedenen Abteilungen der BFH. Unsere Forschungsaktivitäten konzentrieren sich momentan auf die Bereiche Ressourceneffizienz und Valorisierung von Nebenströmen, proteinbasierte Lebensmittel und alternative Proteinquellen, digitale Lebensmittelproduktion und 3D-Druck-Technologie, innovative Produktions-, Prozess- und Produktkonzepte sowie Konsumentenverhalten.

Was sind derzeit die Forschungsschwerpunkte Ihrer Abteilung für die Milchverarbeitung?
Aus Tradition bearbeiten wir Forschungsprojekte rund um die Milchverarbeitung. Momentan beschäftigen uns gerade Forschungsfragen zu Herstellung und Konsum von Milchalternativen auf pflanzlicher Basis ausgehend von der Fragestellung «Welche ernährungsbedingten Folgen kann der Konsum von pflanzenbasierten Getränken anstelle von Kuhmilch haben?». Die Studie hat gezeigt, dass der Konsum von Milchalternativen anstatt Kuhmilch einen anderen Beitrag zur Nährstoffversorgung leistet. Der Ersatz von Kuhmilch allein durch pflanzenbasierte Getränke sollte deshalb mit Vorsicht angegangen und mögliche resultierende Nährstoffdefizite sollten mit anderen Nährstoffquellen ausgeglichen werden.

Welcher Praxisnutzen ist vom Forschungsziel «Valorisierung von Nebenströmen aus der Milchverarbeitung» zu erwarten?
In der Schweiz werden pro Jahr rund 3,4 Mio Tonnen Milch produziert (Quelle: TSM Treuhand GmbH, 2018, Anm. der Redaktion). Nur ca. 11 Prozent werden davon als Konsummilch verkauft, der Rest wird zu Milchprodukten verarbeitet. Dabei entstehen als Nebenströme in der Milchverarbeitung hauptsächlich Molke, daneben auch quantitativ in geringerem Umfang Buttermilch. Im Hinblick darauf, dass Molkenproteine ernährungsphysiologisch wertvoll sind und Molke bisher quantitativ nur in geringem Umfang in menschliche, dafür überwiegend in die tierische Ernährung gelangt, entwickeln wir intelligente Prozesse, mit denen Molke verstärkt als menschliches Nahrungsmittel verwendet werden kann.

Herkunft, Identität und Qualität sind für die Milchwirtschaft von grosser Bedeutung – welche Forschungsarbeiten betreuen Sie in diesem Bereich?
In einem weiteren Forschungsprojekt, das im Rahmen einer Doktorarbeit zusammen mit der Uni Fribourg und Agroscope durchgeführt wird, geht es um die Aromabildung in gereiftem Käse. In fermentierten Lebensmitteln wie Käse, Wurstwaren und Wein sind oftmals Pediokokken nachzuweisen. So sind beispielsweise Pediococcus acidilactici und Pediococcus pentosaceus regelmässig im Mikrobiom von Schweizer Rohmilchkäsen anzutreffen. Im Rahmen der Forschungsarbeit wird der Aminosäurestoffwechsel dieser Bakterien untersucht, um ihren Einfluss auf das Käsearoma und die Käsequalität zu verstehen.

Welche Auswirkungen haben die Verarbeitungsverfahren aus Forschungssicht auf die Verträglichkeit von Milchprodukten?
Fragen zu Laktoseintoleranz und Milchproteinallergie tauchen immer wieder auf. Antworten dazu finden sich zwischenzeitlich genügend evidenzbasiert in der wissenschaftlichen Literatur. Wir nutzen unser breites Wissen im Bereich der Milchtechnologie, der Fermentationstechnologie und unsere einzigartige Infrastruktur, um Prozesse zur schonenden Herstellung verschiedener Milchprodukte aus beispielsweise Molke oder Kolostralmilch zu entwickeln. Durch die Fermentation der Milch mit Milchsäurebakterien wird die Laktose zum grossen Teil abgebaut, sodass beispielsweise gereifte Käse von laktoseintoleranten KonsumentInnen ohne Probleme gegessen werden können.

