Rückbesinnung mit Innovationspotenzial


Eine Rückbesinnung auf traditionelles Praxiswissen kann der Fleischbranche neue Chancen öffnen.

Peter Jossi

Food Waste – der trendige Begriff schafft es regelmässig in die Medien. Die Lebensmittelbranche hat die Problematik derweil längst erkannt und zur Eindämmung vielfältige Massnahmen getroffen, nicht zuletzt die Gratisabgabe abgelaufener Lebensmittel. Die Fleischbranche sieht sich mit diesen Herausforderungen seit Jahrzehnten konfrontiert. Bei den meisten Konsumenten sind sinngemäss nur noch die «Filet-Stücke» gefragt. Ganze Sortimentskategorien landen daher in der Tiernahrung oder in ausgesuchten Exportmärkten, wie Schweineohren für China oder Fischgräte als Suppengrundlage für Osteuropa. Verstärkend wirkt sich die Vegan-Bewegung aus, die Fleisch und tierische Lebensmitteln insgesamt ins Visier nimmt und dabei einen Mangel an den landwirtschaftlichen und natürlichen Zusammenhängen offenbart.

Slow Food Youth
Erfreulicherweise wächst gerade in der jungen Generation der Hunger nach traditionellem handwerklichen Wissen und hochstehendem Lebensmittelgenuss. Eines der Aushängeschilder der Leidenschaft für gutes, gesundes Essen ist Laura Schälchli. Zusammen mit Partnern aus Landwirtschaft, Verarbeitung und Gastronomie wirkt Schälchli als treibende Kraft der «Slow Food Youth»-Bewegung in Zürich. An kulinarischen Stammtischen, Koch- und Verarbeitungsworkshops zeigen Praxisfachleute ihr handwerkliches Können.

Chance für Fleischbranche
Für die fleischverarbeitende Branche öffnen solche öffentlichkeitswirksamen Auftritte die Chance, zumindest den extremsten Formen der «Filet-Stück»-Erwartung Vermarktung einen Gegentrend entgegen zu setzen. Die Rückbesinnung ist jedenfalls in der der Branche angekommen. Proviande thematisierte den «Nose to tail»-Ansatz bereits 2016 im Rahmen des Projekts «Savoir-Fair». Dabei zeigten Fachleute aus Gewerbe, Industrie und Gastronomie, wie die «Nose to tail»-Philosophie in die konkrete Praxis umsetzen lässt. Mit seiner «Bio-Metzg» in Langenthal wirkte Ernst Stettler jahrzehntelang als Pionier der Bio-Fleischverarbeitung. Seit er diese in andere Hände übergab, vermittelt er sein Wissen als selbständiger Berater. Stettler weiss aus Erfahrung: «Eine gute Biofleisch-Qualität von natürlichen, schmackhaften Biofleischwaren überzeugt selbst die «Nicht-Bio»-Kundschaft. Die Kundschaft ist heute sehr gesundheitsbewusst. Natürlich hergestellte und gleichzeitig wirklich gute Biowurst kommt ohne Zusatzstoffe und ohne Antibiotika aus. Oft sind diese Artikel dann auch speziell für Allergiker gut verträglich.»

Die traditionelle Biokundschaft ist gegenüber Fleisch teilweise sehr kritisch eingestellt. Mit dem Veganismus-Trend vertritt ein Teil der Kundschaft sogar die Ansicht, Fleisch habe im Biolebensmittelkorb nichts verloren. Ernst Stettler dazu: Die Vegan-Bewegung vergesse, dass sich Lebewesen natürlicherweise fortpflanzten. Ausserhalb von Naturreservaten böten eine ökologische Landwirtschaft und eine artgerechte Tierhaltung den geeigneten Rahmen für dieses Naturgesetz.

Naturnahe Verarbeitung von Fleisch
Das Vertrauen der Kundschaft ist gemäss Stettler mit einer naturnahen und gleichzeitig naturnahen Verarbeitung zu gewinnen. Ernst Stettler zählt die wichtigsten Faktoren auf: «Biowurst- und Biofleischwaren mit natürlichen Zutaten ohne Zusatzstoffe, hergestellt mit guter alter Handwerkskunst.» Dies widerspreche nicht einer Anpassung der Herstellverfahren und Rezepturen an heutige Qualitäts- und Gesundheitsansprüche, wie Stettler am Beispiel Nitrit erläutert: «Für die traditionellen Anwendungsbereichen von Nitrit, Phosphat und Glutamat stehen heute pflanzliche Alternativen zur Verfügung, mit Vorteilen für das Wohlbefinden und die Gesundheit. Bei fachkundiger Anwendung gehört diesen Stoffen die Zukunft.»

