Liebe Leserin, lieber Leser

Den Nahrungsmittelherstellern geht’s tendenziell gut. Diesen Eindruck vermitteln die ersten kommunizierten Umsatzund Gewinnzahlen von 2017 sowie Prognosen, die für 2018 angestellt werden. Die optimistische Tendenz wird in Gesprächen mit Branchenvertretern bestätigt. Nur eitel Sonnenschein herrscht allerdings nicht. Das erste Swissness-Jahr wurde in der Lebensmittelindustrie nur schwer verdaut. Zwar haben sich die neuen Bestimmungen nicht primär finanziell negativ ausgewirkt, der Arbeitsaufwand wird jedoch als übertrieben hoch eingestuft (was ja auch Kosten verursacht). Und: Bauchschmerzen verursacht nach wie vor die Nachfolgeregelung des Schoggi-Gesetzes. Die Absicht von Bundesbern, die Landwirtschaft immer stärker unter «Heimatschutz» zu stellen, kommt in weiten Kreisen nicht gut an.

Trotzdem: Rein wirtschaftlich betrachtet präsentiert sich das junge 2018 vielversprechend. Und die Konsumentenstimmung deutet ebenfalls auf eine positive Entwicklung, wie eine kürzlich publizierte Studie des Meinungsforschungsinstituts Nielsen aufzeigt (Seite 6). Wenn es nämlich um die Frage geht, wo die Schweizer ihre Lebensmittel einkaufen, ergibt sich ein klares Bild: Der Einkauf von frischen Lebensmitteln im Geschäft um die Ecke hat bei vielen Konsumenten noch Priorität. Fast 70 Prozent der Konsumenten setzen immer wieder auf Geschäfte in der Nähe und kaufen dort Obst und Gemüse ein. Beim Kauf von frischem Fleisch, Fisch und Eiern liegt der Wert bei 54 Prozent, bei Backwaren bei 59 Prozent. Noch höher liegt der Index bei Milchprodukten: Hierzulande kommt bei den meisten Konsumenten – 74 Prozent! – am liebsten nur das in die Tüte, was auch von Herstellern aus der Schweiz kommt. Ergo: Kleine Geschäfte und KMU haben nach wie vor ihre Berechtigung – wenn sie ihren Job gut machen.

Das beste Beispiel dafür ist Markus Wetter, Inhaber und Geschäftsführer der Wetter Metzg in Appenzell. Er hat sich auf die Fahne geschrieben, dass er für seine Kunden auch (fast) Unmögliches herstellen kann. Haben Sie schon einmal von einem Quöllfrisch-Bierschüblig gehört oder eine Wurst mit Säntis Malt Whisky, einen Schüblig mit Heidelbeeren oder Hirschfleisch gegessen? Eben. Wetter geht sogar noch einen Schritt weiter. Exklusiv soll nicht nur der Inhalt sein, sondern auch das ganze «Drumherum». Was bei ihm heisst: Produkte müssen eine Geschichte haben. Das aus dem Journalismus bekannte «Storytelling» setzt er als Marketinginstrument ein. Die Details dazu lesen Sie in unserem Interview auf Seite 8. Fazit: Innovation und Aussergewöhnlichkeit machen sich bezahlt. Anders ausgedrückt: Machen Sie sich mit Ihren Produkten unentbehrlich, um auch künftig erfolgreich wirtschaften zu können.

Christoph Hämmig
Chefredaktor