Welche Ziele stehen bei der Forschung zu alternativen Proteinquellen im Vordergrund?
Seitens Lebensmittelindustrie zeichnet sich ein klarer Trend zur Produktion pflanzlich basierter, proteinreicher Produkte für die menschliche Ernährung ab. Im Jahr 2016 waren knapp 68 Prozent der weltweit produzierten Fleischersatzprodukte aus Sojaprotein (Quelle: Technavio 2017, Anm. der Redaktion). Um Importen von Soja oder anderen proteinreichen Pflanzen aus nicht nachhaltigem Anbau in Südamerika oder Asien vorzubeugen, haben wir zusammen mit unseren Kolleginnen aus den Abteilungen Ernährung und Agronomie eine Evaluierung der lokalen Erzeugung von proteinreichen Pflanzen und deren direkten Weiterverarbeitung zu Lebensmitteln geprüft und publiziert.

Welche Erkenntnisse für die Lebensmittelpraxis ergeben sich daraus?
Die Ackerbohne, die Stangenbohne und die Lupine eignen sich besonders gut für den Anbau in der Schweiz. Verschiedene geeignete Aufarbeitungsschritte erlauben die Herstellung proteinreicher Konzentrate und Isolate, die anschliessend mittels Kochextrusion in unserer Technologiehalle texturiert werden können. Die Degustation der ersten Muster hat gezeigt, dass weitere Forschungsarbeiten notwendig sind, um organoleptische Eigenschaften zu verbessern und gleichzeitig ernährungsphysiologisch ungünstige Verbindungen zu entfernen.

Arbeiten Sie in den Projekten auch mit anderen Forschungsinstitutionen zusammen?
Die Abteilung FSM setzt besonderen Wert auf die Zusammenarbeit mit der Lebensmittelbranche und anderen Forschungsinstitutionen. Je nach Projekt werden massgeschneiderte Partnerschaften gebildet. Eine besonders enge und erfolgreiche Zusammenarbeit in der Lehre und Forschung pflegen wir seit fast 50 Jahren mit Agroscope Liebefeld. In gemeinsamen Projekten ergeben sich Synergien aus Know-how und Infrastruktur, die für beide Seiten sehr gewinnbringend sind.

Wie gelingt es, aus der Forschung Nutzen für die Konsumentinnen und Konsumenten zu stiften?
Wir verstehen die Konsumentinnen und Konsumenten! Dank unseren Kompetenzen in der Lebensmitteltechnologie, Lebensmittelsicherheit, Lebensmittelwirtschaft, Sensorik, im Innovationsmanagement sowie in allen nachgelagerten Bereichen wie dem Konsumverhalten und der Ernährung sind wir in der Lage, Produkte und Marktleistungen bedürfnisgerecht für die Nutzerinnen und Nutzer zu entwickeln.

Ihre Abteilung verfügt über eine sehr moderne, neu eingerichtete Technologiehalle. Genügt sie Ihren Forschungsvorhaben?
Selbstverständlich! Insbesondere im Bereich der Milchverarbeitung können wir auf unsere sehr modern eingerichtete Technologiehalle zählen. Hypothesen und Lösungsansätze, die auf Laborebene experimentell erarbeitet wurden, können unter industriellen Bedingungen geprüft werden. Wir besitzen die notwendige Infrastruktur, um alle wichtigen Prozesse der Milchprodukteherstellung durchzuführen. Besonders hervorheben möchte ich unseren Sprühtrocknungsturm, die Walzentrocknungsanlage und die Membrantrennanlagen zur Mikro-, Ultra- und Nanofiltration. In unserer Technologiehalle lassen sich alle in der Lebensmitteltechnologie wichtigen Prozesse durchführen.