Die naturnahe Verarbeitung zeigt sich weit über die Biobranche hinaus als wichtiger Faktor für die Zukunft der Fleischbranche. Stettler weiss aufgrund seiner langjährigen Kundenberatung: Mit der Vermeidung chemisch-synthetischer Hilfsstoffe kann vielen Menschen mit Unverträglichkeiten geholfen werden. Eine einfache Erklärung masst er sich nicht an. Seine Vermutung: Diese Stoffe werden bei der Verdauung als «fremd» erkannt: «Das Zusammenspiel und die Wirkung der verschiedenen Bestandteile bei der Verarbeitung wäre aus dieser Sicht zu untersuchen, etwa die Auswirkungen der Molekülstrukturund Orientierung auf die neutralisierende Enzymwirkungen auf Bitterstoffe, Säuren und weitere Negativstoffe.»

Verpackung als Grundlage für Naturprodukte
Im Spannungsfeld zur Food Waste-Debatte steht die Kritik an zu viel Verpackung. Gerade bei Fleischartikeln zeigt sich jedoch die Notwendigkeit der Verpackung mit Blick auf den Produkt- und Gesundheitsschutz offensichtlich. Naturnahe Rezepturen und die Reduktion der Hilfsstoffe bei gleichbleibenden Anforderungen an die Haltbarkeit verstärken diese Herausforderung zusätzlich. Für die praxisorientierte Forschung stehen die Weiterentwicklungen beim Einsatz von natürlichen Schutzgasen (z.B. CO2) aber auch antimikrobiell aktive und feuchteregulierende Verpackungen. In der Praxis bisher nicht breit durchgesetzt haben sich dabei so genannte intelligente Verpackungen, die den Verderb der Lebensmittel etwa durch Farbveränderungen anzeigen.

Stefan Müller von der auf diese Fragestellungen spezialisierten Unternehmsberatung VBO zu den wichtigsten Entwicklungen: «Grosse Fleischverarbeiter in der Schweiz versuchen in Zusammenarbeit mit den Folienherstellern, die aufwendigen Anforderungen der Mehrschichtfolien auf immer dünnere und somit komplexere Aufbauten umzustellen.» Diese habe den Vorteil eines geringeren Materialaufwands mit entsprechendem Mehrnutzen bezüglich Nachhaltigkeit. «Die Anforderungen an die Verpackungen werden laufend komplexer», so Müller. So würden immer längere Mindesthaltbarkeits-Daten gefordert, «während gleichzeitig mit Blick auf die ältere Kundschaft und Einzelhaushalte Verpackung gefordert werden, die sich leicht öffnen und wieder verschliessen lassen.»

www.bio-coaching.ch
www.lauraschalchli.allyou.net/2983691
www.unisg.it/en/welcome-unisg
www.slowfoodyouth.ch/agenda
www.vbo-gmbh.at



Lebensmittel-Industrie Ausgabe 9/10 Oktober 2017

EVENTS

IFAT

Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft

Datum: 13.-17. Mai 2024

Ort: München (D)

VITAFOODS EUROPE

Messe für Nutraceuticals, Functional Food & Drinks

Datum: 14.-16. Mai 2024

Ort: Genf (CH)

drupa

Weltweit führende Fachmesse für Drucktechnologien

Datum: 28. Mai-07.Juni 2024

Ort: Düsseldorf (D)

ArbeitsSicherheit Schweiz

Fachmesse für Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz

Datum: 05.-06. Juni 2024

Ort: Zürich (CH)

Achema

Internationale Leitmesse der Prozessindustrie

Datum: 10.-14. Juni 2024

Ort: Frankfurt am Main (D)

SENSOR + TEST

Internationale Fachmesse für Sensorik, Mess- und Prüftechnik

Datum: 11.-13. Juni 2024

Ort: Nürnberg (D)

Swiss Green Economy Symposium

Das Swiss Green Economy Symposium ist die umfassendste Konferenz zu Wirtschaft und Nachhaltigkeit mit zunehmend internationaler Ausstrahlung. Seit 2013.

Datum: 27.-29. August 2024

Ort: Winterthur (CH)

all about automation

Fachmesse für Industrieautomation

Datum: 28.-29. August 2024

Ort: Zürich (CH)

maintenance Schweiz

Schweizer Fachmesse für industrielle Instandhaltung und Facility Management

Datum: 28.-29. August 2024

Ort: Zürich (CH)

Ilmac Lausanne

Networking. Forum. Aussteller

Datum: 18.-19. September 2024

Ort: Lausanne (CH)

FachPack

Europäische Fachmesse für Verpackung, Technik, Veredelung und Logistik

Datum: 24.-26. September 2024

Ort: Nürnberg (D)

W3+ Fair Jena

Europas führende Plattform für Forschung und Innovationskraft

Datum: 25.-26. September 2024

Ort: Jena (D)

SÜFFA

Die Fachmesse für die Fleischbranche

Datum: 28. - 30. September 2024

Ort: Stuttgart (D)

