Liebe Leserin, lieber Leser

Seit Jahren ist in der Lebensmittelindustrie – wie auch in anderen Branchen – der Verdrängungswettbewerb ein grosses Thema. Der Kampf ums Überleben betrifft mehrheitlich Unternehmen im KMU-Bereich. Häufiges Szenario: Die Grossen schlucken die Kleinen. Übernommen werden aber nur die sogenannten attraktiven Betriebe, die anderen gehen mehrheitlich ein. Aber es geht auch anders, wie unser Beispiel auf Seite 8 zeigt.

Enthusiastisch kam Josef Gössi vor 20 Jahren ins Glarnerland und übernahm zuerst die Milchzentrale Ennenda, dann jene in Glarus. Eine starke Position – denkt man. Nur war dem bei weitem nicht so. Die Genossenschaften von Glarus und Ennenda – Gössis Mitbewerber – fusionierten und zentralisierten die Milchsammelstelle neu. Für den jungen Gössi, der aus dem Luzernischen ins Glarnerland «einwanderte», wurde es eng, wie er sehr bald realisierte. Die alles entscheidende Frage lautete: Was tun, um überleben zu können? Die Antwort liefert der Geschäftsmann in unserem Interview. Heute hat die Milchzentrale Glarus, die notabene keine Milchzentrale mehr ist, ihren Weg gefunden: Das Rezept heisst Nischenprodukte produzieren! Im Fall von Gössi sind das Produkte wie der unverwechselbare Ankenziger, Fondue-Mischungen, eigene Joghurts und erstklassige Glaces. Zusätzlich wird der Angebots-Mix mit exquisiten Käsespezialitäten sowie Fleischwaren aus der Region und als Zugabe mit erlesenen Weinen angereichert – und fertig ist das Erfolgsrezept. Nach zwei Jahrzehnten hat der Geschäftsmann seinen Nischenmarkt gefunden, seine Qualitäts-Produkte zeichnen sich aus, der Betrieb konnte sich etablieren.

Dem kleinen Familienunternehmen geht es mittlerweile so gut, dass Josef Gössi ausbauen will. Innerhalb von 5 Jahren beabsichtigt er, die eigene Produktion aufgrund der grossen Nachfrage schlichtweg zu verdoppeln. Gössi ist überzeugt, dass sein Firmenkonstrukt auch für andere Berufsleute als Modell für die Zukunft dienen könnte. Sein Motto, welches er fokussiert an die junge Generation richtet, lautet: Wagt etwas, nehmt euer Leben in die Hand und macht euch selbständig. Dass dies nicht einfach ist, weiss er aus eigener Erfahrung. Schmunzelnd fügt er seinen «Laufbahnrezepten» an: «Man muss gerne früh aufstehen – und mutig sein». Sein Wort in die Ohren der Newcomer-Generation.

Christoph Hämmig
Chefredaktor