Bachelor of Science
in Lebensmittelwissenschaften Im Studium Lebensmittelwissenschaften erhalten die Studierenden die theoretischen Grundlagen für ihre künftige Berufstätigkeit und erarbeiten sich ihr Wissen auch in unmittelbarem Bezug zur Praxis. Schweizweit einmalig ist die Verbindung der klassischen Lebensmitteltechnologie mit betriebswirtschaftlichem und konsumwissenschaftlichem Know-how in einem einzigen Studiengang.
www.hafl.bfh.ch/studium/bachelor-lebensmittelwissenschaften

Master of Science in Life Sciences – Food Nutrition & Health
Das Masterstudium in Food, Nutrition & Health vermittelt den Studierenden die nötigen Kompetenzen in einem zukunftsgerichteten Arbeits- und Forschungsbereich. Das Studienangebot an der Schnittstelle von Lebensmitteltechnologie und Ernährung / Diätetik ist in der Schweiz und den umliegenden Ländern einzigartig.
www.hafl.bfh.ch/studium/master-in-life-sciences-food-nutrition-and-health.html



LEBENSMITTEL-INDUSTRIE 9/10 2018

EVENTS

IFAT

Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft

Datum: 13.-17. Mai 2024

Ort: München (D)

VITAFOODS EUROPE

Messe für Nutraceuticals, Functional Food & Drinks

Datum: 14.-16. Mai 2024

Ort: Genf (CH)

drupa

Weltweit führende Fachmesse für Drucktechnologien

Datum: 28. Mai-07.Juni 2024

Ort: Düsseldorf (D)

ArbeitsSicherheit Schweiz

Fachmesse für Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz

Datum: 05.-06. Juni 2024

Ort: Zürich (CH)

Achema

Internationale Leitmesse der Prozessindustrie

Datum: 10.-14. Juni 2024

Ort: Frankfurt am Main (D)

SENSOR + TEST

Internationale Fachmesse für Sensorik, Mess- und Prüftechnik

Datum: 11.-13. Juni 2024

Ort: Nürnberg (D)

Swiss Green Economy Symposium

Das Swiss Green Economy Symposium ist die umfassendste Konferenz zu Wirtschaft und Nachhaltigkeit mit zunehmend internationaler Ausstrahlung. Seit 2013.

Datum: 27.-29. August 2024

Ort: Winterthur (CH)

all about automation

Fachmesse für Industrieautomation

Datum: 28.-29. August 2024

Ort: Zürich (CH)

maintenance Schweiz

Schweizer Fachmesse für industrielle Instandhaltung und Facility Management

Datum: 28.-29. August 2024

Ort: Zürich (CH)

Ilmac Lausanne

Networking. Forum. Aussteller

Datum: 18.-19. September 2024

Ort: Lausanne (CH)

FachPack

Europäische Fachmesse für Verpackung, Technik, Veredelung und Logistik

Datum: 24.-26. September 2024

Ort: Nürnberg (D)

W3+ Fair Jena

Europas führende Plattform für Forschung und Innovationskraft

Datum: 25.-26. September 2024

Ort: Jena (D)

SÜFFA

Die Fachmesse für die Fleischbranche

Datum: 28. - 30. September 2024

Ort: Stuttgart (D)

IN.STAND

Die Messe für Instandhaltung und Services

Datum: 08.-09. Oktober 2024

Ort: Stuttgart (D)

Chillventa

Weltleitmesse der Kältetechnik

Datum: 08.-10. Oktober 2024

Ort: Nürnberg (D)

SIAL

Fachmesse für Nahrungsmittel-Innovationen

Datum: 19.-23 Oktober 2024

Ort: Paris (F)

Südback

Fachmesse für das Bäcker- und Konditorenhandwerk

Datum: 26.-29. Oktober 2024

Ort: Stuttgart (D)

ALL4PACK EMBALLAGE

The global marketplace for Packaging Processing Printing Handling

Datum: 04.-07. November 2024

Ort: Paris (F)