IN.STAND

Die Messe für Instandhaltung und Services

Datum: 08.-09. Oktober 2024

Ort: Stuttgart (D)

Chillventa

Weltleitmesse der Kältetechnik

Datum: 08.-10. Oktober 2024

Ort: Nürnberg (D)

SIAL

Fachmesse für Nahrungsmittel-Innovationen

Datum: 19.-23 Oktober 2024

Ort: Paris (F)

Südback

Fachmesse für das Bäcker- und Konditorenhandwerk

Datum: 26.-29. Oktober 2024

Ort: Stuttgart (D)

ALL4PACK EMBALLAGE

The global marketplace for Packaging Processing Printing Handling

Datum: 04.-07. November 2024

Ort: Paris (F)

Brennpunkt Nahrung

Fachkonferenz über Trends, Märkte und Management

Datum: 5. November 2024

Ort: Luzern (CH)

5. Future Food Symposium

 «Made in Switzerland - Gute Partnerschaften für mehr Ernährungssouveränität»

Datum: 8. Februar 2024

Ort: Online-Event (CH)

electronica

Weltleitmesse und Konferenz der Elektronik

Datum: 12.-15. November 2024

Ort: München (D)

Fi Europe

Internationale Fachmesse für Lebensmittelzusatzstoffe

Datum: 19.-21. November 2024

Ort: Frankfurt (D)

BrauBeviale

Europäische Fachmesse für die Getränkewirtschaft

Datum: 26.-28. November 2024

Ort: Nürnberg (D)

glug.swiss

Der neue Treffpunkt für Bier- und Getränkeproduzierende | vom Profi bis zum Selbstvermarkter

Datum: 06.-07. Februar 2025

Ort: Aarau (CH)

BioFach

Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel

Datum: 11.-14. Februar 2025

Ort: Nürnberg (D)

CCE International

Europas wichtigster Branchenevent für die Wellpappen- und Faltschachtelindustrie.

Datum: 11.-13. März 2025

Ort: München (D)

IFFA

Internationale Leitmesse – Technology for Meat and Alternative Proteins

Datum: 03.-08. Mai 2025

Ort: Frankfurt (D)

TUTTOFOOD

Internationale B2B-Messe für Food & Beverage

Datum: 05.-08. Mai 2025

Ort: Mailand (I)

iba

Die führende Weltmesse für Bäckerei, Konditorei und Snacks

Datum: 18.-22. Mai 2025

Ort: München (D)

LABVOLUTION

Europäische Fachmesse für innovative Laborausstattung und die Optimierung von Labor-Workflows

Datum: 20.-22. Mai 2025

Ort: Hannover (D)

Automatica

Die Leitmesse für intelligente Automation und Robotik

Datum: 24.-27. Juni 2025

Ort: München (D)

SINDEX

Schweizer Messe für industrielle Automatisierung

Datum: 02.-04. September 2025

Ort: Bern (CH)

Drinktec Deutschland

Auf der Weltleitmesse der Getränke- und Liquid-Food-Industrie

Datum: 15.-19. September 2025

Ort: München (D)

Oils + fats

Leitmesse der Öl- und Fettindustrie in Europa.

Datum: 15.-19. September 2025

Ort: München (D)

Ilmac

Fachmesse für Prozess- und Labortechnologie

Datum: 16.-18. September 2025

Ort: Basel (CH)

AM Expo

Fachmesse und Symposium: Inspiration, Weiterbildung und Netzwerk

Datum: 16.-17. September 2025

Ort: Luzern (CH)

CMS Berlin

Internationale Leitmesse für Reinigung und Hygiene

Datum: 23.-26. September 2025

Ort: Berlin (D)

POWTECH

Pharma.Manufacturing.Excellence

Datum: 23. - 25. September 2025

Ort: Nürnberg (D)

Anuga

Weltweite Ernährungsmesse für Handel und Gastronomie/Ausser-Haus-Markt

Datum: 04.-08. Oktober 2025

Ort: Köln (D)

A + A

Messe und Kongress für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit

Datum: 04.-07. November 2025

Ort: Düsseldorf (D)

igeho

Internationale Branchenplattform für Hotellerie, Gastronomie, Take-away und Care

Datum: 15.-19. November 2025

Ort: Basel (CH)

AQUA Suisse

Die Schweizer Fachmesse für kommunales und industrielles Wassermanagement.

Datum: 26.-27. November 2025

Ort: Zürich (CH)

Pumps & Valves

Die Fachmesse für industrielle Pumpen, Armaturen & Prozesse

Datum: 26. - 27. November 2025

Ort: Zürich (CH)

EuroShop

Fachmesse für den Investitionsbedarf des Handels

Datum: 22.-26. Februar 2026

Ort: Düsseldorf (D)

interpack

Führende Messe für Prozesse und Verpackung

Datum: 07.-13. Mai 2026

Ort: Düsseldorf (D)

Bezugsquellenverzeichnis