Manchmal hilft auch Kommissar Zufall bei innovativen Ideen – so geschehen im Bereich Schweinefleisch. Agroscope-Fachleute staunten nicht schlecht, als sie beim Überprüfen der Fütterungsnormen Schweine ausfindig machten, die mit weniger Proteinen im Futter ähnliche Fleischleistungen erbrachten wie die anderen Mastschweine. Das bedeutet: Der effizientere Mastschweinetyp könnte komplett ohne Soja-Importe auskommen. So liessen sich schweizweit bis zu 18 Millionen Franken pro Jahr einsparen.

Und die Gesundheit? Wegen des vermehrten Gebrauchs von Antibiotika sind antibiotikaresistente Keime häufiger geworden. Man kann neue Antibiotika suchen, oder solche Keime erst gar nicht aufkommen lassen. Letzteres streben Agroscope-Fachleute an und suchen bei pflanzlichen Produkten nach potenziellen Kontaminationsquellen. Sie identifizierten das Bewässerungswasser als einen wichtigen Weg, wie Keime – darunter auch antibiotikaresistente – auf pflanzliche Lebensmittel gelangen. Daraus kommunizierte Agroscope Massnahmen für die Praxis.

All diese Innovationen gelangen nur dank modernsten Analyse-Technologien. Neue Technologien sind manchmal selber die Innovation. Wir kennen Multikopter, Smartphone-Apps und Navigationssysteme aus unserer Freizeit. Doch diese «Kinder der digitalen Welt» haben ein riesiges Potenzial, die Land- und Ernährungswirtschaft zu revolutionieren. Smart Farming lautet der Begriff dafür. In der Produktion der Zukunft wachen Computer über die Tiergesundheit, Roboter bekämpfen autonom Unkräuter, Traktoren fahren GPSgesteuert die Ernte ein. Was heute wie ein Science-Fiction-Film wirkt, könnte morgen schon Realität sein – mit erheblichem Mehrwert. Denn: Gesunde Tiere brauchen weniger Antibiotika, so lassen sich auch antibiotikaresistente Keime vermeiden. Eine gezielte mechanische Unkrautbekämpfung hilft mit, Pflanzenschutzmittel einzusparen und die Umwelt zu schonen. Ein selbständig fahrender Traktor fährt stets dieselbe Fahrspur ab und verringert so die Bodenverdichtung.

Diese Beispiele zeigen, dass Innovationen aus der Forschung und die Umsetzung in der Praxis die Schweizer Produkte noch gesünder, sicherer, preiswerter und umweltfreundlicher machen.

Michael Gysi
Chef Agroscope, Kompetenzzentrum des Bundes für die Forschung in der Land- und Ernährungswirtschaft