Brennpunkt Nahrung

Fachkonferenz über Trends, Märkte und Management

Datum: 5. November 2024

Ort: Luzern (CH)

5. Future Food Symposium

 «Made in Switzerland - Gute Partnerschaften für mehr Ernährungssouveränität»

Datum: 8. Februar 2024

Ort: Online-Event (CH)

electronica

Weltleitmesse und Konferenz der Elektronik

Datum: 12.-15. November 2024

Ort: München (D)

Fi Europe

Internationale Fachmesse für Lebensmittelzusatzstoffe

Datum: 19.-21. November 2024

Ort: Frankfurt (D)

BrauBeviale

Europäische Fachmesse für die Getränkewirtschaft

Datum: 26.-28. November 2024

Ort: Nürnberg (D)

BioFach

Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel

Datum: 11.-14. Februar 2025

Ort: Nürnberg (D)

CCE International

Europas wichtigster Branchenevent für die Wellpappen- und Faltschachtelindustrie.

Datum: 11.-13. März 2025

Ort: München (D)

IFFA

Internationale Leitmesse – Technology for Meat and Alternative Proteins

Datum: 03.-08. Mai 2025

Ort: Frankfurt (D)

TUTTOFOOD

Internationale B2B-Messe für Food & Beverage

Datum: 05.-08. Mai 2025

Ort: Mailand (I)

iba

Die führende Weltmesse für Bäckerei, Konditorei und Snacks

Datum: 18.-22. Mai 2025

Ort: München (D)

LABVOLUTION

Europäische Fachmesse für innovative Laborausstattung und die Optimierung von Labor-Workflows

Datum: 20.-22. Mai 2025

Ort: Hannover (D)

Automatica

Die Leitmesse für intelligente Automation und Robotik

Datum: 24.-27. Juni 2025

Ort: München (D)

SINDEX

Schweizer Messe für industrielle Automatisierung

Datum: 02.-04. September 2025

Ort: Bern (CH)

Drinktec Deutschland

Auf der Weltleitmesse der Getränke- und Liquid-Food-Industrie

Datum: 15.-19. September 2025

Ort: München (D)

Oils + fats

Leitmesse der Öl- und Fettindustrie in Europa.

Datum: 15.-19. September 2025

Ort: München (D)

Ilmac

Fachmesse für Prozess- und Labortechnologie

Datum: 16.-18. September 2025

Ort: Basel (CH)

AM Expo

Fachmesse und Symposium: Inspiration, Weiterbildung und Netzwerk

Datum: 16.-17. September 2025

Ort: Luzern (CH)

CMS Berlin

Internationale Leitmesse für Reinigung und Hygiene

Datum: 23.-26. September 2025

Ort: Berlin (D)

POWTECH

Pharma.Manufacturing.Excellence

Datum: 23. - 25. September 2025

Ort: Nürnberg (D)

Anuga

Weltweite Ernährungsmesse für Handel und Gastronomie/Ausser-Haus-Markt

Datum: 04.-08. Oktober 2025

Ort: Köln (D)

A + A

Messe und Kongress für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit

Datum: 04.-07. November 2025

Ort: Düsseldorf (D)

igeho

Internationale Branchenplattform für Hotellerie, Gastronomie, Take-away und Care

Datum: 15.-19. November 2025

Ort: Basel (CH)

AQUA Suisse

Die Schweizer Fachmesse für kommunales und industrielles Wassermanagement.

Datum: 26.-27. November 2025

Ort: Zürich (CH)

Pumps & Valves

Die Fachmesse für industrielle Pumpen, Armaturen & Prozesse

Datum: 26. - 27. November 2025

Ort: Zürich (CH)

EuroShop

Fachmesse für den Investitionsbedarf des Handels

Datum: 22.-26. Februar 2026

Ort: Düsseldorf (D)

interpack

Führende Messe für Prozesse und Verpackung

Datum: 07.-13. Mai 2026

Ort: Düsseldorf (D)

Bezugsquellenverzeichnis