Wer ratet die Rater?


Lebensmittel müssen eine Vielfalt an gesetzlichen Anforderungen von Stall und Feld bis auf den Tischerfüllen. Den Schweizer Konsumenten reicht dies längst nicht mehr. Jedes Lebensmittel muss seine «Nachhaltigkeit» beweisen.  Unter besonderer Beobachtung stehen Bio- und Fair-Trade-Produkte. Konsum und Umweltorganisationen versuchen, mit Ratings Orientierungshilfe zu bieten. Gleichzeitig wächst der Ruf nach dem Nachhaltigkeitslabel.


Peter Jossi *

Für die Ernährungsbranche haben Ratingkampagnen durch den WWF, die Stiftung Konsumentenschutz (SKS) und weitere Akteure eine bedeutende Stellung gewonnen. Im Fokus der Untersuchungen stehen kritische Rohstoffe wie Palmöl oder Soja, Labelanforderungen oder die Nachhaltigkeitsstrategien ganzer Unternehmen.

Komplexe Richtlinien – wer setzt sie um?
Das WWF-Rating fand letztmals 2010 statt mit einem Versuch, für verschiedenste Labelprogramme eine möglichst einheitliche und genaue Bewertung der Nachhaltigkeitsleistungen vorzunehmen. Die komplexen Richtlinienbewertungen beruhten in erster Linie auf der Punktierung der Regelwerk-Dokumentationen. Je mehr Nachhaltigkeitsaspekte in die Richtlinien integriert sind, desto höher die Bewertung.

Was im Radar der Rating-Verantwortlichen fehlt: Je komplexer die Regelwerke, desto schwieriger und komplexer gestaltet sich der praxisfähige Vollzug. Die administrativen Aufwände stellen mittlerweile eine grosse Herausforderung dar, nicht zuletzt für Gewerbe und KMU. Könnte es sein, dass ab einer gewissen Regeldichte der gezielte Betrug dadurch nicht mehr verhindert, sondern im Extremfall erleichtert wird?

Vernetzte Verantwortung der Wertschöpfungskette
Bei der Durchsetzung umfassender Nachhaltigkeitsstandards steht der Schweizer Detailhandel in der Verantwortung, namentlich die beiden «orangen Riesen» Coop und Migros. Die Unternehmen der Schweizer Lebensmittelbranche sind sich längst gewohnt, flexibel und zeitnah QM- und Nachhaltigkeitsstandards in ihre Abläufe zu integrieren, vor allem wenn diese von den Grossverteilern als Lieferbedingungen definiert werden. Als entscheidende Faktoren erweisen sich «Vertrauensketten » langfristige Kooperationen entlang der Wertschöpfungskette und die sorgsame Beziehungspflege der involvierten Fachleute in den Betrieben, Zertifizierungsstellen und Vollzugsorganen.

WWF kritisiert selbstlancierten Standard
Im Herbst 2013 zeigte ein aktuelles WWFRating von 43 Schweizer Firmen, dass immer mehr Unternehmen zertifiziertes Palmöl für ihre Produkte verwenden. Das internationale Rating von 43 Unternehmen mit Sitz in der Schweiz wollte festhalten, wie sich der Markt für nachhaltiges Palmöl nach den Kriterien des «Roundtable on Sustainable Palmoil» (RSPO) in der Schweiz entwickelt. Der aus WWFSicht erfreuliche Befund: 60 Prozent der befragten Unternehmen nutzen RSPO-zertifiziertes Palmöl. Laut der von WWF veröffentlichten Auswertung setzen jedoch zu viele auf Zertifikate anstatt auf physisch zertifiziertes Palmöl.

Offenbar sind die genauen Marktzahlen für WWF sehr wichtig. Wer die vom WWF verlangten Standards «nur» in der Einkaufsstrategie integriert, aber keine detaillierten Mengenangaben zum Palmöl-Verbrauch in allen vermarkteten Artikeln machen konnte, fand sich automatisch in der Kategorie der «Abgeschlagenen» wieder.

Selbst für Branchenfachleute stellt sich zunächst einmal die Frage, welche Standards hier verglichen wurden und wo das konkrete Problem liegt. Der WWF kritisiert heute einen Standard, den die Umweltorganisation ab 2001 selber aufgebaut hat. Aus informellen Kooperationen mit Produzenten und grossen Handelsunternehmen ging die breit abgestützte Organisation RSPO hervor, als freiwillige Initiative aller an der Produktion, Verarbeitung und im Handel von Palmöl beteiligten Akteure mit dem Ziel, die Zerstörung von artenreichen Tropenwäldern zu begrenzen. Der WWF hat deshalb 2004 den Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO) initiiert, einen Mindeststandard für den Anbau von Palmöl.

Interessant ist nur, wer auch zahlt
Das aktuelle Rating ist offenbar von der Zielsetzung motiviert, auf die Lebensmittelbranche Druck auszuüben. Dies mag auf globaler Ebene wichtig und richtig sein. Für die Schweiz bleiben Sinn und Wirkung der aktuellen Kampagne fraglich. Das WWF-Palmrating mag für Branchenfachleute einen gewissen Informationswert haben, um die entsprechenden Marktangebote zu optimieren.

Die Erfassung dieser Daten stellt für KMUs im Gross- und Detailhandel selbst bei voller Unterstützung der WWF-Zielsetzungen zumindest eine sehr sportliche Herausforderung dar. Dies war den Rating-Verantwortlichen offensichtlich egal. Auf blankes Desinteresse stiessen auch Informationen von Unternehmen, welche Palmöl durch weniger problematische Rohstoffe europäischer Herkunft ersetzen. Angesichts der Art und Weise der Befragung war vielleicht besser beraten, wer gar nicht erst den «Fehler» machte, den WWF-Fragebogen gewissenhaft auszufüllen.

Transparenz und Rollenklärung nötig
Das WWF-Ziel, zusammen mit den betroffenen Unternehmen und insbesondere mit dem Detailhandel Nachhaltigkeitsstandards zu etablieren und im Markt durchzusetzen, ist grundsätzlich zu begrüssen. Bei der Entwicklung und Etablierung von Nachhaltigkeitsstandards ist ein gewisser Wettbewerb sinnvoll. Aus Praxissicht sollte der WWF dies fördern oder zumindest nicht aktiv bekämpfen. Genau dies ist aber nicht der Fall. In aller Regel wirkt der WWF gezielt auf die Etablierung von Monopolstandards hin, wie etwa dem MSC-Label im Bereich nachhaltige Fischerei.

Für die Zukunft wäre zu wünschen, dass der WWF bei seinen Partnerschaften und Kampagnen stärker die Situation von Gewerbe und KMU berücksichtigt. Mehr Transparenz und Klarheit bei der Rollen und Gewaltentrennung wäre im Sinne der Zielsetzungen in Zukunft optimal, auch was die Finanzflüsse angeht. Im aktuellen Jahresbericht zeigt der WWF nun immerhin transparent die wesentlichen Wirtschaftspartnerschaften auf.

* Der Autor ist Berater für die Ernährungswirtschaft, www.bionetz.ch

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Bezugsquellenverzeichnis